6| Kainat

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Kainat hatte ein Herz aus Gold.

Sie war die Art Mensch, die beim Mensch-ärger'-dich-nicht absichtlich schummelte, um niemanden rausschmeißen zu müssen.

Sie war die Sanftmütigste in der Gruppe. Der Ruhepol.

Sie hatte etwas warmherziges an sich.
Aber vielleicht war sie deshalb hier.
Vielleicht war sie zu viel selbstlos und unegoistisch.

Ja, vielleicht war sie das.

Dieser Teil ist so kurz wie die Zeit, die ich mit Kainat verbrachte.

Aber schon nach wenigen Minuten hing mein erbärmlich dummes Herz an ihr und umso mehr schmerzte es mich, als man sie entließ.

Sie würde glücklich werden, hieß es.
Glücklich, aber nicht hier.

Zwei Tage vergingen. Dann kam die Nachricht ihres Todes.
Sie ging heimlich, warf sich nicht vor einen Zug oder von einem Hochhaus, denn das wäre egoistisch gewesen. Ihr großes Herz hörte ganz einfach auf zu schlagen.

Und von heute auf morgen war sie verschwunden.

Und auch wenn sie nicht so dachte, hielt ich ihr Wegbleiben für eine schrecklich eigennützige Tat.

Aber sie sollte uns allen in Errinnerung bleiben, als das Schokoladenbraun im Farbkasten.

Satt und ruhig. Die Liebe in ihrem Herzen dickflüssiger als das Blut, was nun nicht mehr durch ihren Körper pumpte.

Und niemand wird jemals die Leere füllen können, die sie hinterlassen hat.

June #DreamAward17Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt