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Die Bibliothek von Hogwarts war riesig. Unzählige Reihen an Regalen fanden in diesem Raum platz. James wollte garnicht darüber nachdenken, wie viele Bücher hier standen. Es gab mehrere Abteilungen, geordnet nach Themengebieten. Von der Decke hingen aufwendig gearbeitete Kronleuchter, jedes Möbelstück glänzte in dunklem Holz, an den Fenstern standen Tische und Sitzecken.
Er wusste nicht so genau wonach er suchte.
Mit Sirius, Remus und Peter hatte er vereinbart, sich nach dem Unterricht hier zu treffen. Seine Freunde waren noch nicht dort, aber er war so schnell wie möglich aus dem Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste verschwunden.
Der Gedanke an dieses schreckliche Unterrichtsfach und diesen unmöglichen Lehrer machte ihn schon wieder wütend. Sie hatten heute zur Wiederholung den Expelliarmus ausführen müssen. Schniefelus war natürlich wieder voll in seinem Element gewesen, hatte alle Muggelstämmigen beleidigt, ohne den verschreckten Blick seiner rothaarigen Partnerin zu bemerken, als wüsste er nicht, wer ihre Eltern sind. Lily hatte natürlich keine Ahnung was das Wort Schlammblut bedeutete, aber an dem Ton ihres Freundes hatte sie wohl doch gemerkt, dass es alles, aber nichts Nettes war. Für diese Aktion hatte er nur ein wohlwollendes Lächeln von Professor McLaggens und 10 Punkte für Slytherin, dafür, dass er den Zauber als einziger noch meisterte. Das James, Sirius, Remus, Marlene und nach einer Weile auch Peter, genauso gut ihren Partner entwaffnet hatten, hatte der Professor nicht bemerkt. Oder vielleicht auch nur ignoriert.
Lily hatte nach der Übung kein Wort mehr geredet und war ein wenig verstört aus dem Unterricht verschwunden, Marlene war ihr gefolgt.
Remus hatte natürlich sofort Lilys Verteidigung angetreten und Schniefelus zur Rede gestellt, dieser hatte aber nur desinteressiert und herablassend mit den Schultern gezuckt.
Als Professor McLaggens Remus dann auch noch 10 Punkte für unangebrachtes Verhalten und danach Sirius und Peter jeweils 5 für Ruhestörung (sie hatten Remus verteidigt) abgezogen hatte, war es James genug gewesen. Er hatte nicht mehr aufgepasst und nur noch hoffnungsvoll auf das Unterrichtsende gewartet.
"Hey, James. Sind die anderen beiden auch schon da?"
Der Junge erschreckte. Hinter ihm war auf einmal Remus aufgetaucht und hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen.
Remus sah sehr müde aus, wie James heute zum ersten Mal auffiel. In seinem Gesicht klebte ein neues Pflaster und er hatte tiefe Augenringe.
"Hey... ähm, nein die sind noch irgendwo anders. Essen vielleicht...", er zögerte. Bis jetzt hatte Remus nie sonderlich erfreut darauf reagiert, wenn man ihn auf diese regelmäßigen Verletzungen ansprach. "Du, Remus?"
"Ja?", der Junge schaute besorgt zu James, seine Augen leuchteten erwartungsvoll. Sollte James ihn wirklich noch mehr belasten?
"Ach nichts. Ich will nur, dass es dir gut geht. Wenn du irgendwelche Probleme hast, sagst du es uns doch, oder?"
Er wollte Remus doch nicht noch mehr verunsichern. Sein Freund wirkte so schon oft genug viel zu abgeschottet und bedacht, niemanden an sich ran zu lassen. James wollte diesen Schmerz in seinen hellbraunen Augen nicht noch einmal sehen müssen.
Doch nach dieser merkwürdigen Frage von James strahlten Remus' Augen nur pure Verwirrung aus.
"Ähm... ja, klar. James, ist alles okay bei dir?"
"Mir geht es prima, Remus."
"Dann ist ja gut."
Sie lächelten sich kurz an. Mit Remus allein zu sein war anders als mit Sirius zu reden. Remus war ruhiger, höflicher und einfühlsamer. Er spielte zwar auch gerne mal den ein oder anderen Streich, achtete aber mehr auf die Gefühle seiner Mitmenschen. Sirius war laut, lustig. Er lenkte einen von Problemen ab, statt sie mit einem zu besprechen und eine Lösung zu finden.
