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Vor dem Büro bleibt Alex noch mal stehen.
„Ist das auch wirklich in Ordnung für dich“, fragt er mich und fährt sich durch die Haare.
„Ja, klar ist das in Ordnung“, sage ich und versuche mich an einem Lächeln, was jedoch scheitert. Natürlich ist es nicht in Ordnung. Bald werden hier um die 30 Mädchen im Palast wohnen und, dass er sich in eine verlieben könnte... Schon bei dem Gedanken daran fängt mein Herz an, wehzutun.
Er MUSS sich schließlich auch mal mit einer treffen.
„Hör mal... Mir gefällt das Ganze ja auch nicht“, seufzt er und greift nach einer Haarsträhne, die sich wohl aus meinem Zopf gelöst hat, und wickelt sie sich um den Finger.
„Aber wir müssen da jetzt durch.“
„Ich weiß“, murmele ich.
Alex lässt die Strähne fallen und zieht mich in seine Arme, wobei ich überraschend nach Luft schnappe.
Ich vergrabe mein Gesicht in sein Hemd und der Geruch von Waschmittel und irgendetwas undefinierbaren steigt mir in die Nase.
Warum riecht er so gut?!
Er stützt sein Kinn auf meinem Kopf ab.
Wir stehen so eine gefühlte Ewigkeit und in seinen Armen fühle ich mich auch so sicher und geborgen, wie schon lange nicht mehr. Ich höre das gleichmäßige Schlagen seines Herzens und es beruhigt mich.
„Ich glaube, ich muss mich mal an die Arbeit machen“, seufze ich, da ich eigentlich Stunden mit ihm dastehen könnte, und drücke ihn leicht von mir.
„Okay“, sagt er und seine Stimme klingt etwas rau.
Er fährt mit seinen Fingern meine Wange entlang und geht.
Ich schaue ihm hinterher, bis er bei der nächsten Ecke abbiegt und aus meinem Sichtfeld verschwindet.
Ich stöhne auf und fahre mir mit den Händen durchs Gesicht.
Warum muss das alles nur so kompliziert sein? Wäre alles anders, wenn er kein Prinz wäre? Wäre es dann nur bei dieser einen Begegnung geblieben oder wären wir dann gar nicht erst ineinander rein
gerannt? Bevor ich mich noch in diesen „was wäre“ wenn Fragen beschäftigen kann, schaue ich mich um und bemerke, dass ich keine Ahnung habe, wo genau ich bin und wie ich zur Küche komme.
Na toll.
Ich schlage einfach den Weg ein, den Alex auch gegangen ist, doch das bringt mich auch nicht weiter, denn hier sieht alles irgendwie gleich aus.
Mit dem Gedanken, dass ich irgendwo auskommen muss, gehe ich weiter, doch meine Orientierung ist schlichtweg verloren.
„Scheiße“, fluche ich und schlage die Hände über den Kopf. Muss hier nicht irgendwo mal ein Wachmann sein oder ein anderes Dienstmädchen?
Ich biege den Gang links ab und dann nach einer gefühlten halben Stunde des geradeaus Gehens, kommt mir Ann entgegen.
„Gott sei Dank!“ Ich dachte schon, ich werde niemanden finden.
„Evelyn? Was machst du denn hier?“
„Ich hab mich etwas verlaufen“, sage ich, was ja auch der Wahrheit entspricht.
Ann kichert. „Das sehe ich, aber was hast du hier gemacht?“
„Ich...“ , brauche unbedingt eine Ausrede. Ich will ihr irgendwie nicht die Wahrheit sagen, da ich dann erzählen muss, was zwischen mir und Alex läuft. Aber früher oder später würde sie es sowieso erfahren und unter dem kritischen Blick von ihr, kann ich es nicht mehr für mich behalten.
„Ich musste mit dem König reden“, fange ich an und hoffe, dass sie nicht weiter nachfragt.
„Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht! Hat er dich gelobt, weil du so toll arbeitest, oder hast du eine Gehaltserhöhung bekommen? Oha! Nach diesen 2 Jahren, die ich hier schon arbeite, ist mir nichts dergleichen passiert. Scheinst wohl supergut zu sein!“
„Nein, so ist es nicht...“, unterbreche ich sie ihn ihrem Redefluss.
„Du hast Anschiss bekommen!“, vermutet sie empört.
Sie schaut sich in allen Richtungen um, um sicherzugehen, dass uns niemand hört, und tritt näher ran.
„Was hast du denn gemacht?“, flüstert sie.
„Ich habe mich in den Prinzen verliebt“, schießt es aus mir raus, ohne auf ihre Frage einzugehen.
Ann schaut mich eine Weile emotionslos an und ich kann förmlich sehen, wie es in ihrem Kopf zu arbeiten anfängt und ein Lächeln schleicht sich auf ihr Gesicht.
„Du hast was!“, kreischt Ann und grinst.
„Ellie angelt sich den Wachmann und du gleich den Prinzen!“, kichert sie.
„Und was fühlt er für dich?“, will sie wissen und ihre Stimme ist wieder ein Flüstern.
„Ich denke mal dasselbe“, flüstere ich und die Röte steigt mir wieder ins Gesicht.
„Wie süß! Aber warum warst du jetzt beim König“, fragt sie.
„Weil wir... Alex wollte wegen uns die Selection halt nicht machen und deswegen mussten wir das irgendwie klären.“
„Und warum schaust du so bedröppelt? Ist dann doch alles gut. Oder nicht?“
„Naja... Nicht wirklich. Die Selection wird trotzdem gemacht“, erkläre ich.
„Ouh“, sagt sie und reibt sich den Hals.
„Wir sind jetzt so verblieben, dass wenn er sich während der Selection nicht verliebt, ich es bin, die er nimmt und wenn doch... Ja dann Pech für mich. Ich habe dann währenddessen Zeit zum Nachdenken und das Volk hat halt die Show“, seufze ich.
„Also wird eure Liebe quasi auf die Probe gestellt?“, fragt sie.
„Ja sieht so aus.“
„Hey, lass den Kopf nicht hängen“, sagt sie.
„Er wird sich für dich entscheiden.“
„Was macht dich da so sicher?“ Mir steigen Tränen in die Augen.
„Sonst hätte er sich nicht mit dir da hingesetzt.“

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