The Marauders - From the beginning

23

Spät in der Nacht, der Halbmond hing schon hoch am Himmel und bildete zusammen mit den Sternenbildern ein hoffnungsvolles Licht, wie der Ausgang am Ende eines langen, dunklen Tunnels, lag James immernoch wach auf seinem Bett. Er und seine Zimmergenossen warteten nur darauf, dass genug Zeit verstrich, damit sie unter James' Umhang zurück in die Bibliothek schleichen konnten.
Alle außer Peter. Der war eingeschlafen.
Remus saß lachend neben ihm und überlegte sich bereits einen Plan, um ihn ganz spektakulär zu wecken.
"Ich könnte ihm Wasser überschütten.", grinste er nun und sah erwartungsvoll zu Sirius, welcher jeden seiner Pläne beurteilte.
Doch dieser schüttelte mit dem Kopf. "Zu langweilig."
"Wir könnten ihn aus seinem Bett fliegen lassen und auf den Boden knallen lassen. Mit diesem levicorpus-dings."
"Schon besser."
Nun wurde auch James hellhörig. Den Levicorpus kannte er. Er hatte schon ein paar mal überlegt, sich damit ein paar Slytherins zu krallen, allerdings waren immer zu viele Zeugen in der Nähe gewesen.
"Leute, wir haben allgemein schon ewig keine Streiche mehr gespielt. Wir müssen mal was Legendäres machen.", sagte er nun und krämpelte die Ärmel seines viel zu langen Pullis nach oben. Seine Handgelenke wirkten dünner als sie eigentlich waren.
"James, bevor wir so etwas machen, solltest du dir mal Klamotten kaufen, die dir passen.", stichelte Sirius, dem die kleine Handbewegung seines besten Freundes natürlich aufgefallen war.
"Schnauze halten, Black! Die sind bequem."
"Schon mal daran gedacht, dass es Leute gibt, die zu große Klamotten tragen, weil sie es sich nicht leisten können, sofort wieder neue zu kaufen, wenn sie zu groß für ihre TShirts geworden sind?", meinte nun auch Remus.
James wusste, dass er das nur halb ernst und erst recht nicht vorwurfsvoll, sondern eher dranatisierend und sarkastisch in den Raum geworfen hatte, allerdings bemerkte er wie schon so oft die eher alt und gebraucht wirkende Kleidung seines Freundes. Remus schien nur darauf zu achten, dass seine Kleidung alle seine Narben bedeckte.
James sagte nichts mehr, doch Sirius lachte und stellte sich neben das Bett von Peter.
Nach einem Blick auf die Uhr wusste James, dass es Zeit war, zu gehen.
Auch Remus griff nun nach seinem Zauberstab. "Levicorpus"
Es sah wirklich lustig aus, wie Peter so in der Luft weiterschnarchte und garnicht zu bemerken schien, dass er nicht mehr in seinem Bett lag.
Remus bewegte seinen Zauberstab nun neben das Bett und Peter folgte der Bewegung, als wäre er durch ein Seil mit dem Zauberstab verbunden.
Sirius zählte bis drei und dann gab es einen dumpfen, überraschend leisen Knall.
James hatte erwartet, dass mindestens die Jungs im Nebenzimmer durch den Schlag aufwachen würden, doch nun bezweifelte er, dass man außerhalb des Schlafsaals der vier Jungen überhaupt etwas hatte hören können.
Peter grummelte und richtete sich auf.
"Man, ihr seid so bescheuert.", motzte er die beiden Übeltäter an, während die beiden sich vor Lachen nicht mehr einbekamen. Es war so ansteckend, wie Remus halb auf Sirius hing und sich vor Lachen krümmte, und wie Sirius den Kopf in den Nacken warf und sich mindestens genauso herzhaft amüsierte, dass James direkt mitmachen musste.
Und auch Peter grinste nun, während er sich den Hinterkopf rieb.
"Okay Jungs, auf gehts. Finden wir heraus, was das für ein Krieg wird."

Keiner redete während die vier Freunde vorsichtig und lautlos durch die Gänge von Hogwarts huschten. Sie waren unbemerkt an der Fetten Dame vorbeigekommen, sie hatte so tief und fest geschlafen, dass sie nicht einmal gemerkt hatte, wie sie beiseite geschwungen wurde. Auch die Katze vom Hausmeister Filch hatte nur misstrauisch mit ihren gelben Augen durch sie hindurchgesehen. Es hatte nicht lange gedauert und schon standen die Jungs vor der großen Flügeltür zur Bibliothek und Remus flüsterte "Alohomora".
Die Bibliothek wirkte in der Nacht ganz anders, viel bedrohlicher. Die Regale waren schwarz, man sah nicht was am Ende der Gänge auf einen wartete. Die Kronleuchter an der Decke schwankten durch den Wind, der durch die offenen Fenster in das Schloss hineinwehte.
"Merlin, ist das dunkel hier", wisperte Peter und klammerte sich an Sirius, welcher langsam unter dem Umhang hervortrat.
"Die Verbotene Abteilung ist ganz am Ende des Raumes.", erklärte Remus, der ebenfalls nicht begeistert von der Dunkelheit schien.
So kam es, dass James und Sirius zwei mehr oder weniger ängstliche Schüler hinter sich her führten. Peter hatte von Sirius' zu Remus' Arm gewechselt und sein neuer Beschützer legte offenbar großen Wert darauf, seine Angst nicht zu zeigen.
Während James seinen Zauberstab, aus dessen Spitze ein helles Licht strahlte, richtete, öffnete Sirius nun die nächste Tür, die ihnen im Weg stand. Es war eher ein kleines Tor, wie bei einem Gartenzaun und Sirius wirkte in Schein des Lumos irgendwie bedrohlich; die Schatten, die seine Harre auf sein Gesicht warfen, ließen ihn hinterhältig und kampfbereit aussehen.
"Kumpel, schau mal bisschen freundlicher, du machst mir Angst."
Überrascht hob der Angesprochene den Kopf und seine Augen schimmerten sofort schuldbewusst und ängstlich, als wüsste er was James meinte und hätte nicht gewollt, dass das passiert.
"'Tschuldigung, ist immer so wenn ich nachdenke", lispelte er und richtete sich wieder komplett auf, während das Gartentor aufschwang.
"Hey, Sirius, du hast es geschafft!", freute sich Peter und folgte dem Licht, das James auf ihren Weg warf.
Remus sagte noch immer nichts.
Die Verbotene Abteilung sah im Grunde nicht viel anders aus, als der Rest der Bibliothek. Auch hier standen Tische und Stühle und in den Erkern sah man sogar manchmal Sitzkissen.
Das einzig Beunruhigende war der Gedanke daran, was für Bücher hier lagen. Welche Geschichten hier erzählt wurden. Welche dunklen Zauber hier verborgen waren.
James führte alle zu einem der Tische, die in den Gängen für Dunkle Magie und direkt gegenüber von Kriege lagen. Ein wenig merkwürdig war es schon, dass sie genau das fanden, was sie suchten. Doch es gab anderes, um das sie sich kümmern mussten. Sie teilten sich auf und kamen kurz darauf wieder jeder mit ein oder zwei Büchern zu ihrem Tisch zurück. Alle zehn Sekunden schauten sie über ihre Schultern und horchten, ob auch niemand in die Bibliothek kam. James und Peter hatten beide bei Dunkle Magie gesucht und hatten etwas über verbotene Flüche, tödliche Kreaturen und noch ein Buch über Grindelwald gefunden. Letzteres verwarfen sie schnell, denn dort waren nur die genauen Vorgehensweisen seiner Folterungen und Morde beschrieben, was eher unappetitlich als eine Hilfe war. Sirius und Remus hatten einiges über Aufstände, Kriege und Versuche, das Ministerium zu stürzen, gefunden.
So kam es dass sie die halbe Nacht damit verbrachten, Informationen aus den Büchern herauszuschreiben, ohne dass sie gestört wurden.
"Hier steht zwar erstmal nur Zeugs über Kobolde und irgendwelche Revolutionen, aber schaut mal, hier: Nach der Zauberer- und Hexenverfolgung der Nichtmagier, versuchten viele junge Magier, ihre Kräfte zu unterdrücken, um nicht aufzufallen. Anders als bei Magiern, die nichts von ihren Kräften wissen, kann das gewollte Unterdrücken von Magie zu dem Entwickeln eines Obscurus führen. James, steht bei dir was über dieses Obscurus-ding?"
"Ehm... warte... N... O... Obscurial. Hier. Hier steht: Ein Obscurial ist ein Zauberer oder eine Hexe im Kindesalter, die durch Unterdrücken ihrer Magie eine dunkle, parasitäre Macht entwickelt haben, denen sie als Wirt dienen. Jener Obscurus übernimmt Stück für Stück die Kontrolle über das Kind und bricht sich bei den kleinsten Wutanfällen bahn. Bei solch einem Ausbruch angestauter Magie werden Menschen und Gebäude in unmittelbarer Nähe getötet und zugerichtet. Obscuriale wurden in vergangenen Kämpfen gerne als Waffe eingesetzt, jedoch sterben sie aufgrund der Auswirkungen ihres Obscurus sehr schnell und sind somit nutzlos für die Kriegsführenden. Ein Obscurus allein ist nicht gefährlich, er braucht seinen Wirt. Es gibt keinen dokumentierten Fall eines Obscurials, der älter wurde als acht Jahre."
