Sarah
„Fragerunde?", Erens linke Augenbraue rutscht nach oben und der Mundwinkel zuckt passend dazu. Er sieht leicht spöttisch aus, doch ich weiß, dass er das nicht so meint.
Mein Blick huscht kurz über die Runde, von Eren zu Yahiko, der ein wenig hinter ihm steht und die Stirn in Falten gelegt hat, dann zu Taio als Bündel auf dem Boden am anderen Ende des Raumes und schließlich zu Finn und den Mädchen. Amelies Blick liegt ebenfalls auf Eren, nüchtern, berechnend und intelligent. Als sie meine Aufmerksamkeit spürt, wendet sie mir das Gesicht zu.
„Willst du anfangen?", will sie wissen und klingt dabei eher, als würde sie mich auffordern. Ich schnaube kurz. „Aber gerne doch."
Anstatt Eren ins Visier zu nehmen, wie sie es wohl vermutet hat, wende ich mich jedoch ihr zu. Mein Blick mustert Finn abfällig von oben bis unten, als er einen beschützenden Schritt auf Amelie zu macht. „Ich werde ihr nichts tun, nur eine Frage stellen", verkünde ich genervt davon, dass er so tut, als würde ich ihr sofort an die Gurgel springen. Ich bin doch kein abgerichteter Jagdhund.
„Also Amelie", setze ich an und ihr Blick begegnet wieder meinem, ihre hübschen Lippen sind zu einer schmalen Linie zusammengepresst. „Wie war das noch gleich mit diesem Pfeil?"
Sie seufzt und lässt mit einem Mal die Schultern hängen, als hätte man die Luft aus ihrer schönen Engelchen-Hülle gelassen. „Ich weiß es nicht", sagt sie schlicht und wendet sich dann langsam allen anderen zu. „Der Pfeil kam auf mich zugeflogen und ich hatte Panik. Es war ein dummer Reflex, aber ich habe die Hand schützend vor mein Gesicht gehoben anstatt zur Seite zu springen und auf einmal... lag der Pfeil vor mir auf dem Boden, in tausend Einzelteile zersplittert. Dabei hat er meine Hand nicht einmal berührt...", sie schüttelt selbst verunsichert den Kopf und ihr Locken wippen auf und ab. „Es war, als hätte sich eine durchsichtige Wand vor mir aufgebaut."
Misa sieht sie erstaunt an. „Du meinst, du hast nichts gemacht?", fragt sie, und scheint keine Sekunde an Amelies Geschichte zu zweifeln. Dafür zweifle ich umso mehr daran, obwohl ich dabei war und es mit eigenen Augen gesehen habe. Denn so etwas ist einfach nicht möglich. Aber andererseits... diesen geschockten Gesichtsausdruck hätte sie nicht spielen können. Die Frage ist also nur, wer oder was es sonst war, wenn nicht sie.
„Okay", erklingt nun auch Yahikos Stimme, der bis dahin möglichst abseitsgestanden hat. „Zusammengefasst: Misa findet Sachen, die sonst nicht da waren, Risse verschwinden aus T-Shirts, Messer und Kerzen tauchen auf, Ausgänge verschwinden und Amelie wird von durchsichtigen – temporären – Wänden beschützt.", er macht einen Schritt nach vorn und stellt sich so mit uns in den Kreis. „Ich glaube, so langsam drehen wir alle durch."
Seine Stimme klingt dabei so unglaublich trocken und die Situation ist so absolut daneben, dass ich einfach grinsen muss. Dann jedoch erinnere ich mich an die Leiche zurück, die ebenfalls innerhalb von Sekunden verschwunden ist und werde wieder ernst. Was Yahiko gesagt hat, ist alles andere als amüsant.
„Vielleicht gibt es ja Magie", philosophiert Misa und vier kritische Augenpaare wenden sich ihr zu. Nur Erens Mine bleibt mal wieder ausdruckslos.
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SEARCH - Das Spiel der Seelen
Ciencia FicciónWenn du 18 wirst, musst auch du dich entscheiden. Wir befinden uns in der Zukunft. Jedem wird an seinem 18. Geburtstag die Seele genommen, und somit die Persönlichkeit, der Wille und die Möglichkeit zu rebellieren, zu planen und zu träumen. Dein...