Kapitel 22: Sportunterricht

75 5 0
                                    

Mein Wecker zerrte mich aus meinen Albträumen. Ich stand auf, zog mich an, packe meine Sachen und ging. Es war normal für mich, dass ich morgens nicht frühstückte. Ich setzte mich auf mein Fahrrad, gähnte einmal und fuhr los. Ich steckte meinen Kopfhörer ins Ohr und machte mit dem Knopf am Kabel meine Musik an.

Ich stelle mein Fahrrad am Schwimmbad ab und hole mir meine Zigaretten und mein Feuerzeug raus. Gleich in den ersten beiden Stunden habe ich Sport. Ich greife meine Jackentasche und fühle meine Entschuldigung. Okay, meine Entschuldigung ist da, mein Feuerzeug ist da und meine Zigaretten sind da. Hinter den Büschen mache ich meine Zigarette aus und laufe zur Sporthalle. Meine Klasse steht bereits vor der Sporthalle und ich werde freundlich von Lindsay empfangt."Alice!", kreischte sie und lief auf mich zu. Sie umarmte mich so sehr, dass ich beinahe keine Luft mehr bekommen habe."Frau Baum ist da! Komm! Sonst kommen wir zu spät!" Wir liefen gemeinsam zum Eingang der Sporthalle, während eine Frau um die Ecke kam. Sie war schon um die vierzig, kräftig gebaut und braune Haare. Und sowas nennt sich Sportlehrerin? Sie lässt uns immer für mindestens vierzig Runden laufen und beschwert sich dann, wenn wir dir darauf folgenden Aufgaben nicht richtig bewältigen können. Kein Wunder. Wer hat schon Lust nach vierzig Runden Dauerlauf noch irgendetwas richtig zu tun? Wir betraten bereits die Umkleidekabinen. Ich stellte meine Sachen da ab, wo ich sie sonst immer abstand. Ich zog meine Schuhe und meine Jacke aus, packte meinen Zettel und blieb vor der Tür stehen. Jemand klingelte an der Sporthalle. Ich machte auf meinem Absatz kehrt und lief geradewegs auf die Eingangstür zu. Zwei Glastüren trennten die Sporthalle von dem Schulhof. Vor der ersten Tür blieb ich stehen, denn ich sah, wer hinter der anderen Glastüre stand. Die Person winkte mir schüchtern und deutete auf die Türklinke. Ich ging durch die erste Tür und drückte die andere Klinke runter. "Danke" "Kein Ding. Beeil dich! Die haben schon angefa-" Weiter kam ich nicht. Er stürmte an mir vorbei in die Jungskabine. Ja, danke, dass du mich fast über den Haufen gerannt hast!

Durch die Kabine betrat ich die Halle. Meine Klasse saß bereits auf den Bänken und starrten mich an. Ich ging auf Frau Baum zu und übergab ihr den Zettel. "Wer war an der Tür?", fragte sie mich unhöflich. "Jack ist grade gekommen" Ich saß mich neben Lindsay und Perrie. Sie las meinen Brief durch und schaute mich überrascht an. "Hast du immer noch...?" Sie deutete mit der anderen Hand auf ihren Rücken. Ich nickte.

Letzte Woche hab ich mir fast die Wirbelsäule gebrochen. Ist doch klar, dass ich diese Woche nicht mitmachen konnte. Wir durften uns beschäftigen. Die Mädchen machten Batminton oder Turnen, die Jungs spielten Fußball. Als ich versuchte, auf einer der dicken blauen Matten einen Handstand zu machen, versagten meine Arme und ich hing mit meinem Rücken an der Wand und meine Wirbelsäule und mein Nacken gaben seltsame Knackgeräusche. Und das mehrere Male hintereinander. Um schlimmeres zu vermeiden, nahm ich all meine Kraft und stemmte meinen Körper nach links. Schmerzend stöhnte ich auf und schloß meine Augen. Lindsay lief zu mir und half mir von der Matte zu kommen. Ich lief wie ein Krüppel zur Umkleidekabine und blieb stehen. Ich konnte mich nicht mehr bücken. Es tat zu sehr weh. Frau Baum kam zu mir und fragte, was los sei. Ich berichtete ihr von meinem Unfall und sie sagte, ich dürfe mich umziehen und in die Pause gehen.

Während Frau Baum durch den Türrahmen ihrer Umkleidekabine ging, kam Jack aus der Kabine und rannte leise zu den anderen Jungs. Frau Baum kam zurück und erklärte den anderen, was sie jetzt zu tun war. "Wir gehen zur Sporthalle." Wie auf Kommando stöhnen und meckerten alle. Ich und Layla holen Batmintonrakets und drei Bälle aus den Schränken. Ich lief zur Glastür und hielt sie für die anderen fest. Hat mir Frau Baum 'befohlen'. Die kann mich mal! Jack lief an mir vorbei. "Danke", kam es fast lautlos aus seinem Mund. Ich jedoch gab ihm keine Antwort. Alle gemeinsam gingen wir zum Sportplatz, wo Frau Baum sie herumscheuchte. Ich muss sagen: Ich und Layla waren echt schadenfroh. Ein Glück, dass wir entschuldigt waren und nicht wie die anderen um und durch den Platz liefen. Ich wahnte meinen Blick nicht von Jack und Aleen ab. Was für'neue Schlampe. Sportlich, nicht wirklich klug, doch der Blickfang der Jungs. Kurz nach 9 gingen wir entspannt wieder zur Sporthalle zurück. Wieder vollständig angezogen, stand ich zwischen den Glastüren und blickte auf mein Handy. Ich zuckte zusammen und versteckte mein Handy wieder in meiner Jackentasche als jemand leise um die Ecke kam. Ein Glück. Es war nur Dean. Warte. Wo ist Jack?

"Dürfen wir schon gehen?", fragte Dean mich und steckte sein Handy weg. "Keine Ahnung", antwortete ihm trocken. Er öffnete die Tür und blieb draußen stehen. Ein Lachen durch dringt den Flur. Jack und Benjamin kommen um die Ecke und bleiben vor mir stehen. Jack schaute mich an und fragte: "Dürfen wir gehen?" Dean hämmerte an dem Glas und winkte die beiden nach draußen. "Dean wartet auf dich." Was ist los mit mir? Sonst antwortete ich ihm doch immer auf seine Fragen. "Okay" Mehr kam nicht von ihm. Er betrat das Gelände und die drei gingen gemeinsam zur Schule zurück. Ich blickte ihm noch nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Ich seufzte tief und ließ meinen Kopf zum Boden sinken. Gleich haben wir Mathe. Na toll. Er wird sich wieder mit der Fotze amüsieren. Nicht mit mir. Mich wird er wieder ignorieren. Ich werde ihm wieder unwichtig sein.

Perrie kam um die Ecke. Na endlich. Ich müsste gleich mit ihr reden. Schon wieder. Ich folgte ihr zum Schulhof. Dort standen wir da und blickten uns um. "Lass uns setzten. Ich muss mal mit dir reden." Ich sah Perrie verwundert an. Kann sie Gedanken lesen? Wir saßen uns auf eine Platte. Es war in zwei Teile aufgebaut. Ein riesengroßer Betonklotz. Und darauf zwei Bänke auf den Eingang gerichtet. Ich stellte meine Tasche ab und sie saß sich auf die eine Seite des Betonklotzes. "Was ist los?", sah ich sie fragend an. "Also...", begann sie und sie erzählte mir, was gestern geschah. Der Freund der Mutter. Agressionen. Wut. Ein Schlag. Eine Flucht ins Badezimmer. Eine Klinge und ein Schnitt. "Schon wieder. Wir hatten doch vor, gemeinsam damit aufzuhören. Lustlos nickt sie ihren Kopf und blickt zur Seite. Ich sah bedrückt auf den Boden. Wir schwiegen uns paar Sekunden an. Dann übernahm ich wieder das Wort: "Ich kann sie nicht mehr sehen. Immer, wenn ich sie sehen, hab ich Lust zum Mörder zu mutieren.", knurrte ich, stand auf und trat aus Wut einen Tannenzapfen zur Seite. Ich blickte wutentbrannt zum Boden und schnaufte kurz. "Aleen?" Perrie sah mich an und ich sie. Ich holte einmal tief Luft, blickte zum Boden und seufzte tief und laut. "Ja.", gab ich zu. Perrie wusste von allem. Meiner Sucht. Meiner Liebe. Meiner Eifersucht. Als ich wieder anfangen wollte, ertönte bereits der Pausengong. "Ich hasse diese scheiß Drecksfotze!", brüllte ich und tritt einmal kräftig in den Steinboden. In dem Foyer angekommen, blieb ich stehen während Perrie ihre Tasche holte. Jack stand mit Dean und den anderen Jungs aus meiner Klasse da und die Bitches umzingelten sie. An Jack vorbei, die Treppe runter, durch die Tür und schon waren wir da. Wir standen vor unserem Raum. Als Frau Wagner um die Ecke kam, packte ich Perrie am Arm und gingen zu ihr. "Frau Wagner? Mir geht's nicht so gut. Können wir kurz raus gehen?" Ich zeigte mit meinem Finger auf Perrie. "Ist gut. Aber bring sie ja wieder!", scherzte Frau Wagner.

Das Mädchen mit den grünen AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt