Man könnte meinen, dass Weihnachten in der Zaubererwelt nichts Besonderes sei, doch für Artemis' blieb dieses Fest magisch.
Inmitten der wunderschön dekorierten Großen Halle, in der es wegen des Deckenzaubers schneite, vergaß sie beinahe, was im letzten Vierteljahr alles passierte. Die Weihnachtszeit hatte schlicht etwas an sich, das Artemis dazu brachte, einmal im Jahr ihren Kopf von all den Gedanken und Ängsten freizukriegen, die für gewöhnlich darin schlummerten.Da sie mittlerweile Schülerin war, musste Snape über die Ferien nicht im Haus an der Spinner's End sein, sondern konnte mit ihr und Dumbledore in Hogwarts bleiben. Somit konnte das Mädchen dieses Fest zum ersten Mal auch mit ihrem etwas zu alt geratenen quasi-Onkel verbringen.
Leider würde Lisa über die Ferien zu ihren Eltern nach Wales zurückkehren, aber das konnte und wollte Artemis ihr auch nicht übel nehmen - immerhin war Weihnachten ein Tag, den man mit seiner Familie verbrachte. Blöd nur, wenn die Familie über die Feiertage in Rumänien war, um den ältesten Sohn zu besuchen, wie es bei den Weasleys der Fall war, oder auch, wenn die einzige Familie, die man hatte, eine nervtötende - und Zauberern gegenüber rassistische - Tante war, die mit einem Mann verheiratet war, der, zumindest Erzählungen zufolge, aussah wie ein Schwein mit Perücke und ein Cousin, der die schrecklichsten Eigenschaften seiner Eltern volles Rohr in den Genen hatte. Irgendwie konnte Harry ihr schon fast leidtun - aber eben auch nur fast.
Als hätten die beiden Jungs ihre Gedanken gehört, betraten sie die Große Halle und liefen genau in ihre Richtung. Na toll, dachte sie, ehe sie sich unauffällig in eine andere Richtung drehte. Das hielt die beiden trotzdem nicht davon ab, zu ihr zu kommen. Moment mal-, wollte sie gerade in Gedanken zu sich selbst sagen, bevor die Jungs, mit denen sie seit geraumer Zeit kein Wort mehr gewechselt hatte, sich jeweils links und rechts neben sie setzten. »Artemis«, grüßte Ron sie schlicht. Das Mädchen fühlte sich, als wäre sie im falschen Film gelandet.
Auch Harry, über den sie sich noch immer am meisten ärgerte, grüßte sie.»Was ist hier los?«, sprudelte es aus ihr heraus. Sie hatte keinen blassen Schimmer, was in diesem Moment in den Köpfen der beiden vor sich ging. Wollte sie das überhaupt wissen? Bevor sie die Pro und Contra Liste gedanklich durchgehen konnte, beantwortete Harry bereits ihre Frage. »Wir haben nachgedacht-«, leitete er seine Ansprache ein, die Artemis jedoch schnell unterbrach. »Und seid zu dem Entschluss gekommen, dass mein Dad unschuldig im Sinne der Anklage ist?«
»Ha ha«, sagte Ron ironisch, doch wurde schnell wieder ruhig, als das Mädchen ihm einen ihrer berühmten Blicke zuwarf. »Nein. Wir sind immer noch davon überzeugt, dass mit ihm etwas nicht stimmt.« Als er den Satz beendet hatte, wollte sie gerade aufstehen und gehen, doch da er sie zurückhielt, blieb sie vorerst gezwungenermaßen sitzen. »Aber-«, fügte er nun hinzu, »Wir haben einen Vorschlag zur Lösung des Problems.« Artemis war verwundert darüber, dass der Junge plötzlich so ernst wirkte. Es schien beinahe so, als hätte er alles, was er gerade eben sagte, vorher aufgeschrieben und auswendig gelernt. Da sie jedoch ein wenig neugierig war, ließ sie sich darauf ein - sie würde ihnen zumindest zuhören. »Und die da wäre?«
»Wenn wir dir spätestens bis zum Ende des Schuljahres nicht beweisen können, dass etwas nicht stimmt, hast du gewonnen und wir müssen dir - wohl oder übel - glauben.« Das Mädchen kneifte die Augen so zusammen, dass sie nicht mehr als einen Spalt weit geöffnet waren. »Wow. So erkennt man die Ähnlichkeit zwischen euch plötzlich«, merkte Ron daraufhin an, »irgendwie gruselig.«
Artemis ignorierte seine Feststellung und ging stattdessen auf Harry's vorige Aussage ein. »Warte mal, denkt ihr etwa, dass das ein Wettstreit ist? Mal ganz davon abgesehen, dass weder ich euch noch ihr mir etwas beweisen müsst, da seine Unschuld Fakt ist.« Gerade wünschte sich das Mädchen in die Zeit zurück, in der sie nicht miteinander geredet hatten. »Bitte sag einfach Ja. Wenn sich herausstellt, dass wir im Unrecht waren, hast du doch eh nichts zu befürchten - wir verlieren gerade aber eine Menge Zeit damit, die wir mit etwas Wichtigerem verbringen könnten«, meldete sich jetzt Ron zu Wort, »Wir haben nämlich etwas Interessantes herausgefunden.«
Diese Aussage machte sie ein weiteres Mal neugierig. »Was ist denn so interessant?«
Die beiden Jungs warfen sich einen Blick zu, bevor Harry zu erzählen begann. »Du weißt doch noch, was uns passiert ist, in der Nacht, als wir uns vor Filch und seiner Katze Mrs. Norris versteckt haben, oder?«, hakte er nach. »Wenn jemand etwas von einem dreiköpfigen Hund erzählt, ist das schwer zu vergessen«, antwortete Artemis in einer Tonlage, die ihn dazu drängte, weiter zu erzählen.
»Nun ja, wir haben Hagrid gefragt, was er behütet und ihm ist herausgerutscht, dass das eine Sache zwischen Dumbledore und Nicholas Flamel ist.«Das Mädchen überlegte einen Moment lang, ob ihr der Name bekannt vorkam, doch so sehr sie sich auch zu erinnern versuchte - es fiel ihr einfach nicht ein. »Wer ist Nicholas Flamel?«, hakte sie also nach. »Genau das versuchen wir gerade herauszufinden«, antwortete Ron. Sie schüttelte belustigt den Kopf. »Und inwiefern hat das alles jetzt etwas mit meinem Dad zu tun? Wieso seid ihr überhaupt so entschlossen, herauszufinden, was der Hund bewacht? Dumbledore wird schon seine Gründe haben - ihr seid nicht das FBI, Leute.«
Ron sah sie mit fragendem Blick an, während Harry seufzte. »Das ist ja der Weg, wie wir dir beweisen wollen, dass Snape vorhat, was auch immer es ist, für seine eigenen Zwecke zu stehlen! Es hängt alles miteinander zusammen - der dreiköpfige Hund, das, was er bewacht und Snape - irgendetwas ist komisch daran. Wieso sollte Dumbledore etwas so Wichtiges in Hogwarts verstecken? Wieso nicht in Gringotts? Mal ganz davon abgesehen, dass eine Schule voller Kinder nicht gerade der beste Ort ist, um so ein gefährliches Wesen zu halten.«
Das Mädchen überlegte einen Moment. »Nun ja, in Gringotts wurde vor nicht allzu langer Zeit eingebrochen - und, um ihn in Schutz zu nehmen, er hat in seiner Rede am Anfang des Schuljahres klar und deutlich gesagt, dass jeder, der sich unerlaubt im dritten Korridor aufhält, einen qualvollen Tod stirbt - zumindest dann, wenn es nach Filch ginge.«
Mit jedem Wort sah sie in den Augen der beiden Jungs, dass sie langsam immer ungeduldiger wurden. In ihnen blitzte pures Unverständnis auf. »Ich wiederhole: bitte. Du hast doch nichts zu verlieren.«
Sie wollte gerade einen Kommentar dazu abgeben, dass sie sehr wohl etwas zu verlieren hatte - Dumbledore's und Snape's Vertrauen zum Beispiel, wenn sie auf eigene Faust herumschnüffelte und sicherlich gegen ein Dutzend Schulregeln verbrach - doch als sie in die hoffnungsvollen und gleichzeitig entnervten Gesichter der abenteuerlustigen Jungs sah, gab sie schließlich nach. »Ist ja schon gut-«, sagte sie, während sie in einer dramatischen Geste die Hände hochwarf, »aber denkt bloß nicht, dass ich das für euch mache! Merlin, ich weiß gar nicht, für wen und warum ich überhaupt bei so einem Unsinn mitmache.«Als sie diese Worte hörten, breitete sich ein verschlagenes Grinsen in ihren Gesichtern aus und Artemis bereute beinahe reflexartig, dass sie zugestimmt hatte, bei so etwas mitzumachen - aber nun war es wohl schon zu spät, um doch noch zu kneifen.
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Ganz im Sinne der heutigen Bundestagswahl: Artemis 4 president - wenn sie gewählt wird, müsst ihr nicht mehr einen Monat auf ein Update warten.(Na gut, vielleicht schon, aber nicht mehr so oft.)
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his fortune mahonia ➳ s. snape
FanfictionDas Leben von Artemis Freya Snape war von vornherein verflucht. Ihre Mutter starb kurz nach ihrer Geburt, ihr Vater tat sich schwer damit, Gefühle zu zeigen. Sie hatte nie viele Freunde, da viele meinten, sie wäre wie er - dabei war er gar nicht so...