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Am nächsten Morgen stand James alleine auf. Es war sehr früh, er war von dem Kratzen seiner Eule an ihrem Schlafzimmerfenster wach geworden. Alle anderen Jungs schliefen noch, also schlich James zum Fenster und holte sich leise den Brief, den seine Eule ihm brachte.

Hallo James,
Ich bin leider ein wenig krank und liege deshalb erst einmal im Krankenflügel, aber ich wollte dir trotzdem schonmal den Termin und den groben Ablauf von den Geburtstag meiner Schwester sagen.
Also; gefeiert wird am ersten Samstag der Osterferien, du kannst schon Vormittags zu uns kommen, deine Eltern kannst du gerne mitbringen.
Zieh dir am Besten erwas eleganteres an und mach dir nicht zu viel Stress. Du brauchst kein Geschenk, kein besonderes Vorwissen, sei einfach du selbst und meine Familie wird dich lieben.
Ich freue mich schon wirklich sehr darauf, wir können ja dann nachmittags in den Park gehen, wenn zu viele Verwandte kommen.
Alles Liebe
Deine Zissy

Sie hatte schräg unter ihren Namen noch ein ganz kleines, kaum erkennbares Herz gemalt und ihre Schrift war wie immer ein feines, dünnes Kursiv. Es passte zu ihr. James konnte sich nicht wirklich erklären, wie eine Schrift zu einem Menschen passen konnte, aber es war nun mal so.
"Was machst du da, James?"
Remus war ebenfalls wach geworden, er war ein richtiger Frühaufsteher, er war immer als Erster wach gewesen. Nun saß er überrascht und neugierig auf seiner Bettkante.
"Ich bin wach geworden, wegen meiner Eule."
"Hat Narcissa dir diesen Brief geschrieben?", fragte Remus, seine Tonlage war auf einmal mitfühlend, verstehend, wenn auch nicht sehr begeistert.
Wieso weiß der immer alles?!
"Ja... hat Sirius gestern noch irgendwas gesagt?"
"Nö, er hat sich noch ein wenig aufgeregt, hat seine Familie verflucht, aber ich glaube er war eher sauer auf seine Cousine als auf dich. Ihr vertragt euch bestimmt bald wieder."
"Ich bin mir nicht so sicher, ob ich mich mit ihm vertragen will. Ich werde mich zumindest garantiert nicht als Erster entschuldigen. Immerhin hat er versucht, mir meine Entscheidungen vorzuschreiben."
Remus schaute traurig. Für ihn war es sicherlich schwer. Er und Peter würden von nun an zwischen Sirius und James hin und her gerissen sein, solange, wie die beiden nicht miteinander redeten. Aber James konnte darauf keine Rücksicht nehmen.
"Aber du und Sirius seid wie Brüder. Du kannst es doch jetzt nicht einfach enden lassen."
"Remus, ich wäre dir einfach nur dankbar, wenn wir das Thema lassen und Frühstücken gehen könnten. Zissy ist krank, mit der kann ich jetzt eh nicht viel machen. Mal schauen ob Sirius und ich uns nachher nochmal anbrüllen."
Remus seufzte nur, stimmte James aber zu, und so ließen die beiden Peter mit Sirius im Schlafsaal zurück.

In der Großen Halle saß Marlene überraschenderweise bereits an ihrem Stammplatz. Sie wirkte müde, hielt ihre Tasse fest in beiden Händen und hatte die erschöpften Augen geschlossen. Lily neben ihr schien jedoch wach zu sein und hatte bereits zwei Bücher vor sich aufgeschlagen.
"Na, Evans, spielst du mal wieder den Streber?"
James wusste mal wieder nicht, wieso er so handelte. Er war gestresst, genervt und drauf und dran, wieder so aggressiv zu handeln, wie am ersten Tag nach den Ferien.
Immerhin hatte er nun Marlenes Aufmerksamkeit. Lily ignorierte ihn.
"Jamesie! Guten Morgen. Hab gehört, du hattest Streit mit deinem Sirischatzi?", sie warf mit einer schnellen Kopfbewegung ihre immernoch rosanen Haare nach hinten.
"Erstens. Nenn ihn nicht Sirischatzi. Er ist ein Mistkerl. Zweitens. Er ist Schuld. Drittens. Gib mir mal bitte den Korb mit den Brötchen.", er schwang seine Beine über die Sitzbank und schenkte sich ebenfalls etwas zu Trinken ein.
"Ich weiß wer Schuld ist. Ich hab jedes Wort gehört. Ihr ward ja schließlich laut genug. Bin zwar auch der Meinung, ihr solltest euch wieder vertragen, weil, ich hab dich zwar lieb, aber du siehst echt mega fertig aus, aber das hat Remus dir bestimmt schon gesagt.", sie reichte James den Brotkorb, "was hast du eigentlich nachher in Verwandlung vor?"
Oh, Trollkacke, ich sitze ja neben Sirius.
"Hey, ähm Remus, wäre es ok wenn wir Plätze tauschen? Dann muss ich nicht direkt diese nervige Fresse sehen"
Remus seufzte erneut, diesmal deutlich genervter, nickte nur und verschwand dann mit seinem fertig belegten Brötchen in der Hand nach draußen.
"Ach Jamesie, versuch doch einfach, ihm nochmal zu erklären, dass du es dir gut überlegt hast und dass du ihn verstehst und so aber dass du deine eigenen Erfahrungen mit Narcissa machen musst. Er wird das schon nach einer Weile verstehen. Du bist ihm echt wichtig. Er redet meistens nur davon, wie dankbar er dir ist, wegen deiner Familie und so. Und er ist dir wichtig."
"Das war doch selbstverständlich... aber jetzt hat er übertrieben und ich weigere mich, den ersten Schritt zu machen. Ich werde mich nicht entschuldigen, bevor er sich nicht eingekriegt hat."
Jetzt seufzte auch Marlene und nahm ihn kurz in den Arm, bevor sie weiteraß.

James hatte Sirius nun die Hälfte des Tages erfolgreich ignoriert, doch Professor McGonagall hatte ihm in Verwandlung nicht erlaubt, mit Remus den Sitzplatz zu tauschen, und da sich die beiden Jungen weigerten, sich abzusprechen, wie viel Platz jeder brauchte, herrschte schon bald sehr angespannte Stimmung. Keiner redete mit dem Anderen. Selbst die Professorin wunderte sich, warum ausgerechnet diese beiden Freunde sich nun so eiskalt anschwiegen und ihr mit wütenden Blicken zuhörten.
"Guten Morgen, Klasse. Heute wiederholen wir den Feraverto-Zauber aus der letzten Stunde. Wer möchte ihn Vorführen? Ja, Black? Verwandeln sie doch bitte einen Gegenstand auf ihren Tisch nun in eine Ratte"
Sirius räusperte sich dramatisch, woraufhin James nur mit den Augen rollte und "Dämlicher Troll" murmelte. Falls Sirius diese Bemerkung gehört haben sollte, ließ er es sich nicht anmerken. Er suchte seinen Tisch ab, seinen Sitzplatz und den von James, und entschied sich kurzerhand dafür, James' Tintenfass zu verwandeln, sodass dieser nicht mehr mitschreiben konnte.
"Sag mal, spinnst du?", blaffte er Sirius an und richtete zur Rache seinen Zauberstab auf dessen Federmäppchen.
"Wenigstens hab ich mir dich rausgesucht und nicht McLaggens!"
"Oh, spielen wir jetzt auf Personen aus Slytherin an? Zum Glück hat Professor McGonagall gesagt, du sollst dir einen Gegenstand auf deinem Tisch suchen und nicht auf McLaggens. Vorsichtig, sonst sieht deine Nase gleich aus wie die von Schniefelus!"
"Ich zeig dir gleich, wie man jemandem ein paar Körperteile bricht. Am besten an dir."
"SCHLUSS JETZT! ALLE BEIDE!"
Professor McGonagall war knallrot vor Wut und verdonnerte die beiden Streithähne zum Nachsitzen in ihrem Büro. Drei Termine, an drei Samstagen hintereinander.
Na super...

Gegen Abend versuchte James dann, Zissy im Krankenflügel zu besuchen, aber er hatte seinen Tarnumhang im Schlafsaal gelassen und Madame Pomfrey wollte ihn nicht hineinlassen, da er sich sonst ebenfalls anstecken würde.
Niedergeschlagen ging er durch die Gänge hinauf in den Gryffindorturm.
Seiner Meinung nach war er ein wenig zu traurig, dafür dass er gerade nur nicht zu Narcissa durfte. Vielleicht hatte Marlene recht und er fing tatsächlich an, jemand amderen in seinem Leben zu vermissen.
Nur konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, auf Sirius zuzugehen und sich zu entschuldigen. Es war nicht James' Schuld. Sirius musste sich entschuldigen. Sirius musste das wieder geradebiegen.

The Marauders - From the beginningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt