Kapitel 7.2

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Sarah


Wir haben uns dazu entschlossen, bei ihnen zu bleiben. Während mein Bauch und mein Herz mir zurufen, dass ich Eren verflucht nochmal aus dem Weg gehen, ihn am besten so weit wie möglich hinter mir lassen sollte, weiß mein Kopf, dass es vernünftiger wäre, bei ihnen zu bleiben. Statt auf die Vernunft zu hören, habe ich schließlich auf die kühle, klare und unumstößliche Logik von Yahikos Argumenten vertraut. Er ist zwar auch nicht sonderlich von seiner Idee begeistert, doch auch er weiß, dass wir diese Spieler brauchen könnten.


Sie mögen seltsam sein und Eren unter ihnen macht es mir schwer, meine Wut zu zügeln, doch sie haben dennoch Informationen, ohne die wir es vielleicht nicht schaffen werden, Search zu bestehen. Und an meiner mangelnden Selbstkontrolle zu sterben, ist nun wirklich das Letzte, was ich will.


Also sind wir geblieben und ich habe das Einzige getan, was mich von dem Chaos in meinem Kopf abzulenken vermag: Ich habe mich auf Details konzentriert.


Wie ein Geist lief ich durch die verschiedenen Stockwerke des Wolkenkratzers, durch die Räume mit unseren Mitspielern, die mich dabei größtenteils ignoriert haben. Vermutlich wollten sie mir Raum geben, um mich zu beruhigen, doch stattdessen habe ich sie beobachtet, alles Wichtige abgespeichert, das sie mir unabsichtlich verraten haben. Finns Blick, der immer wieder zu Amelie wandert, welche jedoch zu sehr in ihre Karte vertieft ist, um es zu bemerken. Die Gefühle, die er für sie zu hegen scheint, ohne dass sie es erkennt oder gar erwidert; Misa, die Eren an den Lippen hängt, als sei er ihr persönlicher Jesus – all das könnte mir noch von Nutzen sein. Menschen, die andere Menschen beschützen, sind verletzlich.


Jetzt, wo ich in Ruhe ihre Gesichter betrachten kann, sind mir auch ihre Namen wieder eingefallen. Ich konnte sie alle bereits lange vor unserem Start hier in Search auswendig, doch erst jetzt kann ich sie richtigen Menschen anstatt nur Bildern zuordnen: Amelie Fields, Misa Aoki, Taio Ibori und Finn Jäger, dessen schwarze Augen mir schon damals aufgefallen sind. Sie wirken wie kleine Kohlestückchen in seinem Gesicht, dunkel und undurchdringbar.


Doch viel wichtiger ist, dass Amelie eine Zwillingsschwester hat, die ich bisher noch nicht entdecken konnte. Die beiden gleichen sich wie ein Ei dem anderen, doch Amelie hat einen Pony, der knapp über ihren Augen endet, während Ailenes Haare lang und glatt zu beiden Seiten herunterhängen. Dass sie nicht hier ist, bedeutet jedoch, dass auch Amelie eine bedeutende Schwachstelle hat.


Das Mädchen sitzt mittlerweile seit mindestens einer Stunde gebeugt da und starrt auf die Karte vor ihr. Laut Taio haben sie und die anderen damit begonnen, das Tunnelsystem jede Nacht zu erkunden und ihre Erkenntnisse aufzuzeichnen. Vermutlich versucht Amelie nun, alles auswendig zu lernen, was ich jedoch für nahezu unmöglich halte.


Eine Stunde später kommt Eren in den Raum. Ich weiß nicht, wo er gewesen ist, doch die anderen scheint es nicht zu interessieren. Oder sie trauen sich nicht, nachzufragen.


„Leute?", fragt er in die Runde und ich spüre kurz seinen Blick auf mir, ehe er weiterwandert. „Wir sollten uns zusammensetzen und unser Wissen austauschen." Sein Vorschlag ist kurz, knapp und sinnvoll. Diese vertraute Art, seine nüchterne Betonung, die so viel verbirgt, versetzt mir einen Stich, den ich wenig erfolgreich zu ignorieren versuche.

SEARCH - Das Spiel der SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt