Kapitel 16

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Nein! Niemals würde ich einen Menschen töten! Das schwor ich mir in diesem Moment.' Wenn es eine Möglichkeit gibt, werde ich sie vor Raziel und seinen Söhnen beschützen.'

Die Racheengel stellten sich an den zwei Seiten von mir auf, sodass ein Weg entstand. Ich hatte zwar noch keinen Plan, aber ich wollte auch nicht auffallen. Also tat ich alles, was sie "verlangten". Es wäre schlecht für mich gewesen, wenn ich mich geweigert hätte.

Als ich durch sie hindurch schritt, machte sich ein mulmiges Gefühl in mir breit. An der Dachkante blieb ich stehen und sah in das Einkaufszentrum hinunter.

Ein paar Jugendliche spazierten gröhlend an den geschlossenen Läden vorbei. Warscheinlich kamen sie von einer Party oder sie wollten die Straßen unsicher machen.

Schon immer habe ich mich vor solchen Typen ferngehalten. Sie machten mir Angst, doch meine neugewonnen Kräfte machten mir Mut. Trotzdem hatte ich nicht vor  sie umzubringen, denn jeder von ihnen hat jemanden, für den eine Welt zusammenbrechen würde.

Zehn Sekunden lang sah ich dort herab, während ich mir einen Plan ausdachte. Für die Racheengel sah es so aus, als würde ich mir einen der Menschen aussuchen.

Als ich mich wieder zu ihnen umdrehte, zuckten sie zusammen. Meine Worte sprühten vor Wut, als ich sagte:" Ihr wollt mir diese schwachen Menschenjungen andrehen? Ist das euer Ernst? Denkt ihr sie entsprechen meinen Ansprüchen? Für euch Schwächlinge reichen sie aus. Aber für mich nicht! Ich brauche einen stärkeren Menschen. Oder glaubt ihr ich will mich mit mehreren vergnügen?"

Sie zogen ihre Köpfe ein und einer sagte: "Natürlich nicht. Wenn ihr es wünscht, dann suchen wir jemanden mit größerer Kraft auf."

"Peh. Nein. Ihr habt mich schon genug Nerven gekostet! Bringt mich auf direktem Weg zu Raziel! Es ist mir egal wie schwach ihr seid. Wenn ihr die Engel einfach so angreift, müsst ihr euch auch im klaren sein, was es für Folgen für euch hat.

Die Schwachen von euch brauche ich nicht zu erdulden. Wenn ihr noch nicht mal den Weg von eurem zu hause zu den Engeln und wieder zurück zu eurem Vater schafft, kann ich euch nicht meine Brüder nennen. Wie erbärmlich wäre das denn bitte?!"

Am Ende meiner kleinen Rede war ich stolz auf meine Worte. Ich hätte es nie für möglich gehalten, so Sachen gegenüber Menschen zu sagen. Geschweige denn gegenüber Racheengeln. Trotzdem musste innerlich über meine geschwollene Sprache lachen.

Es war peinlich für sie, in solcher Weise beleidigt zu werden.

Wie ich es mir gedacht hatte, befolgten sie meine Anweisungen um sich mir gegenüber zu beweisen. Einige verzogen ihre Gesichter,doch schließlich stellten sich alle wieder um mich herum auf.

Als wir uns wieder in die Luft schwangen, machten fast alle beleidigte Mienen.

Aber mir war das egal. Ich wollte zwar nicht zu Raziel, aber ich wusste, dass ich schneller wieder bei den Engeln bin, wenn ich mich ihm stellte.

...

Eine halbe Stunde später

Meine Flügel wurden immer schwerer und ich wusste, ich würde das nicht mehr lange aushalten können. Doch von den Racheengeln getragen zu werden war für mich ein No-Go.

Die rettende Nachricht kam von einem Racheengel, der die Vorhut mit zwei anderen bildete.

"Wir sind gleich da. Dort vorne ist unser zu hause." Er zeigte auf ein riesiges Gebäude, dem der Zerfall gut anzusehen war. Es war von kleineren, aber nicht weniger beschädigten Häusern umgeben.

Wo einmal Fenster aus Glas gewesen waren, sind nun nur noch klaffende Löcher in den Wänden. Der Putz war fast komplett abgebröckelt und Steine lösten sich aus dem Gebäude.

Das Haus reichte bestimmt über zehn Stockwerke nach oben und hatte ein spitz zulaufendes Dach. Auch dort waren die riesigen Löcher nicht zu übersehen.

Es war alles andere als ansehnlich! 'Dieses Gebäude passt zu Raziel und seinen ekelerregenden Söhnen.' Dachte ich mir.

"Hier, in dieser Bruchbude wohnt ihr?" Fragte ich in die Runde und bemerkte, wie arrogant ich in dem Moment geklungen hatte. 

Die Laune von allen zog sich immer mehr runter. Ein paar wenige murmelten mir zustimmend zu.

Zwei Racheengel hatten wir schon verloren. Sie waren einfach abgestürtzt und sind reglos auf dem Boden liegen geblieben. Ich wusste, dass ich für ihren Tod verantwortlich war, aber der Gedanke an ihre Morde an den Engeln, ließen diese Gefühle vergessen.

Wir sanken immer tiefer, bis wir über dem Haus schwebten. Plötzlich, von einem Moment auf den anderen, stürtzten sie sich durch ein großes Loch im Dach, in das Haus hinein. Ich legte meine Flügel flach auf meinem Rücken zusammen, und folgte ihnen.

In den Böden in jeder Etage waren ebenfalls große Löcher, durch die wir weiter nach unten schossen.

Bald kam der Boden in Sicht und ich machte mich auf eine heftige Landung gefasst. Ich tat es den Racheengeln gleich und breitete meine Flügel aus.

Mein Sturzflug wurde abrupt gestoppt. Durch den Druck der auf meine Flügel einging, wurden sie nach oben gerissen und ein stechender Schmerz zuckte durch meinen Körper.

Die Racheengel berührten vor mir den Boden. Sie landeten sanft auf den Füßen. Nur ich fiel, als ich den Boden berührte, unsanft auf die Knie. Meine Jeans riss auf und als ich mir an de Knie fasste, spürte ich warmes Blut an meinen Händen.

'Autsch. Mist, warum muss ich immer so tollpatschig sein.' Regte ich mich auf.

Ich sah mich um. Wir standen in einem runden Raum, der rundherum mit Türen gesäumt war. Der Boden war aus Flastersteinen und an den Wänden klebten schwarze Fliesen. Ich fand diese Mischung sehr gewöhnungsbedürftig.-Um es mal nett auszudrücken. 

Grerade wollten ein paar Söhne Raziels gehen, da sackten alle bis auf drei zusammen. Sie blieben reglos liegen.

"Was hast du nur mit ihnen gemacht?" Ertönte plötzlich eine Stimme. Suchend sah ich mich nach der Person um, von der dieser Satz kam.

Jemand trat aus einem der Gänge. Es war der einzige Gang, den keine Tür zu dem runden Raum trennte.

Als ich in das Gesicht des Mannes sah, zog ich scharf die Luft ein. 'Raziel!'

Racheengel der Liebe [ON HOLD]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt