Rückkehr

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Circa sechs Uhr in der Früh. Die blutrote Sonne machte sich langsam breit und bestrahlte die bewachsene Umgebung, in der das Killswitch-Haus und die dazugehörigen Zelte lagen. Der Regisseur Thomas hielt seine beiden Hände prächtig an jeweils eine Seite der Hüfte und stand vor dem Hauseingang, mitsamt dem Sicherheitschef Gregor und einigen anderen Kumpanen von der Filmcrew, um die Ankunft der ersten Jäger zu filmen. Auch der blonde Moderator stand parat und machte Gebrauch von seiner angenehm klingenden Stimme, damit das von den Standkameras gefilmte Geschehen auch ja gut kommentiert werden würde.

„Hier sehen wir unsere tollkühnen Kandidaten wie sie gerade von ihrer gefährlichen Pirsch im Wald zurückkommen und frisches Fleisch als Nahrungsquelle bringen. Wie wir feststellen können, haben sie es tatsächlich geschafft, ein Reh zu erlegen. Markus muss mit seinem großen Bogen wohl sehr zielgenau geschossen haben", moderierte Gerold und ging dabei auf den entgegenkommenden Markus Beck zu.

„Markus, wie würdest du die erste gemeinsame Jagd beurteilen?", fragte der Sprecher den genervt dreinblickenden Kahlrasierten.

„Was soll diese scheiß Frage?", war seine Gegenfrage.

„Ich... Ich wollte nur fragen, wie es gelaufen ist. War es denn schwer? Gab's Probleme? Schwierigkeiten?"

Markus seufzte laut, blickte kurz in der Gegend herum und führte seine Augäpfel wieder in eine Position, in der er dem Moderatoren direkt in die Augen starren konnte: „Wie so eine Jagd eben ist. Da ist nichts Aufregendes dran, Ackermann. Absolut nichts. Ist wie ein Job, den man zu erledigen hat, was ja auch nichts Spannendes an sich hat. Findest du nicht? Und jetzt lass' mich bitte", Markus ging weiter in das Haus.

Mittlerweile hatte er das Tragen des Rehkadavers zur Gänze selbst übernommen und trug das tote Tier um seine Schulter und damit in das Innere des Anwesens.

„Und wie würdest du dein Abenteuer bewerten, Norbert?", von dem trotzigen Verhalten Becks ließ sich Gerold nichts anmerken und widmete sich einem ruhigeren Menschen.

Doch auch dieser vermittelte den Eindruck, etwas belästigt von dieser aufdringlichen Fragerei zu sein: „Mir hat's nicht so gefallen, muss ich ehrlicherweise zugeben."

„Wohl wegen deinem hektischen Begleiter?", Gerold hielt das Mikrofon ganz nah an Norberts Mund. "War er denn ungut? Irgendwie seltsam?"

„Nein... Nein. Nicht wegen Markus. Das wird mir wohl niemand glauben, zumal Gerrit sowieso von Markus aus nicht mehr filmen durfte, aber... Ich hatte das Gefühl, dass er bei dieser Aktion ziemlich entspannt gewesen ist – nicht so unerträglich wie sonst immer. Wahrscheinlich aber ändert sich das wieder, sobald wir im Haus sind. Ist sicher so eine Phase."

„Sehr gut. Dann hoffen wir mal, dass das so bleiben wird."

„Ich hoffe es..."

Nun wandte sich auch Norbert von dem blonden Schönling ab und marschierte mit müdem Gang durch die große Eingangstür und machte sie anschließend hinter sich zu, sodass die Filmleute draußen bleiben mussten.

„Schalt' die Kameras kurz aus, Max", rief Thomas zu dem groß gebauten Kameramann, der auf den Namen Max hörte.

„Äh, ja. Natürlic.", sagte er und schaltete das Gerät aus.

Gregor sah verärgert aus: „Hä? Warum schalten wir jetzt aus, Thomas? Jetzt, wo es ja erst losgeht?"

„Egal. Wir schneiden das nachher raus. Gerrit, komm' mal kurz her."

Der schüchterne, blonde Junge hielt noch immer seine Kamera im Arm, während er betrübt dreinblickte und sich dem Regisseur näherte. Er wusste wohl, dass er nun eine Standpauke bekommen würde.

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