Sonderlich gut organisiert waren die Teilnehmer nicht, das war Thomas, Gregor, Georg, Richard und den Kandidaten selbst wohl bekannt. Weder war die Kommunikation gut, noch die Kooperation, und Anton, Peter und Markus hatten sich sowieso weitestgehend von dem Ensemble abgeschottet, weshalb sie noch unzulänglicher waren. Aber eine Einigung hatten sie alle getroffen, und dieses Mal wirklich jeder, selbst der hyperaktive Bauarbeiter, der sich zum Anführer erklärende Bankangestellte und der suspekt erscheinende Aktionskünstler. Zwar belächelten alle - mit Ausnahme von seinem Laufburschen Peter - den arroganten Felder, aber trotz Allem stimmten sie demokratisch dafür ab, dass stets in Zweier-Teams gejagt werden sollte, um eine gewisse Arbeitsteilung zu schaffen. So war der Plan, dass der Rest dann zum Beispiel das Essen zubereiten oder andersartig helfen sollte. Im Wochenrythmus sollte abgewechselt werden, damit es zumindest annähernd gleich bleibe. Die erste Woche ohne Nahrungskisten begann und somit startete auch das Jagen nach Wildtier, welches sich laut Ageloins Aussage draußen im finsteren und dicht bewachsenen Wald des Mjasnoi-Bors befinden sollte. Das Verhältnis zwischen den drei Außenseitern und den einigermaßen integrierten anderen Teilnehmern war zwar teils katastrophal, aber immerhin waren sie sich in diesem Punkt einig und hatten also den ersten Schritt für eine gute zwischenmenschliche Beziehung im Haus gesetzt - auch wenn die Fortschritte marginal waren.
Per Los wurde entschieden, wer mit wem gemeinsam auf die Pirsch gehen sollte. Daniel hatte das zum größten Teil organisiert ; er riss aus einem Blatt Papier, das er von einem Block in der Bibliothek entnommen hatte, exakt neun Stücke raus. Auf sieben von diesen malte er mit Filzstift einen halbwegs geraden Strich. Jener Strich befreite den Empfänger von der Jagd-Aufgabe. Auf zwei Papierfetzen zeichnete er einen fetten Punkt rauf, der den jeweiligen Besitzer dieses Schand-Loses in die Position des Jägers beförderte. Zwar war das System an sich nicht wirklich fair, da manche nie und andere immer jagen müssten, doch bis dato war das das Einzige, auf das sich die Teilnehmer einließen. Logischer wäre es gewesen, hätte man einfach jeden einmal wildern gehen lassen, damit ein Jeder mindestens einmal dran käme, aber starke Proteste von Anton und Peters Seite machten diesen Plan zunichte. Nachdem die Kandidaten sich versammelt hatten und ihre Lose zogen, begann Markus komisch zu grinsen und Norbert enttäuscht dreinzuschauen: Es hatte ihn erwischt. Zu seinem Leidwesen sollte der angsteinflößende Markus sein Partner in diesem Unterfangen werden, der sich darüber nur amüsierte und lustig machte. Freut er sich, mich zu quälen? Gefällt ihm das wohl? Das wird eine harte Zeit werden... Norberts Furcht war berechtigt, war es doch Markus gewesen, der ihn in dieser kurzen Drehzeit schon des Öfteren gepeinigt hatte. Aber der schmächtige Norbert musste da durch, er hatte immerhin ebenso dafür gestimmt, dass dieses System Anwendung finden sollte. Jetzt musste er die Konsequenzen tragen. Das Schicksal hatte wieder einmal die Karten gemischt und entsprechend dessen Gerechtigkeitsgefühl ausgeteilt.
Schon am nächsten Morgen, um zirka vier Uhr in der Früh, standen die zwei müde und niedergeschlagen auf und begaben sich in den Keller, wo die verschiedenen Jagdgeräte schon bereit standen. Der Ingenieur Mahoud hatte sich darum gekümmert. So waren beispielsweise ein handgemachter und funktionstüchtiger Bogen inklusive ein Dutzend Pfeile mit einer metallenen Spitze vorhanden, oder einige Äxte, selbstgemachte Speere und Messer. Selbstverständlich war die eigentliche Funktion vieler dieser Gegenstände nicht auf das Jagen beschränkt, sondern auf andere Sachen, aber es musste improvisiert werden. Viel blieb den Darstellern dieser Show nicht übrig. Als der junge Mann die Werkstätte betrat, fand er seinen Nemesis schon drinnen stehend vor. Der beinahe kahle Mann hatte sich bereits etwas ausgerüstet, trug den Bogen um den Rücken, ein paar Messer in seinem Gürtel und der selbstgebastelte Pfeilköcher war auch an seinem Körper.
„Pah!", war die Begrüßung des großen, starken Kerls.
„Markus... Ich wollte dir nur sagen, dass ich keinen Konflikt mehr mit dir haben wi-"
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KILLSWITCH
Bí ẩn / Giật gânThomas Altmann ist ein aufbrausender Filmemacher der Ageloin-Mediengruppe, der sich schon seit Monaten nach einem neuen Auftrag sehnt. Eines Tages wird sein Wunsch erhört, und sein Chef bringt ihm das mysteriöse Skript für eine neue Reality-TV-Serie...