James konnte nicht wirklich sagen, was von beidem besser war.
"Also, wo sollen wir zuerst suchen?"
"Wie wäre es mit dem Tagespropheten?"
Nun schreckten beide Jungs zusammen. Sirius kam mit Peter im Schlepptau in die Bibliothek gerannt, alles andere als leise.
Madame Pince, eine relativ jung aussehende Bibliothekarin, zischte ihn an, um ihn zur Ruhe zu bitten.
Peter hüpfte mit unterdrückter Aufregung und einer Ausgabe jenes Tagespropheten zu ihnen.
"Schaut mal, hier steht etwas über so nen Typen: Fenrir Greyback. Er ist ein Werwolf und hat anscheinend drei Opfer gefunden, die jetzt im St. Mungo liegen." Remus Gesichtsausdruck veränderte sich auf einmal.
Der Junge hat aber auch ein großes Herz, verdammt.
"Und hier: Dunkle Magie. Eine immer größer werdende Gefahr. Auf den letzten Seiten steht dann auf einmal ganz unauffällig etwas über Muggel."
Peter freute sich ein wenig zu sehr über den Fund, die Freude überspielte sein Mitleid und er wirkte auf einmal begeistert über die Tatsache, dass drei Kinder in Lebensgefahr im St. Mungo Hospital lagen.
"Also haben wir schon mal Angriffe a la Werwölfe und Dunkle Magier auf Muggel. Das heißt, es braut sich wirklich etwas zusammen", bestätigte auch Sirius, etwas weniger begeistert.
James nickte.
Nur was und vor allem wer braute sich dort zusammen?
Endlich meldete sich auch Remus wieder zu Wort, aus seinem so schon blassen Gesicht war nun endgültig jede Farbe verblichen.
"Also dann würde ich sagen... wir teilen uns auf, James und ich und ihr zwei zusammen, und dann suchen wir nach Zusammenschlüssen oder Vereinigungen und Revolutionen und so was und ihr nach Dunkler Magie und ihren Eigenschaften."
"Wow, Remus. Das ist echt ein prima Plan.", Peter klatschte begeistert in die Hände und wurde ebenfalls von Pince verwarnt.
Wieder nickte James nur und schleppte dann Remus in Richtung der Geschichtsabteilung, während Peter und Sirius zu den Dunklen Künsten gingen. Sobald die beiden Jungs alleine waren beruhigte sich James wieder und schaute Remus wieder einmal besorgt an.
"Was denn?", tat dieser auf unschuldig und wich dem Blick seines Freundes aus.
"Ich habe zwei Fragen, Remus. Beantwortest du sie mir ehrlich?"
"Ich werde es versuchen."
Irgendwie schien er zu wissen, was James fragen wollte. Er wurde nervös, konnte immernoch nicht in die Augen seines Freundes schauen.
"Okay. Erstens: Warum haben dich diese Nachrichten aus dem Tagespropheten gerade so fertig gemacht? Ist bei dir in der Familie mal so etwas passiert? Und dann kommt direkt die zweite Frage: Ist das der Grund warum du jeden Monat verschwindest? Musst du dich um irgendjemanden kümmern?"
James war in einen richtigen Rederausch verfallen. Er hatte seine Fragen runtergerattert und holte nun nachträglich tief Luft, während er in das erschrockene Gesicht seines Freundes starrte.
Remus öffnete ein paar Mal den Mund, als wöllte er etwas sagen, schloss ihn dann jedoch immer wieder und dachte kurz nach. Endlich sagte er: "Ja, bei mir in der Familie ist so etwas passiert und ja, ich muss mich um den jenigen kümmern. Aber ich kann keinem von euch sagen wer das ist und was mit ihm ist. Er ist zu gefährlich"
Seine Stimme klang zutiefst traurig und einsam. James merkte, dass das sogar die Wahrheit war, er konnte sich nur nicht vorstellen was es war. Und dann war da noch dieses eine Mal im Krankenflügel nachdem er und Sirius den Spiegel Nerhegeb entdeckt hatten.
Gerade wollte James Remus aufmuntern, ihm sagen, dass er das, was auch immer dieses das war, schaffen würde und nicht alleine ist, da drehte sich der andere Junge auch schon um und suchte kurz, aber geziehlt und erfolgreich nach einem erfolgversprechendem Buch.
"Hier, ich hab was.", murmelte er nach nicht einmal einer Minute.
"Das Größere Wohl?!"

The Marauders - From the beginningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt