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In den nächsten Wochen hielt sich Sirius tatsächlich sehr zurück, was seine Familie anging. Er hatte James einmal gesagt "Ich hab dich gewarnt, sei nicht zu enttäuscht, wenn ich Recht hatte", aber danach nie wieder James' Meinung in Frage gestellt. Am letzten Wochenende des verschneiten Januars hatte Lily Geburtstag gehabt und mit ihrer mittlerweile besten Freundin Alice die Nacht mit heißen Schokoladen durchgemacht. Natürlich hatten sich die Jungs die Chance nicht entgehen lassen und haben ihr ein hübsch verpacktes Geschenk, gefüllt mit hässlichen Würmern und sonstigen Fiesheiten gefüllt, geschenkt. James lachte noch heute über ihr entsetztes Gesicht.
Doch mittlerweile waren die Osterferien angebrochen, Sirius war dieses Mal direkt mit zu den Potters gekommen, um auch James' Geburtstag mit dessen Familie nachzufeiern.
Fleamont Potter hatte zwei riesige Torten gebacken, während Euphemia das Haus geschmückt und die Gäste empfangen hatte. Nun saßen James, Amelia und Sirius in ihren besten Klamotten an dem großen Tisch im Esszimmer, umgeben von 'Tante Jenny', Euphemias Schwester, und ihren Kindern Angelica und Michael, sowie James' Großeltern und Remus und Peter. Amelia machte immernoch Sirius schöne Augen, dieser lachte nur liebevoll über ihre kläglichen Versuche, ihn verliebt in sie zu machen. Doch es schien es auch zu gefallen.
James genoss die gemütliche Zeit mit seiner Familie und seinen Freunden sehr. Es gab keinen Streit, keine Sorgen, alle lachten viel und der Kuchen war himmlisch.
Allerding musste er auch daran denken, dass er morgen früh alleine zu Narcissa gehen würde. Seine Eltern wollten nicht mitkommen und Sirius erst recht nicht, also würde er auf sich gestellt sein.
Würden sie ihn mögen?
"James, Liebling, möchtest du noch Kuchen?"
Euphemia hatte ihn sanft lächelnd aus seinen Gedanken geholt. Sie hatte bereits die Kuchengabel für ihren Sohn in der Hand, als wüsste sie die Antwort auf ihre Frage schon.
Doch James schüttelte den Kopf und sah hilfesuchend zu Sirius. Sein bester Freund sollte ihm noch mal sagen, worauf er achten müsste, wenn er zwischen Blacks saß. Doch dieser war gerade anscheinend zu sehr mit Amelia beschäftigt. James' kleine Schwester hatte ihren Stuhl so sehr an  Sirius' herangerückt, dass die Armlehnen aneinanderdrückten, und hatte sich schon beinahe an seinen Hals geklammert. Sirius genoß diese Art von Aufmerksamkeit offensichtlich sehr. Zu sehr, für James' Geschmack.
"Ey, Sirius!"
Dieser schreckte aus seinem Lachen heraus un entfernte seinen Kopf, der gefährlich nah an dem von Amelia gewesen war, in Richtung James.
"Ja, Jamesie?"
"Komm mal kurz mit."
Amelia schaute den beiden nur enttäuscht hinterher.

"Sirius, dir ist hoffentlich klar, dass Amelia meine Schwester ist. Und dass sie neun ist."
Mittlerweile war James richtig wütend. Sirius war aufmerksamkeitssüchtig. Er würde ihr nur das Herz brechen. Außerdem war sie eh viel zu jung für so was. Und aus Prinzip... sie war James' Schwester.
"Ach komm schon, Jamesie. Natürlich weiß ich das. Amy und ich sind nur gute Freunde."
"Ach, sind wir jetzt schon beim Amy?", zischte James missmutig.
Seit wann nennt er sie bitte Amy?
"Beruhig dich. Ich will garnicht wissen, was du morgen mit meiner Cousine anstellen wirst."
Sirius lachte. In seinem Lachen schwang allerdings auch etwas dreckiges mit.
Auch James musste jetzt grinsen, aber nicht weil er sich gewisse Szenen vorstellte, sondern weil er die Vorstellung lächerlich fand.
"Sirischatzi, ich bin elf. Und sie auch. Ich kenne so etwas wie Altersgrenzen, im Gegensatz zu dir."
Doch jetzt, wo er die Vorstellung im Kopf hatte... so schlimm fand er es dann auch wieder nicht, Zissy im Arm zu halten. Oder zu küssen. Wenn sie nur etwas älter wären.
"Ja, aber ich steh auf jemanden, der zwei Jahre jünger ist, oder was?"
"Bei dir weiß man ja nie"
James ließ sich auf sein Bett fallen. Er hatte Sirius vorher in sein Zimmer geschliffen, bevor er ihn zur Rede gestellt hatte.
Nun lachte der junge Black nur und ließ sich neben seinen Freund fallen.
"Ich würde dich doch niemals betrügen, Jamesiebaby!"
"Das ist aber lieb von dir, Sirischatzi."
James' Stimme triefte nur so vor Sarkasmus und die beiden Jungen verfielen in krankhafte Lachanfälle, die so schnell nicht mehr aufhörten.

