Bereits am Tag darauf begann Artemis mit der Suche nach dem mysteriösen Zauberer, über den Harry und Ron zuvor geredet hatten. Das tat sie jedoch nicht, um den beiden zu helfen, sondern nur um ihnen zu beweisen, dass sie mit all ihren Hirngespinsten und Anschuldigungen vollkommen falsch lagen.
Inzwischen blätterte sie durch die Seiten des zweiten Buches, das relativ vielversprechend wirkte. Im Ersten fand sie nichts, kein einziges Wort über Nicholas Flamel, doch die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt.
Getrieben von dem Gefühl der Genugtuung, das sie verspüren würde, wenn sie in die verblüfften und beschämten Gesichter der beiden Jungs sähe, sobald sie merkten, dass sie Snape zu Unrecht beschuldigt hatten, machte sie weiter.Zwischendurch sah sie auf die große Uhr, die im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws stand - so wie auch in diesem Moment. Es war gerade mal 14 Uhr mittags, aber das Mädchen fühlte sich, als könnte sie problemlos auf der Stelle einschlafen.
Recherche über Dinge, die einen nicht sonderlich interessierten, waren wirklich ermüdend.
Dieses Gefühl schob sie jedoch beiseite, da es ihr am Ende nichts bringen würde. Sie musste sich einfach ranhalten.~ ~ ~
»Nichts«, sagte sie leise zu sich selbst, als sie auch das zweite Buch mit einem Ruck schloss. Dieser Flamel ist wie ein Phantom, fügte sie in Gedanken hinzu. Wie sollte man jemanden finden, der scheinbar nicht gefunden werden wollte?
Entnervt seufzte das Mädchen, während sie überlegte, wie sie etwas über ihn herausfinden könnte.Die Option, Dumbledore oder ihren Vater zu fragen, konnte sie direkt streichen - das wäre viel zu offensichtlich. Aber was, wenn sie Hagrid fragen würde? War er nicht von vornherein derjenige, dem der Name "Nicholas Flamel" rausgerutscht ist?
Natürlich hatte sie keine große Hoffnung, dass er ihr tatsächlich eine Antwort darauf geben würde, doch mehr als ein "Nein" konnte es auch nicht werden, also entschloss sie sich dazu, dem bärtigen Halbriesen einen Besuch abzustatten. Ohne die beiden Jungs.~ ~ ~
»Hagrid? Ich bin's, Artemis«, sagte sie, während sie gleichzeitig an der Tür der kleinen Hütte nahe des verbotenen Waldes klopfte. Innen drin vernahm sie einen kurzen Augenblick lang ein Poltern, das so klang, als hätte er in der Eile irgendetwas umgeworfen.
»Äh, wart' kurz. Bin gleich da«, hallte es hinter der Tür hervor. »Merlin, ich muss hier aufräumen«, sagte Hagrid so leise, dass Artemis es fast nicht verstanden hätte - wahrscheinlich redete er jedoch ohnehin nicht mit ihr sondern nur mit sich selbst.Ein paar Sekunden später öffnete der Schlüsselhüter von Hogwarts schließlich doch noch die Tür; auch wenn er über den Besuch des Mädchens verwundert zu sein schien, da sie bisher nur mit Harry, Ron und Hermine bei ihm zu Hause war. Sicher hatte er schon jetzt so eine Art Bauchgefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, weshalb das Mädchen versuchte, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten - und dabei natürlich Informationen aus ihm herauszukitzeln, ohne, dass er es merkte.
»Hi, Hagrid«, grüßte sie den Halbriesen, »Darf ich reinkommen?« Mehr als einen etwas verwunderten Blick und eine Handbewegung, die demonstrieren sollte, dass sie willkommen war, erwiderte er darauf nicht. Erst als sie auf einem der Stühle saß und Hagrid ihr gegenüber stand, ohne zu wissen, was der genaue Grund für ihr Kommen war, hakte er nach. »Nich', dass es mich stören würde«, tastete er sich vor, »aber gibt es einen Grund dafür, dass du nicht im Schloss bist, sondern hier? Alleine? Ohne Harry oder Ron?«
Als hätte er das Gefühl, dass er bei dem Mädchen einen wunden Punkt getroffen hatte, korrigierte er seine vorige Frage. »'Tschuldigung, hab's ganz vergessen, das mit euch Vieren.«
Artemis musste nicht lange nachdenken, um dahinterzukommen, woher er von dem Streit wusste. Harry kam ihn so gut wie jeden Tag dort draußen besuchen, von daher war es nicht allzu abwägig, dass er es Hagrid gegenüber irgendwann mal erwähnt hatte.»Eigentlich haben wir uns so gut wie vertragen«, sprach sie die Halbwahrheit. Hagrid, der währenddessen Fang streichelte, schaute zu ihr herüber. »Oh, 'tschuldigung«, wiederholte er, »Das war mir nich' klar.« Artemis lächelte diesen Fauxpas einfach weg und versuchte das Gespräch nun auf das Anliegen zu lenken, für das sie überhaupt erst gekommen war. In ihrem Kopf spukte noch immer ein bestimmter Mann herum, um dessen Namen sich ihre gesamten Gedanken drehten.
Unschlüssig, wie sie beginnen sollte, versuchte sie erstmals eine vorsichtige Annäherung an das Thema. »Wie auch immer«, schloss sie also mit dem Geplänkel der letzten paar Minuten ab, »Es gibt einen Grund für mein Kommen.« Hagrid musterte sie skeptisch und zugleich neugierig, was sie als Zeichen nahm, um fortzufahren. »Letztens habe ich in der Bibliothek ein interessantes Buch gefunden, in dem so ein Name vorkam - allerdings nur ein einziges Mal, denn danach wurde er nirgends mehr erwähnt. Also suchte ich weiter, in den verschiedensten Büchern, aber ich fand einfach nichts zu ihm.«
»Und du denkst, dass ich dir dabei helfen kann?«, hakte er, noch immer mit einer Mischung aus Skepsis und Neugierde in seinem Gesicht, nach. »Nix für ungut, aber vielleicht kann McGonagall dir da eher helfen. Oder Snape. Oder Dumbledore«, sprach er weiter, »Bei Merlin's Bart, sogar Filch könnte dir besser helfen, wenn's es um die Bücher der Bibliothek geht.« Wegen des letzten Satzes verzog Artemis das Gesicht. »Filch - ernsthaft?«, fragte sie. »Naja, darum geht es gerade gar nicht. Fakt ist, dass ich weder McGonagall noch meinen Dad oder Dumbledore und erst recht nicht Filch gefragt habe, sondern dich - vorausgesetzt, du lässt mich erst einmal fragen.«
Daraufhin sagte Hagrid nichts mehr. Er saß einfach da und wartete darauf, was als Nächstes kam. »Ich glaube, sein Name war Nicholas F.. Flamin..«, schauspielerte Artemis, »Warte, ich hab's! Er hieß Flamel - Nicholas Flamel.« Als Artemis seinen Namen aussprach, entwich aus Hagrid's Gesicht jegliche Farbe. »Wie jetzt, du auch? Was findet ihr alle denn so interessant an Nicholas Flamel, hm?«
»Wie meinst du das - ich auch?«, stellte sie sich als Unwissende dar, »Hat dich schon mal jemand etwas über ihn gefragt? Aber Hagrid, dann musst du doch von ihm wissen. Wieso sollten denn sonst alle zu dir kommen, wenn sie Fragen über ihn haben?« Zu diesem Zeitpunkt ahnte Artemis zwar, dass es nichts bringen würde, doch das hielt sie trotzdem nicht davon ab, es weiterhin zu versuchen. »Hör mal, ich sag' dir jetzt das Gleiche, was ich auch den anderen Dreien gesagt hab'«, sprach Hagrid weiter, während er ihre Feststellung komplett ignorierte. »Es gibt Dinge, die euch nix angehen. Zu eurer Sicherheit. Also hört damit auf, bevor ihr euch in etwas verrennt, das gefährlich ist.«
Das Mädchen schluckte. Abgesehen davon, dass diese ganze Flamel-Sache aus Harry's und Ron's Sicht wohl mit dem dreiköpfigen Hund zu tun hatte, war ihr bisher nicht gesagt worden, dass daran etwas so gefährlich sein sollte wie Hagrid behauptete. Natürlich könnte er auch bluffen, aber das traute sie ihm von allen am wenigsten zu. Der Halbriese war einfach zu aufrichtig für so etwas wie Lügen.
»Ich hab' schon zu viel gesagt«, fügte er nach ein paar weiteren Sekunden hinzu. »Wie auch immer, seid gewarnt.«
Plötzlich fragte sich Artemis, ob es das wirklich wert war. So oder so, sie musste nochmal mit den Jungs darüber reden. Sie war vielleicht neugierig, aber sicherlich nicht so risikobereit, ihr Leben für irgendetwas auf's Spiel zu setzen.
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his fortune mahonia ➳ s. snape
Fiksi PenggemarDas Leben von Artemis Freya Snape war von vornherein verflucht. Ihre Mutter starb kurz nach ihrer Geburt, ihr Vater tat sich schwer damit, Gefühle zu zeigen. Sie hatte nie viele Freunde, da viele meinten, sie wäre wie er - dabei war er gar nicht so...