15. Confrontation

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Am Tag nach dem Quidditch Match saß Artemis mit einem ihrer neuen Bücher im Aufenthaltsraum der Ravenclaws und war beinahe völlig darin versunken. Hätte Lisa sie nicht mehrmals hintereinander angestupst, wäre ihr sicherlich nicht einmal aufgefallen, dass sie und Hermine direkt neben ihr standen. Als sie mit aller Kraft den Blick von ihrem Buch hob, sagte dieser wohl mehr als tausend Worte, doch sie sprach ihre Gedanken trotzdem aus. »Was ist los? Hermine, wieso bist du hier?«

»Es ist wichtig«, erwiderte Hermine leise darauf. Artemis verstand, dass es nur für ihre Ohren bestimmt war, also stand sie auf und lief in Richtung des Schlafsaals, ehe sie über ihre Schulter sah und ihrer Freundin wortlos deutete, ihr zu folgen. Als sie oben ankamen setzte sich Artemis auf das Bett, während Hermine nervös hin- und her lief. »Wirklich jetzt, was ist passiert?«, fragte sie die Gryffindor. »Es geht um.. Snape.«

Seine Tochter verdrehte beinahe schon aus Reflex die Augen und seufzte entnervt. »Fängst du jetzt etwa auch noch damit an? Haben Harry und Ron dich also überzeugt?«, fragte sie ruhig. In ihrem Inneren sah es hingegen anders aus. »Nein, Arti-«, antwortete das Mädchen daraufhin. Die ganze Zeit über hast du nicht mit mir geredet und jetzt nennst du mich plötzlich wieder Arti?, wollte sie fragen, doch ließ es bleiben. »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«

»Was hast du gesehen? Dass er Harry gefoltert hat?«, fragte Artemis weiter, noch immer in einer ruhigen Tonlage. Wenn sie etwas von ihrem Vater gelernt hatte, dann, dass man auch ohne laut zu werden fies sein konnte. »Ich meine es ernst-«, sagte Hermine. Die Tochter des Mannes, über den sie da sprach, meinte es auch ernst, doch das war ihr anscheinend nicht bewusst. »Gestern beim Quidditch Match, als Harry den Besen nicht unter Kontrolle hatte-«, fing sie an zu erzählen, »Ich hab durch Hagrids Fernglas geschaut und Snape dabei beobachtet, wie er Harry mit seinem Blick fixierte und dabei etwas aufsagte. Ich habe über so etwas gelesen und es sah ganz danach aus, als hätte er den Besen verzaubert.«

Artemis erinnerte sich an die Situation, in der selbst sie Angst um den jungen Sucher hatte. Doch das war nicht die einzige Sache, an die sie sich erinnerte. »Moment mal, also habt ihr den Umhang meines Vaters angefackelt?!«, fragte sie ungläubig. Hermine sah beschämt zu Boden. »Eigentlich war ich es allein-«, sagte sie leise, »Aber was blieb mir denn anderes übrig? Ich wollte doch nur, dass Harry nicht 15 Meter tief fällt!«, verteidigte sie sich. Artemis war perplex. »Selbst wenn mein Vater derjenige war, der Harrys Besen verhext hätte, gäbe es sicherlich noch eine weniger gefährliche Lösung, als seinen Umhang in Brand zu setzen!«

»Ich musste nachdenken, und zwar schnell! Etwas Besseres ist mir nicht eingefallen. Außerdem hat er es nach ein paar Sekunden selbst bemerkt, es wäre ihm nichts passiert.« Artemis fasste es nicht. Sie wusste von Anfang an, dass ihr Dad etwas gegen Gryffindors und besonders Harry Potter hatte, doch er würde niemals versuchen, einen kleinen Jungen umzubringen. Für welches Monster hielten ihre Freunde ihn eigentlich?

»Okay, ich hab genug gehört. Mein Vater ist vielleicht gemein, aber noch lange kein Mörder - auch nicht fast.« Sie deutete Hermine, den Schlafsaal zu verlassen, was sie auch tat. Jedoch nicht, ohne noch etwas zu sagen. »Na gut, aber du wirst es noch merken, Artemis. Es tut mir leid, aber es ist die Wahrheit - Vater hin oder her.«

Kurz nachdem Hermine aus ihrem Blickfeld verstand, kam Lisa die Treppe hoch, die mit einem verwirrten Gesichtsausdruck zu Artemis herüber sah. »Äh-«, sagte sie, während sie sich auf ihr Bett fallen ließ, »Was genau war das jetzt?«
Das schwarzhaarige Mädchen seufzte laut. »Ich erzähle es dir ein andermal. Sorry, jetzt muss ich erst einmal zu meinem Dad.«
»War klar, dass es wieder um ihn ging«, hörte sie Lisa noch sagen, bevor sie die Treppe hinunterging.

Während sie so durch die Gänge lief, überdachte sie das, was Hermine vorher sagte. Wenn es wirklich so war, wie sie behauptete, dann kam das einem Fluch schon sehr nahe. Aber ihr Vater würde doch nicht versuchen, einem Schüler zu schaden - egal, wie wenig er ihn ausstehen konnte. Oder?
Als könnte sie damit diesen Gedanken beiseite schieben, schüttelte sie ihren Kopf und lief weiter, bis sie schließlich vor der Tür stand und diese öffnete.
Ihr Vater sah von einer Rolle Pergament hoch, die wahrscheinlich die Hausaufgabe irgendeines Schülers war. »Artemis«, stellte er fest. »Paps«, antwortete sie daraufhin. Die beiden starrten sich eine Zeit lang an ohne dabei ein Wort zu sagen. Würde jetzt jemand in den Raum kommen, käme er sich wohlmöglich vor, wie im falschen Film.

Nach wenigen Momenten war Artemis es, die den ersten Schritt in Richtung Konversation machte. Schließlich war sie auch diejenige, die mit ihm reden wollte. »Du hast mich angelogen, oder? Als ich dich gestern fragte, warum dein Umhang brannte.« Snape atmete tief ein. Er wusste, in welche Richtung dieses Gespräch wieder verlaufen würde.
»Lügen hätte vorausgesetzt, dass ich wusste, wer es war-«, sagte er, die Hände zusammengefaltet auf dem Tisch, »Logischerweise konnte ich nicht sehen, wer das getan hat. Ich war auf das Spiel konzentriert, schließlich war mein Haus auf dem Feld.«

»Und hat selbst mit Fouls, Mühe und Not haushoch verloren, gern geschehen-«, merkte das Mädchen nebenbei an, »Ich habe mich nur gewundert, weil mir.. weil ich mitbekommen habe, dass du anscheinend Harry im Visier hattest und dabei irgendetwas vor dich hingenuschelt hast, als er die Probleme mit seinem Besen hatte.«
»Du nimmst an, ich hätte seinen Besen verhext?«, schlussfolgerte Snape mit hochgezogener Augenbraue. »Nein, genau das tue ich eben nicht. Ich weiß, dass du ihm nichts tun würdest, auch wenn du ihn nicht ausstehen kannst«, entschloss sich Artemis zu sagen. Sie wollte keinen weiteren Streit mit ihrem Vater, sondern nur verstehen, was am gestrigen Tag passierte.

Natürlich wusste sie nicht, was er in diesem Moment dachte und man sah es ihm -wie immer- auch nicht an, doch Snape war in einem inneren Zwiespalt. Wenn er ehrlich wäre, würde seine Tochter nur noch mehr Fragen stellen - Fragen, die er nicht beantworten konnte, ohne, dass sie danach mehr wissen würde, als ihm lieb war. Doch wenn er jetzt log, würde der nächste Streit zwischen den beiden entstehen.

Auch, wenn Artemis vielleicht nicht ahnen konnte, was in ihrem Vater vorgang, kam sie nicht darum herum, dass er sich mit seiner Antwort verdächtig lange Zeit nahm. Anstatt vehement darauf zu bestehen, blieb sie weiterhin verständnisvoll. »Paps-«, sagte sie, während sie auf ihn zulief, um ihn in den Arm zu nehmen, »Wenn du, aus welchen Gründen auch immer, nicht darüber reden möchtest, okay - aber sag mir bitte nur eines«, sie löste sich von ihm, um ihm in die Augen sehen zu können. »Wolltest du Harry etwas tun?«

»Nein-«, antwortete er, ein wenig leiser als sonst, »Das war nicht meine Intention.« Artemis atmete erleichtert aus, da sie für ein paar Sekunden den Atem angehalten hatte. »Dann glaube ich dir.«

his fortune mahonia ➳ s. snapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt