Kapitel 31 - Jungpferdeausbildung (1)

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Aufzucht und Vorbereitung auf das Anreiten

Wenn man sich Verkaufsanzeigen auf verschiedenen Internetportalen anschaut, sieht man oft sehr junge Pferde, die teilweise 3- oder 4-jährig schon entweder im Springen oder der Dressur bis zur Klasse L oder vereinzelt M hoch platziert sind. Für mich ist bei Jungpferden sehr wichtig, dass sie erstmal Zeit zum Wachsen haben und auch geistig reif genung sind. Ich finde, dass man den Pferden genug Zeit geben sollte, um ihre Kindheit zu genießen, denn so hat man auch noch lange was von dem Pferd. Bei sehr jungen Pferden sind natürlich alle Sehnen, Muskeln und Bänder noch im Aufbau und brauchen Zeit, um das Pferd auch beim Reiten unterstützen zu können.

Bevor die Pferde abgesetzt werden sollten sie unbedingt noch das Fohlen-ABC lernen, sprich Hufe geben, Aufhalftern, Führen und Putzen lassen, sodass sie das dann in ihrer freien Zeit schon verarbeiten können. Auch der erste Besuch beim Schmied steht irgendwann an und da finde ich es ganz wichtig, dass man darauf achtet, dass das Pferd keine negativen Erfahrungen mit einem Hufschmied sammelt und alles in Ruhe abläuft. Am Besten wird das Fohlen dem Schmied schon vorgestellt, wenn er für die Mutterstute kommt, da so schon Fehlstellungen vorgebeugt werden können. Solange das Pferd noch bei der Mutterstute ist, kann man es auch gut mit ihr auf Spaziergänge auf asphaltiertem Boden mitnehmen, da so die Sehnen und Bänder des Fohlens gestärkt werden.

Optimal finde ich, wenn die Pferde nach dem Absetzen erstmal Zeit auf einer Wiese bekommen und zusammen mit anderen Pferden in ihrem Alter aufwachsen können. Wenn noch ein paar ältere Pferde dabei sind, um die Kleinen ein wenig zu ,,erziehen'', ist das natürlich noch besser. Auch hier sollten die Pferde jedoch nicht komplett verwildern, sondern regelmäßig dem Hufschmied vorgestellt werden, um bestmögliche Vorraussetzungen auf ihr Leben als Reitpferd zu haben. Meiner Meinung nach sollte man die Pferde nicht zu früh wieder von der Weide reinholen, denn gerade großen Pferden fällt es am Anfang noch schwer, sich richtig auszubalancieren und im Gleichgewicht zu bleiben. Mit einem Alter von ca. 4 bis 4,5Jahren würde ich mit einem Pferd beginnen, es in einen Reitstall zu stellen und erstmal den zukünftig normalen Alltag beginnen zu erlernen. Das heißt aus dem Stall führen, putzen, Hufe auskratzen und zu Beginn erstmal spazieren gehen, damit das Pferd erstmal etwas kennenlernt. Falls das für das Pferd angemessen ist und man glaubt, dass es bereit dafür ist, kann man auch leichtes Gelassenheitstraining mit dazunehmen. Wenn diese Dinge wieder gefestigt sind und man das Gefühl hat, dass das Pferd bereit für etwas Neues ist, kann man mit Longieren beginnen, um Muskeln aufzubauen. Zu Beginn würde ich empfehlen, einfach ganz locker am Halfter oder einem hafterähnlichen Kappzaum zu longieren.

Erstmal ist es auch noch nicht wichtig, ob das Pferd in einer besonders schönen Haltung läuft, sondern dass es einfach an das Longieren gewöhnt wird und seine Balance halten kann

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Erstmal ist es auch noch nicht wichtig, ob das Pferd in einer besonders schönen Haltung läuft, sondern dass es einfach an das Longieren gewöhnt wird und seine Balance halten kann. Ich finde es auch wichtig, das Pferd langsam an Beinschutz zu gewöhnen, da gerade am Anfang die Pferde sich schnell mal selbst treten können. Wenn man das Gefühl hat, dass das Pferd beim Longieren routiniert geworden ist, kann man dazu Übergehen, das Longiertraining zum Muskelaufbau zu verwenden. Hier lohnt sich jetzt auch der Einsatz eines richtigen Kappzaums, in dem man auch ein Gebiss einschnallen kann, ohne es direkt zu verwenden. So lernt das Pferd das Gebiss in Ruhe kennen, aber wird nicht direkt daran longiert und unter Umständen verwirrt.

Langsam kann man das Pferd so nun auch an das Tragen eines Longiergurts gewöhnen, den man am Anfang aber lockerer einstellen sollte, um das Pferd nicht direkt damit zu überfallen

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Langsam kann man das Pferd so nun auch an das Tragen eines Longiergurts gewöhnen, den man am Anfang aber lockerer einstellen sollte, um das Pferd nicht direkt damit zu überfallen. Wenn sich das Pferd auch daran gewöhnt hat, kann man langsam beginnen, es am Gebiss zu führen und auch zu longieren. Für die ersten paar Male kann es auch sinnvoll sein, zwei Longen zu verwenden, die eine im Kappzaum eingehakt und die andere mit einer Longierbrille am Gebiss. Läuft das Pferd dann auch nur am Gebiss, kann man es ausbinden. Ich würde Dreieckszügel empfehlen, da so das Pferd den Weg in die Dehnungshaltung finden kann und Rückenmuskeln aufbaut. Beim ersten Mal Ausbinden ist jedoch Vorsicht gefragt, damit das Pferd keine schlechten Erfahrungen sammelt. Zunächst ist es für das Pferd komisch, seinen Kopf fixiert zu haben, weshalb man gut aufpassen muss, dass es sich nicht erschreckt und rückwärts läuft oder sogar versucht zu steigen. Gut geeignet sind daher Ausbinder aus Gummi und es ist auch hilfreich, sie zunächst mit der Hand festzuhalten. Jetzt steht dem Aufbau der Rückenmuskeln nichts mehr im Weg und man kann auch nach und nach Stangen hinzunehmen, über die das Pferd trabt. Spazieren gehen sollte man mit dem Pferd trotzdem noch, damit es immer mehr Umweltgeräusche kennenlernt und ihm auch Abwechslung geboten wird. Wichtig ist auch, dass das Pferd auf gar keinen Fall täglich longiert wird, sondern immer wieder Pausen bekommt. Für täglichen Weidegang sollte auf jeden Fall immer gesorgt werden.

Wenn das Pferd genug aufgemuskelt hat, um theoretisch einen Reiter mit Sattel zu tragen, kann man das Pferd an den Sattel gewöhnen

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Wenn das Pferd genug aufgemuskelt hat, um theoretisch einen Reiter mit Sattel zu tragen, kann man das Pferd an den Sattel gewöhnen. Zunächst einfach im Stall auf und wieder absatteln, bis das ohne Probleme geht. Zum ersten Mal führen und longieren mit Sattel sollten die Steigbügel abgemacht werden, um das Pferd nicht noch zusätzlich zu irritieren. Sobald das Pferd aber gelassen seine Runden läuft, kann man die Steigbügel einschnallen und auch im Stehen pendeln lassen. Im Schritt kann sich das Pferd so auch schon daran gewöhnen, das später dort der Reiterschenkel liegt, im Trab und Galopp sollten die Bügel jedoch hochgelegt werden um das Pferd nicht zu verletzen.

 Im Schritt kann sich das Pferd so auch schon daran gewöhnen, das später dort der Reiterschenkel liegt, im Trab und Galopp sollten die Bügel jedoch hochgelegt werden um das Pferd nicht zu verletzen

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So sollte die Longenarbeit kurze Zeit weitergeführt werden, um dem Pferd durch die Routine Sicherheit zu geben. Vor dem ersten Aufsteigen sollte man dem Pferd einige Wochen Pause mit kurzen Spaziergängen und Weidegang geben, um das Gelernte zu verarbeiten. Das Pferd sollte auch in der Longierausbildung an Stimmkomanndos gewöhnt werden, also auf Stimme durchparieren und wieder schneller werden, um ihm später die Zügelhilfen einfacher beibringen zu können.

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