>> Kapitel 4 <<

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„Komm!", rief Becca ihrer Schwester eilig zu, die die letzten Stufen des Treppenhauses beinahe springen musste. „Schneller, Liv!"

Abgehetzt kamen sie auf der Straße an und liefen einfach in irgendeine Richtung. Schnell rief Becca ein Taxi herbei, welches gerade an ihnen vorbeifahren wollte. Es hielt und sie schmissen sich samt ihren Reisetaschen auf die Rückbank.

„Wo soll es hingehen?", fragte der Fahrer mit einem ausländischen Akzent.

„Egal – fahren Sie erst mal", verkündete Becca und schaute sich hektisch nach hinten um. Sie wusste nicht, ob ich es nur Zufall war oder nicht – aber genau in diesem Moment hielt ein schwarzer Wagen mit getönten Scheiben auf der anderen Straßenseite, weswegen sie sich unweigerlich duckte.

„Kannst du mir bitt erklären, was das soll? Was ist in dich gefahren?", fragte Liv und packte ihre Schwester am Arm, damit sie sie ansah. Becca erkannte an ihren Augen, dass sie ihr Angst eingejagt hatte. Bis jetzt hatte Becca auch noch nicht die Zeit gefunden ihr alles genau zu erklären.

„Die Lampe", keuchte sie dann herzrasend. „Am Laptop. Sie war an."

„Und?", fragte Liv mit hochgezogenen Augenbrauen nach. „Was ist daran so schlimm?"

„Sie überwachen uns", presste Becca panisch hervor und holte aus ihrer Jackentasche ihr Handy.

„Gib mir deins", forderte sie und riss es Liv beinahe aus der Hand. Schnell kurbelte sie das Fenster herunter und schmiss die beiden Handys aus dem Fenster.

Wütend starrte Liv ihre große Schwester an.

„Was zum Teufel sollte das, Becca? Das war ganz neu!"

„Verstehst du es denn nicht?", schrie Becca sie an. Wie konnte sie es denn nicht merken?

„Wir wurden überwacht! Die Lampe am Laptop bedeutet, dass die Kamera an war. Und wenn die an war, bedeutet das-"

„Dass uns jemand hören konnte. Also auch das über Mu-"

Schnell schlug Becca ihr eine Hand auf den Mund. Sie durften den Namen der beiden nie wieder erwähnen. Unter keinen Umständen. Panikerfüllt schaute Becca nach vorne und erkannte, dass der Taxifahrer sie mit merkwürdigem Blick musterte.

„Wo sollen wir denn jetzt hin?", fragte Liv mit glasigen Augen. „Was sollen wir jetzt machen, Becca?" Diese überlegte fieberhaft, was sie als nächstes tun sollten. Wo sollten sie nur hin? Wo konnten sie sich verstecken? Es war nirgends mehr sicher für die beiden. Nicht mal mehr in diesem Taxi.

Becca schaute sich auf den Straßen um und erkannte, dass sie in einem Viertel Bostons waren, der ihr nicht sonderlich bekannt war.

„Da vorne rechts", wies sie dann den Fahrer an. „Da können Sie uns dann rauslassen."

„Was hast du vor?", zischte Liv ihr zu. „Was soll das?"

„Wir müssen das Taxi wechseln", begründete sie ihre Entscheidung. „Wir sollten es so oft wechseln, wie wir nur können."

„Und wo wollen wir dann hin?", fragte Liv sie und zerrte an ihrem Ärmel wie ein kleines verängstigendes Kind.

„Ich weiß es auch nicht, okay?", fauchte diese gereizt. „Erst einmal weg hier!"

Gott verdammt, sie hatte so etwas doch auch noch nie gemacht!

Das Taxi hielt und während Liv schon dabei war auszusteigen, schmiss Becca dem Fahrer das Geld nach vorne und krabbelte ebenfalls aus dem Wagen.

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