Irgendwann, Merlin wusste, wie lange sie gelacht hatten, schaute Sirius auf seine edle Armbanduhr. Sie hatte ein breites Lederarmband und ein mit Edelsteinen besetztes, dunkles Ziffernblatt, sodass dieses aussah, wie ein Sternenbild im Nachthimmel.
"Wir sollten vielleicht wieder runter zu deiner Familie. Die gehen bald alle nach Hause."
Nun schaute auch James auf seine deutlich schlichtere Uhr. Kurz vor 19 Uhr!
"Oh, verdammt. Los, gehen wir."
Er hatte gerade seine Zimmertür aufgemacht, da stand auch schon Amelia im Türrahmen, die Hand zur Faust erhoben, als wöllte sie gerade klopfen.
"Jamie, Mummy sagt ihr sollt euch verabschieden", berichtete sie scheinheilig. Doch James durchschaute seine kleine Schwester.
"Tu doch nicht so, als hättest du nicht gelauscht", lachte er und wuschelte ihr durch die Haare, bevor er sie hochhob, über seine Schulter warf und mit ihr nach unten lief. Sirius kam ihnen lauthals lachend hinterher.
"Ey, Leute, ich liebe euch"
"Wir dich auch, Siri", trällerte Amelia kichernd. Sie war verdächtig selbstbewusst für ihr junges Alter.
Seit wann nennt sie ihn Siri?!
Unten im Wohnzimmer standen James' Großeltern bereits an der Garderobe und ließen sich von Fleamont die Umhänge reichen, hinter ihnen wartete Tante Jenny, und hinter ihr widerum stand Remus mit einem halb schlafendem Peter und den zwei sechsjährigen Zwillingen Angelica und Michael. Sie wirkten genauso müde wie Pete und ihre Mutter schien froh zu sein, endlich mal Stille zu haben.
"Auf Wiedersehen, mein Sohn. Melde dich mal wieder, wir kommen auch gerne einfach mal so vorbei"
"Ja, Mutter", murmelte Fleamont verlegen.
"Euphemia, lass es dir auch gut gehen."
"Auf Wiedersehen!"
"Tschüss, Jennifer. Viel Glück mit deinen beiden Bengeln."
Jeder verabschiedete sich von jedem, so langsam verlor James den Überblick. Er war sich nicht so ganz sicher, dass er nach Remus und Peter nicht auch seiner Mutter "eine schöne Heimfahrt" gewünscht hatte.

Als endlich alle Gäste weg waren und Amelia sich die Zähne putzen war, kehrte endlich Ruhe in dem Haus ein. Nur der Kamin knackte noch und ab und zu blitzte mal eine blaue Flamme auf.
"James, mein Sohn, du bekommst ja noch dein Geburtstagsgeschenk von uns."
"Oh Merlin, Fleamont, du hast Recht. Das haben wir ganz vergessen. Wir wollten es dir nicht nach Hogwarts schicken, wir wollten deine Reaktion sehen, James"
Der Junge sah seine Eltern verständnislos an. Er hatte gewusst, dass er ein Geschenk bekommen würde, aber wieso machten sie so einen Aufstand.
Auch Sirius schaute relativ verwirrt aus.
Fleamont ging die Treppen nach oben. Nach den elf Jahren, die James nun hier wohnte, konnte er anhand der Schritte genau feststellen, wo jemand im Haus gerade hinlief. So wusste er, dass sein Vater in das Schlafzimmer der Eltern ging.
"Hast du ne Ahnung, was du bekommst?", fragte Sirius neugierig. Er war mindestens genauso gespannt wie James.
"Nein, nicht den leisesten Schimmer"
"Du wirst dich sehr freuen, Liebling"
"Mum, du machst mir Angst"
Nun kam Fleamont endlich wieder ins Wohnzimmer, in seinen Händen ein langes, aber sehr dünnes und schlampig verpacktes Geschenk.
Konnte das sein? Hatten seine Eltern ihm...?
"Herzlichen Glückwunsch nachträglich, mein Sohn", Fleamont drückte James kräftig und überließ ihm danach sein Geschenk.
Vorsichtig entfernte er die erste Schicht Papier am dünnsten Ende.
Zum Vorschein kam das Ende eines Stieles, wie bei einem Besen. Es war feinstes, dunkles, glänzendes Holz und man konnte die ersten Buchstaben eines silbernen Schriftzuges erkennen. Als James nun auch das zweite Papier entfernte, bestätigte sich seine Vermutung.
"Oh, Merlin! Mum, Dad! Ein Sauberwisch 5?! Das ist der neueste auf dem Markt, der muss ein Vermögen gekostet haben"
Euphemia lachte nur bitter.
"Dafür ist allein dein Vater verantwortlich". Sie schaute ihren Ehemann angesäuert, aber auch belustigt an.
"Ich dachte mir, dein alter Besen ist nun doch schon ein wenig klein fpr dich geworden, und da du ja bald in die Quidditchmannschaft darfst, musst du ja gut ausgerüstet sein. Das war mir jeden Preis wert"
Sirius starrte nur wie James fassungslos begeistert auf den Besen und war verwundert über die abgeundtiefe Liebe, die Fleamont und Euphemia ihrem Sohn schenkten.

The Marauders - From the beginningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt