>> Kapitel 11 <<

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Schweigend saßen die Brüder und Becca in der Wohnung und hingen ihren eigenen Gedanken nach. 

Becca lehnte an der Wand und ließ ihren Blick nach draußen über die Straßen wandern.

Sie beobachtete die Leute und die Autos, die an der Wohnung vorbeizogen. Gedankenverloren spielte sie an dem Verband ihres Beines herum, den sie durch die Jogginghose fühlen konnte.

Seit zwei Tagen nun trug sie Murphys Kleidung und sie fühlte sich mehr als unwohl.

Nicht nur was die Klamotten anging, auch die Stimmung zwischen ihnen war unbehaglich, angespannt irgendwie.

Becca war noch immer wütend über die Aktion der Brüder und hatte eigentlich auch nicht vor ihnen zu verzeihen. Dennoch musste sie sich eingestehen, dass sie sich sicherer in ihrer Gegenwart fühlte.

Allerdings würde sie sich auch in ihren eigenen Klamotten wohler fühlen.

„Ich will zu unserer Wohnung", sprach sie deswegen ihren Gedanken laut aus, wandte sich aber nicht einmal zu den beiden Brüdern um. Diese tauschten jedoch einen skeptischen Blick miteinander aus.

„Bist du dir sicher, dass du da hin-"

„Ja, ich renne garantiert nicht bis zum Ende meines Lebens in Murphys Klamotten herum", polterte sie motzend und drehte sich jetzt doch zu den beiden um. „Irgendwann muss ich da wieder raus."

Sie schaute in die Gesichter der beiden Brüder und traf auf Sorge.

Es war das erste Mal, dass die beiden sie so offensichtlich besorgt ansahen.

Sie seufzte und gab nach. „Na schön. Ich will nur kurz dahin, um Klamotten für mich und Liv zu holen, okay?", erklärte sie und schob einen weiteren Versöhnungsvorschlag hinterher. „Einer von euch kann mich ja begleiten."

Begeisterung klang zwar anders, aber das war immerhin eine Maßnahme, um sie im Auge behalten zu können.

Connor und Murphy wechselten einen Blick und schließlich stimmten sie mit einem Nicken zu.

Becca nickte ebenfalls und schaute wieder durch das Fenster nach draußen.

Am frühen Abend saßen die drei noch immer in der Bude herum und wussten nichts mit sich anzufangen. Keiner wollte die Wohnung verlassen und Becca einem unnötigen Risiko aussetzen.

Von Rocco hatten sie seit dem Abend nichts mehr gehört. Er würde sich erst melden, wenn er was herausgefunden hatte.

Becca saß wieder auf dem Sessel, während Connor auf der Couch lag und halb am Dösen war, lehnte Murphy mit dem Hintern an der Küchenzeile und beschäftigte sich mit seinem Feuerzeug.

Becca beobachtete ihn und sah ihm dabei zu, wie er sich eine Zigarette anzündete.

Murphys Blick huschte durch den Raum und fing ihren auf. Becca fühlte sich ertappt, wollte dies jedoch nicht zu offensichtlich zeigen.

Lange ruhten ihre Blicke auf dem jeweils anderen, bis Murphy sich irgendwann umdrehte und ihr den Rücken zuwandte.

„Darf ich auch eine?", fragte sie schließlich, woraufhin Murphy wieder zu ihr sah. Fragend hob er eine Augenbraue.

Nicht, dass er nicht wusste, was sie von ihm wollte, sondern weil er wusste, dass sie aufgehört hatte.

Murphy zuckte mit den Schultern, zog eine Zigarette aus seiner Schachtel und warf sie Becca samt Feuerzeug zu.

Becca sah ihm dabei zu, wie er sich Richtung Couch bewegte, die Füße seines Bruders von den Sitzen fegte und sich mit einem Plumps fallen ließ.

Verschlafen blinzelte Connor zu Murphy und zeigte ihm den Mittelfinger.

BrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt