Luigi hatte mittlerweile die Aperitifs fertig, welche Becca auf dem Weg von ihrer kurzen Pause, wieder mit nach vorn brachte. Schnellen Schrittes ging sie zu dem Tisch mit den fünf Machos und servierte ihnen die Aperitifs. Sie war so schnell wieder vom Tisch verschwunden, dass Alessandro keine Chance hatte sie wieder zu begrabschen.
Als Becca wieder zurückkam, betrachtete Liv sie eindringlich.
„Du bist sauer", stellte Liv fest, während Becca sich ein dreckiges Glas nahm und es in der Spüle spülte.
„Nein", kam es knapp von ihr.
„Und ob. Tu nicht so."
„Und wenn schon."
„Kannst du es nicht verstehen, warum ich das Foto behalten habe?" Traurig blickte Liv ihre Schwester an. Gereizt stellte sie das Glas mit einem Knall auf der Theke ab.
„Ehrlich gesagt, Liv, nein. Das kann ich nicht. Erklär mir warum."
Stutzig schauten sie sich an und Liv musterte Becca's vor Wut zitternde Hand, die noch immer auf dem Glas ruhte.
„Sie waren Teil unseres Lebens. Zwei Jahre lang. Wie kannst du sie denn so einfach aus deinem Leben werfen?"
„Weil sie das Gleiche mit uns gemacht haben", konterte Becca zischend. „Sie haben sich verpisst, Liv. Kapier das doch endlich - wir waren nichts als Zeitvertreib für-"
Plötzlich ertönte die Glocke der Ladentür und ein abgehetzter Mann mit deutlich schwitzender Stirn kam hereingelaufen. Hektisch das Bistro mit seinem Blick absuchend, entdeckte er schließlich Alessandro und seine Gefolgsleute an dem Tisch in der Ecke.
„Alessandro! Alessandro!", rief er aufgebracht und stürmte zu ihm hin.
„Pietro", lachte dieser gelassen. „Was ist nun schon wieder. Komm, setz dich und beruhige dein aufgebrachtes Gemüt mit einem Glässchen-"
„Leonardo ist tot!", rief er plötzlich und augenblicklich war es totenstill im Raum. Alle Blicke wanderten nun zu Alessandro und warteten gespannt auf seine Reaktion.
„Was?", fragte dieser und stand erzürnt auf. „Wie? Wann?"
„Es waren die Heiligen!", berichtete der Schlaksige stotternd. „Sie haben ihn und seine drei Freunde gerade in seinem Apartment gefunden."
„Merda Dannazione!", donnerte Alessandro plötzlich los, sprang auf und feuerte seinen Stuhl mit einem lauten Knall in die Ecke. Er fluchte weiter auf Italienisch und wir verstanden kaum ein Wort, doch was immer es war, ein Stoßgebet war es sicher nicht.
Liv und Becca kannten Leonardo ebenfalls. Es war einer von Alessandros jüngeren Brüdern. Er hatte noch nicht so viel Dreck am Stecken wie er, das wäre jedoch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er aufgeholt hätte.
Neugierig beobachteten die beiden Schwestern die Szene. Selten hatten sie persönlich mitbekommen, wenn die Yakavetta Familie erfuhr, dass irgendwer einer ihrer Leute umgelegt hatte. Diesmal war es aber noch etwas anderes. Diesmal war es ein direktes Familienmitglied, welches das Zeitliche gesegnet hatte.
„Die Heiligen? Bist du dir sicher, Pietro?" Alessandros Hand packte den Arm des Mannes ganz fest und schüttelte ihn. Dieser nickte eifrig und kreuzigte sich mit verschwitzter Stirn.
„Verdammtes Pack!", rief er wütend aus, drehte sich um und feuerte den Teller samt Aperitifs gegen die, mit Spiegeln verzierte, Wand. Der Teller zerbrach in tausend Teile – genau wie der Spiegel. Scherben breiteten sich über den Fliesen aus und verteilten sich über den gesamten Boden.

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Brothers
Fiksyen SainsVor ihrer Zeit als die Heiligen verbrachten Connor und Murphy ihre Zeit mit den Schwestern Becca und Liv. Aufgrund ihrer neuen Karriere mussten die MacManus ihr altes Leben schweren Herzens und zum Schutz der Schwestern hinter sich lassen. Nun führt...