Tee

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Als ich den Saal verlasse, lehnt das Hindernis an der Wand mir gegenüber und mustert mich.
„Was ist?“, frage ich genervt doch er verzieht das Gesicht nur zu einem Grinsen.
„Ich dachte, da du ja jetzt Zeit hast und da du das so gut kannst, könntest du mir ja auch einen Tee machen.“
Was für ein Idiot.
Ich seufzte. „Welche Sorte?“
„Überrasche mich. Bring mir das dann auf mein Zimmer.“ Ein „bitte“ wäre vielleicht auch mal nicht verkehrt.
„Okay.“
Ich mache mich auf den Weg zur Küche.
Am liebsten würde ich ihm den ekelhaftesten Tee machen, den wir hier haben, damit ich sein dämliches Grinsen wenigstens für einen Moment aus seinem Gesicht wegwischen kann. Aber ich entscheide mich dagegen. Immerhin will ich diesen Job haben. Ich nehme einfach einen Pfefferminztee und mache mich auf den Weg zu seinem Zimmer. (Welches ich erst fand, nachdem mir Noa den Weg erklärt hatte.)
Ich klopfe an.
„Herein“, ertönt es von der anderen Seite.
Als ich eintrete, bin ich echt überrascht.
Das Zimmer ist riesig.
„Du kannst den Tee da abstellen.“ Er deutet auf einen Tisch.
„Hast du es geschafft, ohne irgendjemanden umzurennen?“
Ich funkel ihn böse an.
„Ist das Pfefferminztee?“
„Ja, warum?“
„Tut mir leid, ich bin dagegen allergisch.“ Er lächelt mich schadenfreudig an. Ist das sein ernst? Dann soll der nicht sagen, dass ich mir was aussuchen darf!
„Würdest du mir einen Neuen bringen?“ Nein werde ich nicht. Dann ersticke daran.
„Aber natürlich. Sonst irgendwelche Allergien?“, frage ich gespielt freundlich.
Er tut, als müsste er Überlegen.
„Hmm... Nein ich denke, das war’s.“
„Wie schön.“
Ich verbeuge mich und gehe wieder zurück zur Küche und es ist nicht so, dass die Küche mal so nebenan ist. Nein. Ich darf durch den halben Palast wandern!
Dort angekommen setze ich das Wasser auf den Herd, fülle dies nun heiß gewordene Wasser in eine Kanne und lege fünf verschiedenen Tee Sorten daneben. Konnte er sich doch was aussuchen.

Ich stelle das Tablett vor ihm ab und lächele. Jetzt kann er nichts mehr einzuwenden haben!
Dieser Punkt geht an mich.
„Ich würde gerne ein Bad nehmen. Lass mir bitte das Wasser ein.“ Als ob der das nicht selber kann. Wie dumm.
„Mit Schaum oder ohne?“
„Mit“, sagt Alex mit einem hämischen Lächeln auf den Lippen. Er will mich provozieren, aber das würde nicht klappen.
Er deutet auf eine Tür auf der anderen Seite des Zimmers, wo ich das Bad vermute.
Das Bad ist sehr schön eingerichtet.
Die Fliesen sind aus Marmor und die Badewanne sieht auch nicht wirklich billig aus. Aber was erwarte ich denn auch? Das war die Königsfamilie. Natürlich können die sich ein Bad aus Marmor leisten.
Ich drehe das Wasser auf und suche schon mal nach dem Badeschaum, was ich auch in einer Schublade, die direkt neben der Badewanne steht, finde. Ich kippe eine kleine Menge in das Wasser und der Schaum bildet sich auf der Oberfläche.
„Das Bad ist fertig“, informiere ich ihn.
Er kommt ins Bad geschlendert und fängt an sein Hemd aufzuknöpfen.
Der Anblick von seinem Körper bringt mich, wie ich leider gestehen muss, ganz aus dem Konzept. Als er sich dann an seine Hose zu schaffen macht, unterbreche ich ihn.
„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“
„Nein, das wäre im Moment alles.“ Er schenkt mir noch ein überhebliches Lächeln und ich verschwinde.
Vor der Tür hole ich erst mal tief Luft.

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