6 • Emotionslos

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,,... wissen Sie, Matt war nie mit mir zusammen  weil er mich geliebt habt. Es ging ihm nur um den Status. Mit 'Der Partyqueen' zusammen sein, dass war ihm wichtig. Er wollte beliebt sein. Er hat mich ausgenutzt, ich meine er hat mich nie schlecht behandelt, er hatte ja genug Geld, nur die Leute kannten ihn noch nicht wirklich..." Mir kamen wieder die Tränen hoch.

Der Obdachlose lächelte mich an, offensichtlich damit ich endlich die schmerzhafte Wahrheit ausspreche.

,,...und ich bin drauf reingefallen, von Anfang an." Beendete ich den Satz. Bei diesen Worten kam alle bösen Geister in meinen Körper zurück, von denen ich mich jemals verabschiedet hatte.

Ich spürte den Drang nach Rache in meinem Körper aufsteigen, doch gerade war ich so kraftlos.

Ich wollte nicht so da stehen, kraftlos, hilflos, zerbrechlich vor einem Fremden. Das Wutthermometer in mir stieg.

Der Mann hatte nichts mehr gesagt. Er schaute mich nur ruhig an. Auch wenn er mich nicht richtig kannte, ich wollte mich ihm nicht so zeigen.

Ich war auf mich selber sauer, dass ich so leichtsinnig gewesen war, was die Sache mit Matt anging und die Wut brodelte jetzt nur so in mir.

,,Sie haben doch gar keine Ahnung." War das erstbeste was mir einfiel und ich sagte es ihm wütend ins Gesicht. Der Obdachlose lächelte mich an und ließ mich ohne ein Wort zu sagen gehen. Ich lief im Mondschein durch die leeren Gassen.

Ich füllte mich leer, als hätte ich alle meine Worte benutzt in meiner Erzählung und es ist nichts mehr übrig. Ich hatte alle Emotionen offengelegt.

Ich war noch nie so emotional gewesen und ich beschloss noch am selben Abend es nie wieder zu sein. Menschen zu vertrauen war ein Fehler. Niemand sollte mich durchschauen können. Niemand.

Der Teufel auf meiner Schulter lachte auf und leitete mich in den Park, wo ich schließlich, verwirrt von meinen Emotionen, einschlief.

Ich träumte nichts.

__________

,,You just want attention, you don't want my Heart..." dröhnt mir die Musik durch meine Kopfhörer in die Ohren, während der Fahrtwind mir ins Gesicht peitschte.

Ich fuhr ohne Helm, mit meinem Mofa über die Landstraße in die nächst größere Stadt. In der Hoffnung dort mal wieder einen Typ in der Disco zu verführen können, damit ich einen Platz zum schlafen hatte und wo ich dann am nächsten morgen möglichst schnell verschwinden müsste

So machte ich das nun seit ein paar Tagen. Besonders schwer war es nicht. Außerdem war es eine Win-Win Situation. Der Typ hat eine tolle Nacht und ich einen warmen Platz zum schlafen. Eventuell geht auch noch ein bisschen essen mit. Für mich war es eine einfache Sache, fast nichts sagen und so tun als hätte man Interesse. Bisher kann ich mich auch an keinen mehr wirklich erinnern.

Ich konzentrierte mich wieder auf die Straße. Ich sah das ich dringend neuen Sprit brauchte und sah nicht weit von mir entfernt eine Tankstelle.

Ich gab nochmal richtig Gas und spührte zeitgleich, dass mir schwindelig wurde. Hatte heute wahrscheinlich zu wenig Wasser getrunken, schoss es mir durch den Kopf.

Ich hielt an der Tankstelle, tankte schnell und nahm mir beim rausgehen noch schnell ein Wasser, das ich dann mir sofort runterkippte.

Ich fuhr weiter. Das Wasser schien nicht zu helfen, gegen das Schwindelgefühl und alles drehte sich immer schneller.

Ich musste anhalten. Sofort.

Ich drehte den Lenker, in die meines erachtens nach richtige Richtung und wollte gerade auf die Bremse drücken, doch ich fand keinen richtigen Halt. Panik breitet sich in mir aus. Ich glaubte mich hören zu schreien. Doch die Musik war noch immer zu laut. Und somit gab es in meinem Ohr einen Geräuschekreuzung, die mich in den Wahnsinn trieb. Das Schreddern des Metalls übertönte nun alles.

Dann war es still.

Ich sah nur noch einen Punkt.

Er schien unerreichbar.

In der endlos weiten Ferne.

JOYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt