Als es Sonntag war, beschloss Artemis, sich mit ihrem Vater zu unterhalten. Dumbledore hatte recht mit dem, was er gestern sagte.
Nach dem Frühstück sagte sie Lisa und Hermine, -die sich nach dem gestrigen Abend gut miteinander verstanden-, also noch kurz Bescheid, bevor sie runter in die Kerker ging.Da Snape nicht in der Großen Halle war, ging sie davon aus, ihn in seinem Büro anzutreffen. Doch als sie vor der Tür stand, die sie gerade öffnen wollte, verharrte sie plötzlich in ihrer Position. Aus dem Raum waren Stimmen zu vernehmen, und Artemis konnte sofort ausmachen, dass die zweite Stimme zu Dumbledore gehörte. Anstatt also hinein zu gehen, blieb sie vor der Tür stehen und tat etwas, das sie eigentlich nicht tun würde: sie lauschte dem Gespräch.
»Severus-«, sagte der alte, weißhaarige Mann in einer ernsten Tonlage, »Sie wird es spätestens an ihrem zwölften Geburtstag erfahren. Und wenn sie herausfindet, dass wir die ganze Zeit über davon wussten.. kannst du dir sicher vorstellen, wie sauer und insbesondere enttäuscht sie sein wird. Ist es wirklich das, was du willst?«
Artemis' Herz setzte einen Moment lang aus. Worum ging es in dem Gespräch, in dem die beiden Männer offensichtlich über sie sprachen? Wieso würde das Mädchen enttäuscht sein sollen? Was würde sie spätestens an ihrem 12. Geburtsag erfahren? Genau in dem Augenblick, in dem Artemis ihren Gedanken beendete, hörte man nun auch wieder die kühle Stimme von Snape. »Es ist das Beste für sie, und das wird sie verstehen.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher. Sie ist, trotz allem, immer noch ein Kind, Severus. Sie ist dein Kind. Und sie hat das Recht dazu, es von ihrem Vater zu erfahren, bevor sie es durch eine Gegebenheit herausfindet.« Wieder folgte darauf Stille. Artemis Neugierde wurde mit jeder Sekunde, die verging, immer größer.
»Exakt - sie ist mein Kind. Damit entscheide ich, wann und wie sie davon erfährt.« Man hörte heraus, dass Snape wirklich nicht darüber reden wollte - worum es auch immer ging. Trotzdem würde es ihm nichts bringen. Seine Tochter würde ihn gleich höchstpersönlich darauf ansprechen, und dann gäbe es keine Ausreden, keine Ignoranz und keine Geheimnisse mehr. Sie würde darauf bestehen, zu erfahren, worum es in diesem Gespräch ging.
Wie auf Kommando hörte man Schritte, nachdem Dumbledore noch irgendetwas nuschelte, das man nicht genau verstand. Danach öffnete sich die Tür und der Blick des alten Mannes traf genau den des Mädchens. Er hielt einen Moment lang in seiner Bewegung inne, doch machte die Tür schließlich ganz auf, damit sie rein konnte. Auf der anderen Seite des Büros stand Snape, der, obwohl er seine Emotionen in der Regel äußerst gut verstecken konnte, ziemlich ertappt aussah.
»Artemis-«, gab er etwas leise von sich. »Ich hab alles mit angehört, Vater. Was ist es, von dem du mir nichts erzählen willst?« Spätestens zu diesem Zeitpunkt war ihm klar, dass seine Tochter es ernst meinte. Sie nannte ihn nur dann Vater, wenn sie nicht mehr von etwas abzubringen war - und dieses mal war es das, was sie unbedingt wissen wollte.
Snape sah zu Dumbledore rüber. Sicher dachte er gerade, dass der Schulleiter von Hogwarts das alles eingefädelt hätte. Danach wandte er seinen Blick von ihm ab, um wieder seine Tochter anzusehen, die noch immer mit diesem unfassbar entschlossenen Gesichtsausdruck vor ihm stand. »Setz dich«, forderte er sie auf. Er wusste, dass es nun kein Zurück mehr gab.
Sie kam seiner Forderung überraschenderweise nach, doch nicht weniger entschlossen als zuvor. Ihr Blick und der Ausdruck in ihrem Gesicht waren noch immer dieselben. »Also?«, drängte sie ihn, als er auch nach ein paar weiteren Momenten nichts sagte. »Es ist eine lange Geschichte, Artemis«, mischte sich nun auch Dumbledore ein, »Lasse deinem Vater ein wenig Zeit, um die passenden Worte zu finden.« Sie nickte, ohne auch nur einmal ihren Blick von ihm abzuwenden, und wartete darauf, dass er anfing.

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his fortune mahonia ➳ s. snape
FanfictionDas Leben von Artemis Freya Snape war von vornherein verflucht. Ihre Mutter starb kurz nach ihrer Geburt, ihr Vater tat sich schwer damit, Gefühle zu zeigen. Sie hatte nie viele Freunde, da viele meinten, sie wäre wie er - dabei war er gar nicht so...