Nach dem Streit zwischen Artemis und den beiden Jungen herrschte Stille zwischen den zwei Fronten.
Obwohl es gerade mal ein paar Stunden her war, war Hermine es schon leid und fragte sich ernsthaft, wie Artemis es über einen Monat lang so aushielt. Nichtsdestotrotz wollte sie sich nichts anmerken lassen und ging zum Quidditch Match, um Harry anzufeuern - ohne zu erwarten, dass Artemis auch da sein würde. Als sie vom Weiten jedoch Snape bemerkte, erblickte sie nicht viel später auch das Mädchen, das ganz in seiner Nähe war. »Was ist los, Hermine? Ist da etwas?«, fragte Ron, der ihren Blick bemerkte. Sie schüttelte abrupt ihren Kopf. »Nein, nichts.«Auf der anderen Seite des schuleigenen Stadions sahen Artemis und Lisa gerade in die Richtung der Quidditchspieler, die inzwischen das Spielfeld betraten. Der kleine Erstklässler tanzte inmitten der älteren und vor allem größeren Spieler ganz schön aus der Reihe. »Die beiden werden schon noch zur Besinnung kommen«, flüsterte Lisa, als die den Blick ihrer Freundin bemerkte. Diese hingegen blieb stur. »Ob sie es einsehen oder nicht ist mir egal. Sie sollen einfach damit aufhören, mit solchen unwahren Anschuldigungen um sich zu werfen, als wären es Schokofrösche, die auf den Sprung warten.«
Lisa lachte über den Vergleich, obwohl sie ihn nicht ganz verstand. Doch bevor sie nachfragen konnte ertönte bereits das Pfeifen von Madam Hooch, womit das Spiel auch schon begann. Die vielen Besen flogen hoch und Angelina Johnson übernahm augenblicklich den Quaffel, woraufhin Lee Jordan einen Kommentar abließ, der in den Augen von Professor McGonagall wohl nicht dringend notwendig war. »JORDAN«, hörte man die strenge Lehrerin rufen, bevor der Junge sich entschuldigte und weitermachte.
Das ging eine ganze Zeit so weiter - McGonagall, die wegen Jordan fast selbst zum Kommentator wurde und die Slytherins, besonders aber ihr Kapitän Marcus Flint, die alles versuchten, um zu gewinnen - bis der Schnatz ins Bild kam und es interessant wurde.
Harry und Terence Higgs, der Sucher der Slytherins, flogen beide dem Schnatz hinterher, während sie sich dabei ein erbittertes Zweierduell lieferten. Der junge Gryffindor konnte Higgs nach einer kurzen Zeit abwimmeln, wurde dabei jedoch von Marcus Flint abgeblockt und flog nun ziemlich unsicher zehn Meter über dem Boden umher, da er die Kontrolle über seinen Nimbus 2000 verloren hatte.
»Foul!«, schrien die Gryffindors, und obwohl Artemis momentan nicht gut auf ihren Sucher zu sprechen war, verfluchte auch sie in Gedanken Flint. So etwas war einfach nur widerwärtig unfair und vor allem gefährlich. Anscheinend war auch Madam Hooch dieser Meinung, denn die Gryffindors bekamen einen Freiwurf, den Alicia Spinnet übernahm und in das gegnerische Tor rammte. Damit stand es 40:0 für die Löwen.
Artemis und Lisa verfolgten weiterhin das Spiel, bis ihnen etwas Merkwürdiges auffiel: Harry schien erneut die Kontrolle über seinen Besen verloren zu haben, aber dieses Mal ohne merklichen Grund. Es dauerte nicht lange, bis es auch den anderen Zuschauern auffiel und das Stadion wieder einmal in Aufruhr geriet. Inzwischen hielt sich Harry mit nur einem Arm am Besen fest, der so wirkte, als hätte er plötzlich ein Eigenleben.
»Verdammt, was ist da los?«, fragte Lisa, obwohl sie sich sicher war, dass ihre Freundin keine Antwort darauf parat hatte. Artemis ließ den Blick durch die Menge schweifen, unsicher, was nun passieren würde, bis etwas ihren Blick fesselte: der brennende Umhang ihres Vaters.
»Dad!«, rief sie, »Dein Umhang!« Er sah an sich herunter und stand auf, um die Flammen auszutreten, was ihm zum Glück auch gelang. Als Artemis sich sicher war, dass ihrem Vater nichts passiert war, folgte ihr Blick wieder denen, von den anderen Schülern und Lehrern im Stadion. Harrys Besen funktionierte wieder - besser als eh und je. Er verfolgte den Schnatz in einem unfassbar schnellen Tempo und raste beinahe senkrecht auf den Boden zu.
Das Mädchen schloss für kurze Zeit ihre Augen, als er dem Boden für ihren Geschmack ein wenig zu nah kam, und als sie sie wieder öffnete, hatte Harry den Schnatz in der Hand und die Gryffindors schrien laut seinen Namen. Nach allen Quidditch Matches, die sich das Mädchen bisher mit ihrem Vater angesehen hatte, war dieses auf jeden Fall eines der nervenaufreibensten.
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»Dad-«, sagte Artemis leise, als das Spiel vorbei war und die Schüler das Stadion verlassen hatten, »Es tut mir leid - das, was ich gesagt habe. Es war nicht so gemeint.« Snape sah zu dem Mädchen herunter, genau in die eisblauen Augen, die sie von ihrer Mutter hatte, die ein wenig glasig wirkten. Sein Stolz war beinahe unantastbar, das stand fest, doch er konnte seine einzige Tochter nicht so traurig sehen - dieser Anblick brach selbst einem so toughen Mann wie Snape fast das Herz.
Anstatt etwas wie Ist schon ok oder Ich verzeihe dir zu erwidern, machte der Mann etwas, das sehr untypisch für ihn war: Er hockte sich hin, da Artemis recht klein war, und nahm sie in die Arme.
»Ich hab trotzdem noch eine Frage«, sagte das Mädchen leise, »Wieso hat dein Umhang gebrannt? Ich meine, das sieht man auch nicht alle Tage.« Snape sah in die Ferne. »Ich weiß es nicht-«, einen Moment lang sah es so aus, als würde er noch etwas sagen wollen, doch im Endeffekt entschloss er sich dazu, es dabei zu belassen - und seine Tochter nahm es hin.
Auch, wenn sie sich in der letzten Zeit oft stritten - in solchen Momenten wurde Artemis wieder bewusst, dass Blut dicker als Wasser war.
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his fortune mahonia ➳ s. snape
FanfictionDas Leben von Artemis Freya Snape war von vornherein verflucht. Ihre Mutter starb kurz nach ihrer Geburt, ihr Vater tat sich schwer damit, Gefühle zu zeigen. Sie hatte nie viele Freunde, da viele meinten, sie wäre wie er - dabei war er gar nicht so...