Bedrückte Stille herrschte. Keiner der vier Freunde sagte auch nur ein Wort, geschockt über die Tatsache, dass so etwas im Krieg ausgenutzt und missachtet wurde. Peter brach als erster das schweigen.
"Okay... also merken wir uns Obscuriale." Remus kritzelte das Wort auf das Stück Pergament, auf welchem die Jungs alle hilfreichen Begriffe sammelten. "Suchen wir weiter."
Und so ging es noch weitere zwei Stunden weiter. Immer wieder teilte einer den anderen Informationen mit, über die sie dann mehr oder weniger geschockt waren und suchten dann weiter.
Sie schrieben sich noch einiges über Verbotete Flüche, Verletzungen, Wahnvorstellungen die zu Kriegen führten (wobei Grindelwald wieder einmal ein Schlagwort war) und Kreaturen, die zum Kämpfen benutzt wurden, auf, bis das Pergament ganz voll war.
James sah auf seine Uhr. Es war bereits halb drei in der Nacht und er war seit einiger Zeit sehr müde geworden. Schon ein paar mal war er für einen kurzen Moment eingenickt und ein Blick auf seine Freunde verriet ihm, dass es ihnen nicht anders ging.
Als er nun mal wieder mit dem Kopf auf Sirius' Schulter gelegen hatte und beinahe eingeschlafen wäre, beschloss er, dem ein Ende zu setzen.
"Leute, lasst uns hoch gehen. Wir haben genug herrausgefunden. Ich schlaf fast ein."
Die anderen nickten. Gemeinsam schafften sie noch die Bücher in die richtigen Regale zurück, schlossen das Gartentor hinter sich ab und huschten gähnend unter dem Tarnumhang aus der Bibliothek.
"Findet ihr es nicht seltsam, dass niemand uns bemerkt hat? Filch macht doch Rundgänge.", murmelte Remus, so müde, dass er nuschelte.
Peter riss erschrocken die Augen auf und auch Sirius schien nun misstrauisch zu werden.
Doch James hatte keinen Nerv mehr für Ärger oder mögliche Konsequenzen. Er wollte einfach nur noch schlafen. Und außerdem haben sie nicht ohne Grund nachgeforscht. Die Lehrer würden das schon verstehen, wenn sie es überhaupt herausfinden würden.
"Ist doch auch egal. Freut euch lieber, dass wir nicht erwischt wurden. Drachenfeuer." Er flüsterte das Passwort für den Gryffindorturm und die Fette Dame schwang grummelnd zur Seite, ohne wirklich zu realisieren, dass jemand draußen gewesen war und schlief weiter.
Auch im Gemeinschaftsraum blieben die Jungs vorsichtshalber unter James' Umhang, für den Fall, dass jemand wach war, und schlichen ganz leise die Treppen zu ihrem Schlafsaal, wo sie endlich erleichtert aufstöhnten und sich ohne viel miteinander zu reden in ihre Betten legten. Peter zog sich nicht einmal um, er schnarchte schon, da hatte sein Kopf noch nicht einmal sein Kissen berührt. Remus lachte noch einmal unterdrückt und legte sich dann ebenfalls schlafen.
Sirius starrte noch ein wenig aus dem Fenster, doch James hatte keine Kraft mehr, um sich um seinen besten Freund zu kümmern.
"Jamesie, geh schlafen. Mir gehts gut."
James brachte nur noch ein Nicken zustande, erwiderte noch eimal Sirius' Lächeln und schmiss sich dann ebenfalls in sein Bett.
Er schlief sofort ein, doch er schlief unruhig. Er träumte von riesigen, wütenden Bergtrollen, die auf Zentauren einschlugen, Hexen und Zauberer, die aufeinander losgingen, Obscuriale, die wie schwarze Wolken durch die Luft jagten und alles zerstörten, was ihnen in den Weg kam, während weit weg ein Mann schlangenhaft zischte und lachte.
Schweißgebadet wachte James auf und seine Augen brannten vor Müdigkeit und Erschöpfung, als kurz darauf sein Wecker klingelte.