Kapitel 7.3

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Ende des letzten Kapitels: Sarah:

Erst einige Zeit später, als wir in unseren Zweiergruppen erneut in das Labyrinth aufgebrochen sind und ich mir das Gespräch der beiden erneut ins Gedächtnis gerufen habe, fällt mir auf, was Amelie sagen wollte, ehe Finn sie unterbrach: Erens Gesicht war weder bei der Verkündung der Teilnehmer, noch in einer der Statistiken jemals dabei.
Die Gewissheit erfasst mich mit solch einer Wucht, dass sie mich in der Dunkelheit der Tunnel ins Straucheln bringt, denn eines weiß ich mit absoluter Sicherheit:
Sein Gesicht hätte ich unter tausenden erkannt.




Yahiko


Als Sarah neben mir zu stolpern beginnt, strecke ich automatische die Hand nach ihr aus, um sie aufzufangen, doch ich greife nur ins Dunkle und sie fängt sich selbst.


„Alles in Ordnung?", frage ich leise, denn die Ungewissheit der Finsternis bringt mich jedes Mal wieder dazu, am liebsten lautlos sein zu wollen.
„Yahiko", flüstert sie meinen Namen und ich kann nicht umhin, dass sich ein Lächeln auf mein Gesicht schleicht, als ich ihn aus ihrem Mund höre. Er klingt anders, wenn sie ihn sagt.

„Yahiko, Eren, er-", das Lächeln auf meinem Gesicht verschwindet genauso schnell, wie es gekommen ist. Stattdessen ziehen sich meine Augenbrauen zusammen und ich drehe mich nun vollständig zu ihr um, sodass ich sehen kann, wie das wenige Licht, das von der Klappe noch bis zu uns dringt, ihr einen kleinen, hellen Kranz um die Haare legt.
„-er war nicht dabei. Bei der Verkündung der Teilnehmer, bei den letzten Tests, bei den Intelligenz-Auswertungen. Sein Gesicht hätte ich nicht übersehen", ihre Stimme ist mit jedem Wort fester, hektischer geworden und als mich die Bedeutung ihrer Worte trifft, werden meine Augen groß. Doch kann das überhaupt sein?


Ich schüttle ungläubig den Kopf. „Bei den Intelligenz-Auswertungen gab es nur Namen auf Papier, natürlich hast du ihn da als Elias nicht erkannt. Und in der Menge der Teilnehmer könntest du ihn bei den Tests ebenso übersehen haben. Besonders, wenn er versucht haben sollte, dir aus dem Weg zu gehen. Erfreut hat er ja nicht gerade gewirkt, als wir ihn gefunden haben.", halte ich dagegen und fahre fort, ehe sie mich unterbrechen kann. „Und bei der Verkündung... ich selbst war nicht die ganze Zeit dabei, aber vielleicht hat er sein Aussehen verändert. Oder du hast nur für einen Moment nicht hingesehen."

Ich zucke mit den Schultern und will das Thema somit als gegessen betrachten, doch Sarah sieht das anders. Was ich sowieso schon wusste, bevor das letzte Wort überhaupt erst meinen Mund verlassen hatte. Sie wäre nicht Sarah, wenn sie jetzt einfach Ruhe geben würde.


„Ich habe nicht weggesehen. Und ich hätte ihn selbst mit Perücke, Kontaktlinsen und Vollbart erkannt", erwidert sie vehement, ihre Stimme felsenfest und mit einem Hauch Ärger darin, da ich ihre Fähigkeiten anzweifle.
Mein Kopf will das alles hier abtun, das Thema vergessen und als erledigt betrachten, denn wenn nicht – wenn nicht, dann keine Ahnung, was als nächstes passiert. Mein Bauchgefühl ist entgegen meines Kopfes jedoch bereits jetzt so aufgeregt, wie Sarahs Stimme noch vor wenigen Sekunden geklungen hat.


„Er ist allein unterwegs, oder?", beginne ich einen Gedankengang und sie nickt, ehe sie ihn fortsetzt: „Wir sollten ihm folgen. Vielleicht hat es einen Grund, dass er immer allein losziehen will."


„Einen Grund, der nicht das liebevolle Umsorgen seiner Schützlinge ist", rutscht es mir heraus, bevor ich darüber nachdenken kann. Ich klinge sarkastisch, fast schon gehässig und Sarah wirft mir einen Blick zu, den ich nicht so recht deuten kann. Na super, Yahiko, treib sie weiter dazu, dich nicht leiden zu können. Der Kuss war dafür ja schon ein guter Anfang.
Aber Eren wird nun mal nie zu meinen Freunden zählen.
Ohne etwas zu erwidern – wofür ich ihr wirklich dankbar bin – dreht Sarah sich um und läuft ein kurzes Stück zurück, ehe sie den Tunnel einschlägt, in dem Eren zuvor verschwunden ist.

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