Unentdecktes Etwas

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Der Boden ist überdeckt mit Blut. Die Augen meiner Eltern weit aufgerissen, ihr Gesicht ist bleich und voller Entsetzen.
Ich schrecke auf und schaue mich um. Ich bin in einem Kerker. Eine einzige Glühlampe erhellt den Raum und Eisenstangen, versichern, dass man nicht rauskommt.
Ich stehe auf und meine Hände umschlingen die kalten Stangen. Wut und Angst steigt in mir auf.
"Lasst mich raus, ihr verdammten Mörder!", schreie ich mit aller Kraft.
Meine Ohren vernehmen Schritte, die langsam lauter werden.
"Du bist wach"
Am liebsten würde ich ihm sein Grinsen aus dem Gesicht prügeln.
"Was soll das?! Was wollt ihr von mir?"
Der furchtbar grinsende Typ lacht. "Sagt dir der Boss gleich"
Er sperrt den Kerker auf und ich versuche, ihn zu überwältigen.
Dumme Idee.
"Glaub ja nicht, du könntest abhauen" Er gibt mir eine Ohrfeige und zerrt mich raus.
Ich bin ihm hilflos ausgeliefert. Ich gebe auf und trotte mit gesenktem Kopf neben ihm.
Wir nehmen den Aufzug, jenes größtenteils aus Glas besteht und er drückt auf  die  "50". Hier gibt es 50 Stockwerke? Das Gebäude muss hoch sein!
Je weiter wir nach oben fahren, desto eine schönere Aussicht auf Yokohama bekommt man.
Der Aufzug hält bei Etage 50 an und die Türen fahren automatisch auf. Zwei Männer mit jeweils einem Sturmgewehr bewaffnet, kontrollieren uns. Letztendlich dürfen wir weiter durch den dunklen, langen Gang gehen. Mit jedem Schritt machten unsere Schuhe ein leises klickendes Geräusch.
Am Ende des Ganges erwarten uns nochmal zwei Männer mit einem eiskalten Blick vor einer großen und massiven Tür.
Während sie mich prüfend ansehen, überkommt mir ein Schauer und ich weiche reflexhaft ihren Blick.
Beide gehen zur Seite und erstatten uns den Zutritt.
"Ich habe sie mitgebracht" Der Kerl verbeugt sich.
Der Saal ist gigantisch , lediglich ein Schreibtisch und Regale mit Büchern gefüllt befinden sich im Raum. Ein großer und roter Teppich mit goldenen Verzierungen breitet sich in der Mitte des Zimmers aus.
Ein Mann sitzt hinter dem Schreibtisch und unterbricht seine Arbeit.
Er nickt der Sicherheitskraft zu und wir werden alleine gelassen.
"Komm her"
Zögernd nähere ich mich ihm.
"Wie heißt du?"
Aus meinem Mund kommt kein Laut raus.
Der Fremde seufzt. "Wie immer. Nie wollen sie mit mir kooperieren... Ich frage dich noch einmal - Wie lautet dein Name?"
Sein freundlicher Blick wird finster und meine Nackenhaare stellen sich auf.
"Vanessa Mayer"
Sein Gesichtsausdruck entspannt sich wieder. "Ich bin Mori, Boss der Hafenmafia"
Hafenmafia? Meine Kinnlade klappt vor Entsetzen runter. Was habe ich  verdammt nochmal mit der Hafenmafia zutun?!
"Wieso haben Sie meine Eltern umgebracht und mich entführt?", will ich wissen.
Mori stützt sein Kinn mit seiner Hand ab und seine Zähne blitzen auf. "Entführen hört sich so böse an. Wie auch immer. Aus welchem Grund deine Eltern getötet worden sind, weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich waren sie im Weg. Und du bist für uns wichtig"
Er weiß es nicht?!
Ich balle meine Fäuste. "Ihr habt mir meine Eltern genommen und das war eigentlich nicht mal nötig gewesen? Wollen Sie mich verarschen?"
Seine Augen ruhen auf mir und er antwortet nicht. Ich seufze. "Wieso brauchen sie mich?"
"Weil du eine Fähigkeit besitzt, die uns von Nutzen sein könnte"
Was für eine Fähigkeit?
"Was für eine Fähigkeit?", wiederhole ich diesmal laut.
"Was ich wenig leiden kann, sind Leute, die sich mit Absicht dumm stellen"
"Ich bin ehrlich, ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen"
Mori überlegt einen Moment lang. "Holt Dazai", ruft er zu den Männern, die draußen an der Tür Wache schieben.
Ich bete, dass diese Person namens Dazai nicht den Auftrag bekommt, die Antwort aus mir herauszufoltern.
Das endlose Warten ist eine Qual. Nervös warte ich darauf, gleich umgebracht zu werden. Und endlich ertönt das ersehnte Klopfen.
Ein Mann tretet ein. Wie ein Henker sieht er  nicht aus.
"Darf ich vorstellen? Das hier ist Vanessa"
Ich schaue mir den Mann genauer an. Braune lockige Haare und viele Stellen seines Körpers, wie sein rechtes Auge und die Wange, ist mit Bandagen und Pflaster überdeckt.
Überrascht hält Mori inne. "Was ist mit deinem Gesicht?"
"Hab mir im Lagerhausviertel mit einer Gruppe samt Fahrzeug und MG eine Schießerei geliefert. Dieser Haufen ist echt keinen Heller wert"
"Ich glaube nicht, dass dies die Ursache deiner Verletzung ist"
"Zwischendrin musste ich plötzlich pinkeln und bin in der Eile in den Abflussgraben gestürzt", sagt er nüchtern. "Nun, wieso hast du mich hierher bestellt?"
"Wir wissen, dass dieses Mädchen hier eine Fähigkeit hat, die sowas wie das Gegenstück deiner Fähigkeit ist. Ist es tatsächlich möglich, von seiner eigenen Kraft nichts zu erfahren?"
Der Mann schaut mich verwundert an. "Aha, mein Gegenstück also? Könnte gut möglich sein"
"Können Sie mir endlich erklären, um was es überhaupt geht?", unterbreche ich sie.
"Du hast eine Fähigkeit, liebe Vanessa. Und diese Fähigkeit brauchen wir"
"Das haben Sie schon mal gesagt. Welche Fähigkeit?"
"Geschenk der befristeten Macht. Du kannst Leute ohne Fähigkeit eine zufällige Fähigkeit dauerhaft geben", erklärt er.
Ich habe vieles von Leuten mit einer Superkraft gehört, aber dass ich dazu  gehöre, habe ich nicht mal träumen gewagt.
"Und was bringt mir das?"
Mori zuckt die Achseln. "Nichts, nur der Hafenmafia. Du wirst deshalb bei uns arbeiten"
"Ich will nicht bei den Mördern meiner Eltern arbeiten"
"Das mit deinen Eltern tut mir leid. Trotzdem würdest du hier hier eine eigene Wohnung, Essen, großzügigen Gehalt und sonst alles Nötige kriegen. Wenn du verweigerst, werde ich dich hinrichten lassen"
"Tsk", mache ich. Habe ich eine andere Wahl?
"Bringt ihn herein", ruft Mori auf einmal und ein Mann wird in den Raum geschubst.
"Er hat keine Fähigkeit, probiere deine Kraft bei ihm aus", sagt er.
Ich gehe auf ihn zu, der Mann zittert vor Angst.
Wie soll ich das bitte machen? Fragend schaue ich zum Boss.
"Berühre ihn und versuche, dich nur darauf zu konzentrieren, ihm eine Fähigkeit zu geben", ratet mir Dazai.
Meine Hand umfasst sein Handgelenk und ich strenge mich an.
"Nichts" Ich lasse ihn los.
Der Typ mit den Bandagen kommt auf mich zu. Er greift nach meiner Hand und platziert sie auf die Schulter des Mannes.
"Und jetzt konzentriere dich. Du willst ihm eine Fähigkeit geben"
Plötzlich spüre ich ein unbekanntes Gefühl in mir aufsteigen und gleich wieder verschwinden.
Dazai nickt. "Los, mach was, alter Mann"
Der eingeschüchterte Gefangene hebt seinen Arm - Auf einmal kommen hell leuchtende Kugeln aus seinen Händen, die Löcher hinterlassen, als sie gegen die Wand prallten. Meine Augen breiten sich vor Schock.
"Super. Dazai gibt dir für eine Weile Unterricht, damit du mit deiner Fähigkeit besser zurecht kommst und Higuchi wird dir beim Nahkampf helfen. Du kannst deine Kraft bedauerlicherweise nicht für deine eigene Sicherheit nutzen"

Suicide Song - DazaixOCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt