Weak

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Ich sitze am Küchentisch und massiere mir meinen Kopf, als meine Mutter mir Rührei auf den Teller schaufelt. Der Traum gestern Nacht hat es echt in sich gehabt. Warum träume ich auch so was? Nicht mal zu Hause habe ich Ruhe. Nein. Dann werde ich in den Träumen verfolgt.

„Du solltest was essen, Schätzchen", sagt meine Mutter, als sie sich ein Ei in den Mund schiebt.

„Ich habe nicht so großen Hunger."

„Dann gib es mir!", ruft Phill und will schon nach meinem Essen greifen.

„Nein Phill du hast noch, du kannst spä..." Die Tür fliegt auf und mein Vater hastet in die Küche.

„Ihr werdet es mir nicht glauben!", keucht er. Ich starre ihn mit großen Augen an. So schnell habe ich ihn noch nie gesehen.

„Was ist los, Liebling?" Meine Mutter steht auf und streicht ihm über die Wange, um ihn zu beruhigen. Er hingegen wedelt nur hektisch mit einem Blatt Papier rum.

„Lies!", fordert er meine Mutter auf und reicht ihr den Brief. Während sie lass, wurden ihre Augen immer größer.

„Das muss ein Fehler sein", murmelt meine Mutter und starrt weiter den Brief an.

„Nein, Schatz. Ich war eben schon bei der Bank. Unsere Schulden wurden wirklich abbezahlt!"

Meine Gabel fällt auf den Teller und machte ein unschönes Geräusch.

Was soll das heißen?", fragt Phill

„Ein besseres Leben", antwortet meine Mutter und fällt dann in ein hysterisches Lachen und mein Vater stimmt mit ein.

„Von wem?"

„Bitte?" Mein Vater hört auf mit seinem komischen Freudentanz und lächelt mich fragend an.

„Von wem wurden die Schulden abbezahlt?" Meine Stimme klingt wie das Geschrei einer Krähe.

„Ach genau! Das Beste hab ich nämlich noch nicht erzählt!" Er legt eine Kunstpause ein.

„Vom Königshaus!"

Ich habe zwar damit gerechnet, aber trotzdem überrascht es mich.



Ich will mich freuen. Aber es geht nicht. Klar finde ich das toll, dass wir jetzt keine Schulden mehr haben... aber von wem sie abbezahlt wurden, versetzt mir einen Stich. Heißt das, es tut ihm leid? Will er mir damit zeigen, dass ich ihm wichtig bin? Ich kann jetzt alles mögliche darein Interpretieren. Aber ich lasse es besser sein. Nachher steiger ich mich noch in etwas rein.

Aber aus wessen Grund er es auch immer getan hat. Wie soll ich denn jetzt darauf reagieren? Gar nicht? Oder soll ich mich bedanken? Das wäre wohl die bessere Idee, aber dann steht noch offen, ob ich es persönlich tun soll oder per Brief... Aber eigentlich muss nicht ich mich bedanken, sondern meine Eltern! Jap. Ich werde das alles meinen Eltern überlassen. Ich habe damit rein gar nichts zu tun. Nichts... Ich finde, ich mache das gut. Also mir Dinge ein zu reden. Schön die Illusion aufrechterhalten. Mein Leben ist perfekt, ich habe noch nie in einem Schloss gearbeitet und die Schulden wurden nicht aus Sympathie mir gegenüber abbezahlt, sondern, weil der König einen spendierfreudigen Tag hatte. Bestimmt war das irgend so ein loses Verfahren. Alles pure Glückssache. Ich komme mir vor wie ein Trottel. Ja. Ein Trottel, der vor der Realität flieht, und sich nur noch unter der Bettdecke verkriechen will. Wer braucht auch schon die Realität, wenn die Illusion besser ist? Also ich brauche sie nicht. Ich brauche auch keinen Alex. Ich erstelle mir in meiner Illusion einfach einen viel besseren Typen. Ein komplettes Gegenteil von Alex. Mit dem ich auch viel besser dran bin.

Ich schlage wütend die Decke weg und setze mich auf. Ich kann meinen Gedanken schon selbst nicht mehr zuhören, ohne irrezuwerden. Ich steige aus dem Bett, nur um dann zu bemerken, dass ich mich direkt wieder hinlegen kann. 20.00 Uhr. Ich stöhne laut auf. Ich habe den ganzen Tag nichts gemacht, außer zu atmen. Ich glaube, Produktiver wird es heute auch nicht mehr.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 17, 2017 ⏰

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