>> Kapitel 1 <<

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Hektisch wischte Becca über einen gerade frei gewordenen Tisch, räumte das dreckige Geschirr und die Gläser weg und füllte den Serviettenständer wieder auf, ehe sich Alessandro Yakavetta hinsetzen konnte. Er kam mit seiner ganzen Bagage an – von den Bodyguards Philipe und Marco über den Finanzmeister der Familie, Antonio, bis zu seinem ekelerregenden Handlanger Diego. Sie waren alle dabei. Immer und egal wo Alessandro auftauchte.

Becca eilte zurück hinter den Tresen, um die Getränke vorzubereiten, die die Männer sich jedes Mal bestellten, wenn sie hier eintrafen.

„Liv", rief sie in den hinteren Teil des Restaurants, der hauptsächlich das Lager und den Pausenraum darstellte. „Liv!"

Abgehetzt kam diese mit zwei Flaschen Bier aus der Kühlkammer gerannt.

Während Becca sie anheizte noch schneller zu sein, holte sie gleichzeitig fünf Gläser aus dem Regal und füllte sie mit den gewünschten Getränken der Männer.

Hierbei zählte jede Sekunde, denn die Männer – vor allem Alessandro – warteten ungern.

Sobald der letzte Tropfen Bier im Glas war, eilte sie mit dem vollen Tablett zu dem Tisch in der hintersten Ecke des Restaurants und stellte die Getränke vor den richtigen Gesichtern ab.

„Wird ja mal Zeit", beschwerte sich Diego augenblicklich und warf ihr einen schmierigen und verächtlichen Blick zu. Sein ganzes Aussehen war einfach nur widerlich. Fettige und zurückgegelte lockige schwarze Haare, buschige dunkle Augenbrauen und eine Wampe, die aus seiner Hose quoll, als sei er ein überdimensionaler Muffin. „Ihr wisst doch, was wir haben wollen. Wie oft müssen-"

„Sschhh...schhh", machte Alessandro auf einmal und legte seinen Finger, der mit drei klobigen Goldringen geschmückt war, an die Lippen und bedeutete Diego, dass er sofort seine Klappe zu halten hatte. Eingeschüchtert sah dieser zu Boden und fixierte mit seinem Blick eine der Fliesen.

Alessandros Blick wanderte von meinem Gesicht an meinem Körper entlang und Becca fühlte sich augenblicklich noch unbehaglicher. Er musterte mit schmierigem Blick ihr Dekolleté, weswegen sie unweigerlich ein Stück zurückwich.  Alessandro wäre vielleicht gar nicht so ein schlechtaussehender Typ, wenn man nicht wusste, wie er wirklich war. Sein Charakter machte ihn so hässlich wie sie selten jemanden erlebt hatte. Und er war nur einer der Söhne von Don Yakavetta, dem hiesigen Kopf der italienischen Mafia.

„Die beiden Süßen hier geben sicher ihr bestes, stimmt's Becky?", sagte er und zog Becca plötzlich mit einem Ruck an sich heran. Seine Finger griffen um ihren Körper und hatten sie in einer Art Klammergriff. Sie spürte, wie seine Finger langsam an ihrem Rücken hinabglitten und sich ihrem Hintern näherten. Wie oft berührte er sie oder ihre Schwester auf die Art und Weise.

Becca räusperte sich und setzte trotzdem ein Lächeln auf.

„Wer will ein Aperitif?", fragte sie mit entzückend hoher Stimme, während sie in die Hände klatschte und jedes einzelne Gesicht der Männer musterte.  

„Kommt sofort", verkündete sie, ohne wirklich eine Antwort bekommen zu haben. Sie wollte einfach nur weg von denen. Schnell befreite Becca sich mit einer einzigen Bewegung aus Alessandros Armen und lief zurück hinter den Tresen, wo ihre Schwester auf sie wartete.

„Haben sie dich schon wieder angefasst?", fragte Liv erbost und warf einen bösen Blick zum Tisch hinüber.

„Nein, alles gut", besänftigte Becca sie. Doch Liv's Blick verriet ihr, dass sie ihr nicht glaubte. „Ich konnte rechtzeitig die Reißleine ziehen."

Ihr Blick lag immer noch skeptisch auf Becca, als sie sich in die Küche begab und Luigi zurief, dass eine Platte Aperitifs gewünscht war.

Als Becca zurück zur Theke laufen wollte, sah sie im Augenwinkel die silberne Dose für Zigaretten aus Liv's Handtasche linsen.

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