Kapitel 6 - Pläne und Probleme

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Amelie


Nachdem unser Entschluss feststeht und wir die restlichen Vorräte unter uns aufgeteilt haben, setzen wir uns zusammen und entwickeln einen Plan.
Viel gibt es dabei eigentlich nicht zu klären, da wir alle nicht sonderlich viel über das Labyrinth beitragen können. Also endet es zum größten Teil darin, dass Elias mit verkniffenen Zügen eine Karte aufzeichnet, wobei ich mir nicht sicher bin, ob sein Gesichtsausdruck durch die Konzentration oder doch eher daherkommt, dass er uns am liebsten nicht von hier weglassen möchte. Aber welchen Grund sollte er dazu haben?


„Zweier-Teams sind am sinnvollsten. Wenn wir angegriffen werden, oder in eine weitere Falle treten, dann sind wir nicht hilflos und gleichzeitig bekommen wir schneller ein größeres Gebiet abgedeckt, als wenn wir als Fünfergruppe gingen", überlege ich laut vor mich hin und die anderen nicken zustimmend.


„Ich gehe mit Finn!", ruft Misa plötzlich, ehe jemand die Frage überhaupt erst stellen kann. Daraufhin sehen sie drei Augenpaare verwundert an und selbst Elias hebt irritiert den Blick von seiner Karte. Kurz sieht es sogar so aus, als wolle er etwas sagen, dann lässt er es jedoch bleiben und widmet sich wieder den verschnörkelten Linien, sodass ich nur noch seinen Scheitel betrachten kann.


Dabei würde ich viel lieber sein Gesicht sehen, um einen weiteren Einblick hinter seine Fassade zu erhaschen. Denn je länger ich ihn kenne, desto weniger scheine ich ihn zu verstehen. Er hat eine Ausstrahlung, durch die man ihm sofort Respekt entgegenbringt, eine Art, die ihn ohne Diskussion zum Anführer macht, obwohl er kaum ein Wort von sich gibt. Ich schätze, es sind diese innere Ruhe, seine klaren Gedanken und die Selbstsicherheit, die er trotz Search besitzt, die uns andere dazu verleitet, ihm zu vertrauen und unsere eigene Unsicherheit damit auszugleichen.
Ob er sich seiner Wirkung bewusst ist, und ob man ihm wirklich vertrauen sollte, das steht dennoch wieder auf einem anderen Blatt.


Und als hätte er meinen Blick gespürt, hebt Elias in diesem Moment den Kopf und sieht mir für einen Sekundenbruchteil direkt in die Augen. Ein kleines Schmunzeln um die Mundwinkel lässt ihn belustigt wirken.


„Amelie?"

„Was?"
Taio grinst mich an und Finn fragt resigniert: „Wie viel hast du von den letzten Drei Minuten mitbekommen?"
Als er das Fragezeichen in meinem Kopf bemerkt, lacht Taio leise, ehe Finn erklärt: „Du sollst mit Taio gehen." Seine angespannten Schultern verraten, was er davon hält, was die gereizte Stimmung in der Luft nicht gerade angenehmer macht.


Misa dagegen scheint nichts davon zu bemerken. „Und ich gehe mit Finn!", quiekt sie fröhlich und ich kann sehen, wie Finn hinter ihr genervt die Augen verdreht. Wo ihre plötzliche Begeisterung für ihn wohl herkommt? 



Wir beschließen, erst am Abend aufzubrechen, in der Hoffnung, dass die meisten unserer Mitspieler schlafen, während wir die Tunnel erkunden.
Bis dahin sind es allerdings noch einige Stunden Zeit, in denen Misa Elias hilft, die Karte, die er angefertigt hat, zu replizieren.


„Amy?", als Finns tiefe Stimme neben meinem Ohr leise meinen Spitznamen ausspricht, zucke ich erschrocken zusammen und er entschuldigt sich sofort. Ich hebe mit dem Ansatz eines Lächelns auf den Lippen die Schultern, dann folge ich Finn aus dem Raum, wobei ich das Gefühl habe, dass mir ein Paar Augen folgt. Ich würde wetten, dass es Elias ist, doch ich traue mich nicht, mich umzudrehen.

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