Party

339 8 0
                                    

Heute Abend würde das Fest stattfinden und noch immer verschwindet dieses französische Etwas nicht aus dem Palast, obwohl eigentlich schon alles fertig ist... Ja okay... Nicht ganz fertig.
Der Elektriker muss noch die richtige Beleuchtung einstellen und alles, aber ich denke, dass er das auch alleine hin bekommt.
Doch Monsieur Lackaffe will alles beobachten und ich darf mir jetzt von Miss Vanwallow anhören, was wir heute Abend zu tun und zu lassen haben.
Die Zusammenfassung:
Lia und so ein Mädchen, das ich nicht kenne, (Ich glaube sie heißt Clara) müssen die Mäntel entgegen nehmen.
Helen und Ann stehen da neben und bieten Champagner an.
Ich und ein paar andere Mädchen stehen in der Gegend rum mit Häppchen, Punch, Whisky und sonstigen Sachen und das war's auch eigentlich.
So schwer wird das schon nicht sein.
Außerdem müssen Lia, Ann und ich gleich noch der Königin beim Anziehen und schminken helfen, weswegen wir uns schon jetzt auf dem Weg zu ihr machen müssen.
„Als was wird sie eigentlich gehen?“, fragt Lia, als wir durch den Palast gehen.
„Ich hab das Kleid von ihr gesehen“, antwortet Ann. „Aber ich hab keine Ahnung, was das darstellen soll... Irgendwas zwischen Zombie und Hexe.“
„Werden wir ja gleich sehen“, sage ich.
Wir halten vor dem Schlafzimmer der Königin und des Königs und klopfen an.
Ein leises „Herein“ ertönt von der anderen Seite.
Zu meinem Glück ist der König nicht da.
Ich finde ihn irgendwie ein bisschen komisch und gruselig, seit dem Tag an, an dem ich mich blamiert habe.
Er hat einfach so eine komische Ausstrahlung.
Die Königin ist im Gegensatz zu ihm total nett und freundlich und auch jetzt lächelt sie uns glücklich an.
Wir machen einen Knicks und mein Blick fällt sofort auf das Kleid, welches in der Ecke steht. Es ist wirklich undefinierbar. Der Rock des Kleides Bestand aus Tüll in verschiedenen Grautönen. Es sieht ein bisschen verlumpt aus, aber das Korsett war mit vielen, Saphirähnlichen, Steinchen bestückt und so sieht das alles andere als zerlumpt aus.
„Okay an die Arbeit wir haben viel zu tun“, die Königin klatscht voller Freude in die Hände und zieht ihr Kleid aus, wobei Ann ihr hilft. Währenddessen nehmen Lia und ich das Kleid (das ist echt schwer) vom Mannequin und streifen es der Königin über.
„Das ist echt ein schönes Kleid“, schwärmte die Königin, während ich das Kleid hinten zu schnürte.
„Wer hat es überhaupt gemacht?“
„Ich glaube, das war Ellie“, antwortet Ann.
„Die kleine Blonde?“
„Ja genau die“, sagt Lia.
„Sie hat echt ein Talent.“ Die Königin betrachtet sich im Spiegel und ja, Ellie hat echt Talent.
Wahrscheinlich wird jeder heute Abend auf dem Fest graziös aussehen, obwohl es eigentlich eine „Grusel“ Party ist.
Die Königin zu schminken und die Haare zu machen, macht echt Spaß, da sie die ganze Zeit mit uns quatscht und nur gute Laune verbreitet.
Wir verpassen ihr sanfte Locken, die wie Wellen über ihre Schultern gleiten und Lia betont ihre Augen mit weißem Liedschatten, welcher zum Augenwinkel dunkler wurde und mit einem dunkelrotem Lippenstift bemale ich ihre Lippen.
Die Königin sieht wunderschön aus und dafür haben wir auch zwei Stunden gebraucht und in einer würden schon die ersten Gäste eintreten.
„Vielen Dank; ihr habt das so toll hinbekommen“, die Königin strahlt.
„Dafür sind wir ja da, antwortet ich.
„Können wir sonst noch was für Euch tun?“, fragt Ann.
„Nein danke, ihr könnt gehen.“
Wir knicksen und verlassen das Zimmer.
Ich frage mich, als was Alex gehen wird.
Um ehrlich zu sein, kann ich ihn mir in keinem Kostüm vorstellen, ohne dass es lächerlich wirkt. Bei dem Gedanken muss ich anfangen zu Grinsen.
Nachher geht er noch als adeliger Werwolf oder so was.

Ich schnappe mir ein Tablett mit Muffins und keins mit Getränken drauf, da ich weiß, wenn ich eins von denen nehme, würde ich die Nacht nicht trocken überleben mit meinem Talent.
Ich stelle mich also mit den Muffins zu den Anderen, die ebenfalls irgendetwas servieren müssen und warte einfach darauf, dass die Gäste eintreffen und es dauert auch nicht lange und der Garten ist voller Leute.
Ich biete Muffins an, bis das Tablett leer ist und ich neue holen muss. Die Anderen tun genau dasselbe.
Ich gehe nun schon zum gefühlten hundertsten Mal in die Küche, um Nachschlag zu holen und laufe prompt in etwas rein, als ich um die nächste Ecke will.
„Langsam.“ Alex lacht. „Wohin des Weges, Madame?“
Ich vergesse seine Frage und muss lachen.
Nicht, weil ich mal wieder gegen ihn gerannt bin, sondern wegen dem, was er anhat.
Es sieht wirklich lächerlich aus.
Er trägt einfach einen Anzug aus dem, ich schätze mal, 18. Jahrhundert. Er trägt sogar eine Strumpfhose und so ein Halstuch. Eine Strumpfhose!
„Ja, lach nur. Also ich finde es sehr schick!“ Er zupft an seiner komischen Jacke und bemüht sich um ein ernstes Gesicht.
„Tut mir leid“, ich kämpfe mit noch einem Lachanfall. „Aber du hast eine Strumpfhose an.“ Das Lachen bricht unbeabsichtigt wieder aus mir heraus.
„Als was gehst du? Dracula?“ Ich verliere die Beherrschung jetzt komplett.
„Kann man so sagen.“ Er lehnt sich an die Wand und lächelt.
Und das sieht gerade wirklich sexy aus. Also nur bis zum Hals.
Weiter runter sieht er immer noch zum Brüllen komisch aus.
„Ich hab mir das nicht ausgesucht.“
„Ach echt nicht? Ich dachte, du schlägst eine neue Style Richtung ein.“
„Heute ganz witzig drauf was? Und warum trägst du nichts gruseliges?“ Er malt beim Wort „gruseliges“ Anführungszeichen in die Luft.
„Ist das Dienstmädchenkleid nicht gruselig genug?“, frage ich.
„Nein nicht wirklich.“ Er kommt näher und küsst mich. Doch bevor ich mein Gehirn ganz verlieren kann, schiebe ich ihn von mir.
„Pass auf. Nachher sieht man uns noch und ich kann mir nicht vorstellen, dass man eine Beziehung zwischen Dienstmädchen und Prinz akzeptiert.“
Erst jetzt bemerke ich, was ich gesagt habe. Ich habe „eine Beziehung“ gesagt.
Aber, ob wir wirklich eine Beziehung führen, bezweifele ich.
„Hast recht, aber hier ist Keiner, flüstert er und ich bin überrascht, dass er nicht auf „Beziehung“ eingeht.
„Sicher ist sicher“, flüstere ich und zwinge mich, mich abzuwenden und in der Küche neue Muffins zu holen.

Wieder im Garten verliere ich komplett den Überblick. Es sind einfach zu viele Leute.
Ich gehe durch die Menge und gehe meiner Arbeit nach. Immer nett Fragen. Mir gehen diese Sätze schon auf die Nerven. Diese Überfreundlichen: „Einen Muffin, Sir?“, „Kann ich Ihnen einen Muffin anbieten?“ oder „Einen Muffin, Madame?“
Und umso öfter ich das Wort „Muffin“ sage, umso kurioser wird es. Ich glaube, wenn ich das nächste Mal in die Küche gehe, werde ich etwas anderes nehmen. Ich glaube, die Muffins sind auch schon bald alle weg.
Ich sehe ein wenig abseits der ganzen anderen Menschen Alex mit so einer Ollen reden. Ich mag sie schon jetzt nicht.
Sie geht anscheinend als Zombieprinzessin, obwohl... Zombie trifft es eher weniger. Nur Prinzessin. Sie trägt ein viel zu überladenes Kleid und ihr Busen würde bald herausfallen, wenn sie nicht aufpasst.
Ich beschließe zu ihnen rüber zu gehen und der blöden Kuh einen Muffin anzubieten, in der Hoffnung, sie würde sich davon übergeben müssen, so dünn, wie sie ist, würde es mich nicht wundern.
Ich setze ein freundliches Gesicht auf.
„Einen Muffin die Dame?“, frage ich und mir tut dieses gespielte Grinsen schon weh.
„Oh, nein danke. Ich verzichte lieber.“ Sie lächelt, doch ich kann sehen, dass ihr Grinsen genauso gefälscht ist wie meins. Anscheinend störe ich. Gut so.
„Und Sie?“ Ich wende mich an Alex.
„Ja gerne, danke.“ Er greift nach einem Muffin und beißt ein Stück ab.
„Die sind wirklich lecker, ist das Schokolade?“, fragt er gespielt interessiert.
„Ja. Das ist ein Geheimrezept vom Küchenchef höchstpersönlich“, antworte ich.
Alex will zu einem weiteren Satz ansetzen, doch die Olle neben mir, fängt ihn schon an zu unterbrechen.
„Wir haben uns doch gerade so schön unterhalten, Alex. Ich bin der Meinung, dass wir das Thema über Hochzeiten und zukünftigen Männern-“ Sie betont das Wort „Männer“ ganz besonders. „-fortsetzen sollten.“
„Das wäre eine sehr gute Idee“, wendet er sich mit vollem Mund an sie.
„Wie wäre es, wenn wir das zu einem späteren Zeitpunkt machen? Und der Küchenchef will das Rezept sicher nicht raus geben?“, wendet er sich nun an mich.
Die Olle verschwindet stöhnend, aber ohne Alex noch einen vielsagenden Blick zu zuwerfen und mit dem Hintern wackelnd davon zu marschieren.
„Endlich“, stöhnt Alex. Anscheinend hat er auch schon die Schnauze voll von ihr.
„Sie wollte nicht aufhören über Hochzeiten und über die Selection zu reden.“
Es trieft mich wieder wie ein Schlag. Stimmt die Selection würde ja bald anstehen.
„Dabei will ich die Selection abblasen, aber ich kann nicht.“ Seine Stimme klingt verzweifelt.
„Warum denn das? Du musst doch schließlich heiraten.“ Ich flüstere es nur. Ich weiß, dass es nie etwas Ernstes zwischen ihn und mir werden kann... Dafür wäre es ein zu großer Skandal. Dann ist es besser, wenn er heiratet und alles ohne Stress, den er mit mir erst mal hätte.
„Die Selection ist dafür da um sich zu verlieben“, fängt er an. „Aber ich hab mich bereits verliebt.“ Und damit bin ich mir sicher, dass „toll“ ein sehr Gutes toll gewesen ist.

Selection mal anders Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt