Die restlichen Ferien vergingen wie im Fluge und schon bald war Hermine zurück in Hogwarts, die, genau wie Ron, Harry und Artemis, endlich etwas über Nicholas Flamel in Erfahrung bringen konnte. Leider würde das den drei Gryffindors jedoch nichts bringen, da sie weder einfach zu Dumbledore gehen und ihm von ihren Vermutungen mitteilen, noch etwas anderes tun konnten, um den Stein zu beschützen. Also mussten sie sich vorerst damit zufrieden geben, abzuwarten, bis sich etwas Neues entwickelte - ganz zur Freude von Artemis.
So kam es dazu, dass bis zu dem nächsten Quidditch-Spiel zwischen Gryffindor und Hufflepuff eine ganze Zeit lang nichts weiter geschah, das die Neugierde der ambitionierten Gryffindor-Freunde für sich gewann. Jedoch hatte Harry seit der Bekanntgabe des Termins für das Spiel ein ungutes Gefühl, was Snape anging und bereitete sich darauf vor, für den Notfall auf alles vorbereitet und noch vorsichtiger zu sein, als man bei solch einer Sportart ohnehin sein musste.
Artemis saß an diesem Tag neben Hermine, Ron und Lisa auf einer der Bänke, die ringsherum um das Quidditch-Feld aufgereiht waren, damit auch jeder einen Platz hatte, von dem aus er das Spiel gut beobachten konnte und kam nicht darum herum, als zu bemerken, wie Hermine und Ron mit ihren Zauberstäben einen Spruch übten, um Harry notfalls beschützen zu können, sollte es wieder Probleme mit seinem Nimbus 2000 geben. An sich war das nichts Schlimmes, wären sie nicht davon überzeugt, dass Snape der Verursacher dieser Unannehmlichkeiten sei. Doch diesen Gedanken schob sie beiseite, mit dem Vertrauen, dass ihr Vater sicherlich nicht der Verantwortliche dafür war und die Drei diese Tatsache früher oder später auch noch anerkennen mussten. Alles zu seiner Zeit.
Kurz nachdem das Spiel begann, liefen Malfoy, Crabbe und Goyle geradewegs auf die fünf anderen zu, unter denen mittlerweile auch Neville war. Malfoy musterte sie mit abschätzigem Blick und lies ungefragt einen Kommentar ab. »Ich frage mich, wie lange sich Potter diesmal auf dem Besen hält. Will jemand wetten? Wie wär's mit dir, Weasley?«
Ron ignorierte Malfoy, doch ballte unterbewusst die Faust. Anstatt einfach wegzugehen und sich das Spiel von einem anderen Platz anzusehen, blieb er jedoch stehen und machte weiter, um Ron zu provozieren. »Weißt du eigentlich, wie sie die Leute für die Gryffindor-Mannschaft aussuchen?«, fragte er an Crabbe und Goyle gerichtet. Diese schüttelten nur mit den Köpfen. »Sie nehmen Leute, die ihnen leidtun. Seht nur mal Potter, er hat keine Eltern. Dann die Weasleys, die kein Geld haben. Du solltest auch in der Mannschaft sein, Longbottom, du hast kein Hirn.«Neville drehte sich zu Malfoy und tat etwas, womit Snapes Tochter nicht gerechnet hatte: Er setzte sich zum ersten Mal gegen den Blondschopf zur Wehr. »Ich bin ein Dutzend von deinesgleichen wert, Malfoy.« Dafür bekam er von Lisa einen anerkennenden Schulterklopfer und Artemis lächelte ihm aufmunternd zu.
Ron und Hermine hingegen hielten ihre Blicke auf Harry fixiert.
»Wenn Hirn Gold wäre, warst du noch ärmer als die Weasleys, Longbottom, und das hat was zu bedeuten.« Dieses Mal hatte Ron die Nase voll. Anstatt sich davon nicht weiter beirren zu lassen, ließ er seinen Blick für einen Moment von Harry ab und schaute dem Slytherin mit finsterer Miene direkt in die Augen. »Ich warne dich, noch ein Wort, Malfoy...« Seine beiden Anhängsel entgegneten darauf ein ironisches »Ooooh«, das von ihrem hämischen Lachen abgeschnitten wurde. Hermine lenkte seine Aufmerksamkeit allerdings wieder zu Harry, der gerade einen atemberaubenden Sturzflug in Richtung des Bodens machte.»Potter hat offenbar Geld auf dem Boden herumliegen sehen«, merkte Malfoy an, der es einfach nicht lassen konnte, jede Situation zu kommentieren und ins Lächerliche zu ziehen, um daraus einen halbherzigen Witz zu machen. Doch jetzt hatte Ron genug. »Du miese Kröte«, sagte er an ihn gerichtet, bevor er ihn zu Boden schmiss und kurz darauf auch Neville auf Crabbe und Goyle losging, was Hermine jedoch kaum bemerkte. Sie hatte nur Augen für Harry, der geradewegs auf Snape zuschoss, der an diesem Tag als Schiedsrichter fungierte, während die beiden Gryffindors mit den drei Slytherins auf der Tribüne rangelten. Lisa und Artemis versuchten, das Knäuel bestehend aus den Zauberern aufzulösen - allerdings ohne Erfolg.
Erst als Hermine sagte: »Ron, Ron! Das Spiel ist vorbei, Harry hat den Schnatz gefangen!«, und alle, die für das Team der Löwen waren, laut jubelten, hörten die Jungs mit dem Gerangel auf, um mit eigenen Augen zu sehen, was Sache war.
Als das Gryffindor-Mädchen erneut in die Gesichter der Jungs sah, bemerkte sie, dass Ron eine blutende Nase hatte und Nevilles Auge ein kleines Veilchen zierte. Als sie danach ihren Blick zu Malfoy, Crabbe und Goyle schleifen ließ, musste sie gar nicht weiter nachhaken, was geschehen war. »Du blutest«, merkte sie an, um Ron darauf aufmerksam zu machen, »am besten gehst du zu Madam Pomfrey.« Artemis ließ ihren Finger vorsichtig über Nevilles Veilchen streifen, der daraufhin kurz zusammenzuckte. »Du auch, Neville. Dein Auge sollte gekühlt werden.«Nachdem sich Madam Pomfrey um Ron und Neville gekümmert hatte, gingen die drei Gryffindors in den Gemeinschaftsraum, um dort mit Harry und den anderen ihren Sieg zu feiern, aber als sie dort ankamen, war nirgends eine Spur von dem jungen Sucher. Auch die Leute, die sie nach ihm fragten, hatten ihn seit Spielende nicht mehr gesehen. Daher beschlossen sie, auf ihn zu warten. Vielleicht hatte er länger mit dem Umziehen gebraucht oder war unterwegs noch aufgehalten worden, weil man ihn beglückwünscht hatte.
Indes saß Artemis mit Lisa am Ravenclaw-Tisch in der großen Halle und perfektionierte noch ein paar Zauber, die sie bei Professor Flitwick gelernt hatten. Als sie gerade den Zauberstab zur Seite legte, um etwas zu trinken, sah sie, wie Harry geradewegs auf sie zulief. »Glückwunsch zum Sieg«, sagte sie, als er vor ihr stand, »Wieso bist du nicht im Gemeinschaftsraum? Fred und George haben Kuchen aus der Küche organisiert und wollten eine kleine Feier veranstalten.« Anstatt auf ihre Frage zu antworten, deutete er ihr, an einen unbeobachteteren Ort zu folgen. Artemis sah entschuldigend zu Lisa herüber, die mit ihren Händen deutete, dass sie ruhig gehen könne.
»Ich weiß, du willst das sicher nicht hören«, fing er an, und Artemis brauchte keine Sekunde, um darauf zu kommen, dass das Hauptthema des nächsten Gesprächs wieder ihr Vater sein würde. »Aber?«, hakte sie also mit leicht genervtem Unterton nach. »Aber ich bin Snape nach dem Spiel in den Verbotenen Wald gefolgt und habe ihn dabei beobachtet, wie er sich mit Professor Quirrel getroffen hat.«
Das Mädchen dachte einen Moment lang nach. Wieso sollte sich ihr Vater mit Quirrel treffen? Soweit sie das beurteilen konnte, mochte er ihn nicht im Geringsten - und überhaupt, wieso ausgerechnet im Verbotenen Wald, von allen Orten, die es in und um Hogwarts herum gab?
»Sprich weiter«, forderte sie ihn auf, nachdem ihr gedanklicher Monolog beendet war. »Quirrel fragte, warum sie sich ausgerechnet dort treffen sollten und Snape antwortete darauf, dass es unter ihnen bleiben sollte, da die Schüler schließlich nichts vom Stein der Weisen erfahren dürften.« Er machte eine kurze Pause, in der er das Gespräch noch einmal im Kopf durchging. »Quirrel sagte daraufhin, dass er nicht wüsste, was er meinte und Snape sagte, er wüsste genau, was er meint. Danach habe ich nur noch die Hälfte verstanden... irgendwas von wegen „Wir sprechen uns wieder" und dass er sich darüber im Klaren sein soll, wem er verpflichtet ist.«»Was?«, keuchte Artemis ungläubig. Sie konnte nicht glauben, dass Harry richtig gehört hatte. Dieser nickte nur als Antwort darauf; so, als wolle er ihr bewusst machen, dass es zu 100% feststand. »Ich... ich kann das nicht glauben«, flüsterte das Mädchen leise. Als sie bemerkte, dass Harry widersprechen wollte, schnitt sie ihm das Wort ab, bevor er es überhaupt ausgesprochen hatte. »Nicht, dass du mir die Wahrheit sagst, sondern dass es wirklich so ist, wie es scheint.«
»Wie soll es denn sonst sein?«, fragte Harry halb-flüsternd, halb in normaler Lautstärke. »Ich weiß es nicht. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mein Vater wirklich das ist, wofür ihr ihn haltet.« Sie machte eine kurze Pause. »Da muss noch mehr hinter stecken.« Harry seufzte laut. Er hatte geahnt, dass sie nicht so leicht von der Schuld ihres Vaters zu überzeugen war. Anstatt sie jedoch weiterhin vom Gegenteil überzeugen zu wollen, versuchte er es diesmal auf eine andere Art. »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.«
Artemis mochte nichts an diesem Satz. Weder die Art und Weise, wie Harry ihn betonte, noch die Tatsache, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte. Aber er hatte recht.
Jetzt war ihr klar, dass es um viel mehr ging, als den beiden Jungs die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Es ging um etwas, das in dieser Sekunde in den Hallen des Schlosses versteckt war und um jeden Preis beschützt werden musste - vor wem auch immer. Wenn sich Snape in solche Angelegenheiten einmischte, verhieß das nichts Gutes. Es war ernst.
DU LIEST GERADE
his fortune mahonia ➳ s. snape
FanfictionDas Leben von Artemis Freya Snape war von vornherein verflucht. Ihre Mutter starb kurz nach ihrer Geburt, ihr Vater tat sich schwer damit, Gefühle zu zeigen. Sie hatte nie viele Freunde, da viele meinten, sie wäre wie er - dabei war er gar nicht so...