,,Ethan, ich kann nicht mehr, es tut weh!" Erschrocken drehte ich mich zu ihr um und blieb vor ihr stehen. Aus ihrem Gesicht war alle Farbe verschwunden und sie sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Wie konnte ich nur so unaufmerksam sein.
,,Joy, komm ich trage dich" bot ich ihr an.
,,Nein, ich will dich nicht belasten." Antwortete sie, doch ich wusste, dass sie nur höflich sein wollte. Ich nahm sie Huckepack und rannte schließlich weiter.
Der Bus hatte eine Panne gehabt und nein, nicht kurz vor dem Krankenhaus, sondern nachdem die Hälfte des Weges zurückgelegt war. Warum musste heute einfach alles schief laufen?
Netterweise hatte der Busfahrer uns noch die Uhrzeit gesagt, 7:30 und das war viel zu spät gewesen, denn in einer Stunde war Kontrolle, zumindest an Montagen. Also war ich einfach losgerannt, ohne mir weiterhin Gedanken über irgendetwas anderes zu machen. Auch nicht über Joy.
Joy wiegte fast nichts, ich fand, dass sie sogar zu wenig wog, trotzdem ließ sie sich dadurch leicht tragen.
Besorgt blickte ich hoch in den Himmel, als ich kleine Wassertropfen auf meiner Haut spührte. Das könnte doch jetzt nicht wahr sein oder?
,,Hoffentlich bleibt es nur beim Nieselregen." flüsterte ich Joy zu. Diese nickte nur, noch immer völlig erschöpft.
Leider blieb es nicht dabei und während ich versuchte so schnell wie möglich weiter zu laufen, wurde der Regen im stärker. Die fetten Regentropfen platschten auf meine Haare, zum Glück war es ein warmer Regen. Meine Klamotten waren schon komplett durchnässt, Joy ging es nicht anders. Ich machte mir echte Sorgen um sie, obwohl sie nicht mehr so bleich war, wie vorher. Der Boden am Straßenrand, auf dem ich lief, wurde im matschiger und meine Schuhe immer dreckiger, doch ich lief weiter. Für Joy.
Auf einmal fing Joy an zu lachen. Erst leise und dann immer lauter. Sie Strecke ihre Arme zum Himmel und versuchte die Wassertropfen zu fangen. Fragend guckte ich sie an, doch sie sprang nur von meinem Rücken runter und fing an sich im Kreis zu drehen. Die Wassertropfen rollten ihre Wange runter und ihr T-shirt klebte an ihrem Körper, doch was tat sie? Sie tanzte und und tauchte in ihre Welt ein. Dabei zog ihr Lachen mich in ihren Bann, mal wieder.
Sie nahm meine Hände und wir drehten uns im Kreis. Ich zog sie an mich und drehte sie raus und wieder zu mir. Es war wunderschön. Der Regen war unsere Musik. Sie war die Königin. So drehten wir uns langsam im Kreis. Sie in meinem Arm. Mein Herz tobte in mir und ich war der glücklichste Mensch der Welt.
Erschöpft und pitschnass legten wir uns auf den matschigen Boden. Ich schloss meine Augen, um mich vor den Wassertropfen zu schützen, dann schaute ich zu Joy.
,,Joy?"
,,Ja."
,,Ich mag dich sehr, ich habe noch nie jemanden wie dich getroffen. Ich glaube du bist dieser Mensch, den man nur einmal im Leben trifft." Ja das wollte ich eigentlich sagen, aber ich traute mich nicht, als daran ich zurückdachte an alles was passier war und wie sehr sie mich am Anfang gehasst hatte. Feigling!
,,Was ist deine Lieblingsfarbe?" Sagte ich stattdessen. Ich musste fast schreien, da der Regen so laut war.
Sie schaute mich an und blickte dann wieder hoch, sie schloss ihre Augen und sagte nichts. Ich wartete auf eine Antwort, doch es kam nichts. Gerade als ich mit der Frage ,,Warum antwortest du nicht?" ansetzen wollte öffnete sie ihren Mund.
,,Blau.", und dafür hatte sie jetzt so lange gebraucht?
Ich schloss meine Augen und drehte meinen Kopf auch den Regentropfen entgegen.
,,Blau, wie der Ozean, mit seinen mächtigen Wellen, seinen wunderschönen Tieren und mit seinem Element, das Wasser. Blau, wie der Himmel an einem wunderschönen Tag, wenn man keine einzelne Wolke sieht." Ich musste mich anstrengen, um alles zu hören, was sie sagte, da der Regen sonst Wörter verschlang.
,,Blau, wie die Bank im Zoo, auf der wir saßen. Blau,", sie holte kurz tief Luft ,,wie"Ein Hupen unterbrach sie. Wir blickten zu dem Auto, dessen Fahrer uns hektisch zu sich winkte, seinen Scheibenwischer bewegten sich rasend über die Scheibe, die innerhalb Sekunden wieder mit Regentropfen bedeckt war. Enttäuscht, aber auch glücklich, dass uns endlich jemand rettete, reichte ich Joy die Hand, zog sie hoch und wir rannten mit wenigen Schritten zu dem kleinen Auto.
,,Seit ihr wahnsinnig, was macht ihr so früh morgens, mitten im Regen auf dem Boden neben einer Landstraße?" Besorgt und schockiert schaute uns der Mitte zwanzig Alte Typ an. In seinem Auto roch es nach Zigarren und seine komplette Rückbank war schon jetzt von uns durchnässt. Joy und ich schauten uns an und sie grinste mich an.
Der Typ nahm das war. ,,Hey ich bin John, wo darf ich euch hinbringen?" Er warf uns eine Decke zu, die so aussah, als läge sie schon länger im Auto, doch wir nahmen sie dankbar an.
,,Zum Krankenhaus am Butterboulevard, bitte."
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JOY
Teen Fiction|| Gewinner der Teacupawards|| Ihr Leben ist eine Fassade. Unter den Leuten ist sie bekannt als die Queen der Party. Alle kennen sie, doch keiner kennt sie wirklich. Während sie zerbröckelt bleibt ihre Fassade standhaft. Doch was ist wenn sich auf e...