19 • Escape

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Als ich am nächsten Tag wieder kam, war Joy nicht auf ihrem Zimmer. Ich beschloss mich in ihr Bett zu legen und einfach zu warten. So lag ich da eine Ewigkeit.

Ich schaute auf meine Uhr. 45 Minuten waren vergangen. Das war ungewöhnlich. Ich meine natürlich kann sie so lange sie will auf dem Gelände rumlaufen, sich ins Café setzten etc., aber ich machte mir Sorgen.

Ich stand auf und beschloss erstmal zu Bertha zu gehen, da ich die beiden nun schon des Öfteren zusammen gesehen hatte. Sie schienen sich sehr gut zu verstehen. Bei Bertha ist das ja auch nicht so schwer, es freute mich trotzdem, da es mir sehr wichtig war, dass Bertha sich gut mit Joy verstand. Bertha könnte mir bestimmt weiter helfen.

Ich trottete die Stufen zum Kiosk runter und wollte gerade die Tür öffnen, doch etwas hielt mich davon ab. Durch die Glastür sah ich Joy und Bertha. Unter normalen Umständen wäre ich zu ihnen gegangen, doch sie schienen in einem Gespräch vertieft zu sein. Joys Augen waren Rot und eine Träne kullerte langsam ihr Gesicht runter. Was war da denn los? Ich versuchte irgendetwas von dem Gespräch mitzubekommen, doch ich hörte gar nichts. Joy sprang plötzlich auf und stürmte aus dem Kiosk, ihr Gesicht war Tränen überströmt.

Ich verstand gar nichts mehr, doch ich sah es als meine Chance. Ich lief Joy hinterher, ihr Pullover war rot und somit konnte ich sie leicht im Auge behalten.

Sie rannte raus in den Park. Ich lief mit etwas Abstand hinter ihr her, um nicht aufdringlich zu wirken. Ich wurde langsamer, als ich sah, dass sie eine Bank ansteuerte und sich schliesslich hinsetzte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ich hatte keine Ahnung, was passiert war, also blieb ich erstmal stehen.

Joy saß heulend auf der Bank, die Beine eng an ihren Körper angezogen. Es zerbrach mir das Herz sie so zu sehen. Ich lief auf sie zu und setzte mich einfach neben sie auf die Bank.

Erst bemerkte sie mich gar nicht.

,,Ethan lass mich in Ruhe. Ich will allein sein."

Ich bewegte mich keinen Zentimeter.

,,BITTE, lass mich in Ruhe Ethan!" Sagte sie nun etwas schroffer.

Doch ich war stur.

,,Joy ich weiss, das Reden hilft, also erzähl mir, was passiert ist. Hat Bertha dir etwas getan?" Besorgt schaute ich sie an.

,,Ich will nicht, dass du mich so siehst. Ich sehe hässlich aus. Geh weg." Dieses Mädchen machte mich noch wahnsinnig.

,,Joy ich besuche dich jeden Tag und ich habe dich noch nie als hässlich empfunden. Als ich dich das erste Mal gesehen habe, da warst du für mich das schönste Mädchen auf der ganzen Welt. Ich liebe deine blauen Augen, in denen ich mich immer verliere. Deine Sommersprossen, die dich so süß machen. Deine wunderschönen Haare, die ich immer verwuscheln möchte. Deine süße Stupsnase. Verdammt Joy, du bist einfach perfekt, wann verstehst du das endlich. Ich habe mich in dich verliebt, jeden Tag tue ich es aufs Neue. Immer wenn ich dich lachen sehe, geht mein Herz auf. Du bist das Mädchen, dass mein Herz gestohlen hast, wann verstehst du das endlich?"

Es war raus. Ich hatte es endlich gesagt und ich konnte es nicht mehr zurücknehmen. Ich schaute sie an und wartete auf eine Antwort und mit jeder Sekunde, die verstrich wurde ich unsicherer. Es war so typisch. Ignorieren, war dass ihre Strategie? Was war das denn gestern Abend zwischen uns gewesen? Schauspiel? Ich dachte ich könnte sie damit aufmuntern, ich dachte, dass auch sie endlich sagen würde, dass sie mich auch will. Doch es kam nichts, außer schweigen. Wütend und enttäuscht stand ich auf. Es erinnerte mich an den Abend, wo ich sie zum Abendessen eingeladen hatte.

,,Joy, ich verstehe dich einfach nicht. Was geht in deinem Kopf vor? Mal hasst du mich, mal liebst du mich! Ich bin kein Gegenstand, ich bin ein Mensch mit Gefühlen, mit einem Herz und dieses schlägt für dich. Nur wenn du das nicht zulassen kannst, wenn du meine Gefühle nicht erwidern kannst, dann sag es mir einfach und spiele nicht weiter mit meinem Herz, es ist nämlich ein verdammt schmerzhaftes Gefühl, aber dass scheint dir ja egal zu sein. Ich gebe dir jetzt die Chance zu sagen dass du nichts von mir willst. Na los sag es doch einfach, endlich." Ich schaute sie erwartungsvoll an. Es kam nichts. War ja klar. Es war alles nur von ihr gespielt gewesen. Ich ging traurig, wütend und enttäuscht weg. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und wurde immer schneller. Das Knirschen der Kieselsteine hinter mir, liess mich noch ein letztes Mal anhalten. Ich drehte mich jedoch nicht um.

,,Ethan, meine Mutter ist gestorben."

Und dann rannte sie an mir vorbei, zum Krankenhaus Eingang und liess mich allein im Park stehen.

JOYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt