Wochenende✨

12.1K 322 53
                                    

Meine Mom kaufte mir, in der Stadt angekommen, ein neues Handy. Ein schlechtes Gewissen nagte an mir, da dieses Handy so ziemlich das Doppelte meines alten Handys gekostet hatte.
Anschließend gingen wir zusammen für die nächsten Tage einkaufen.
Zurück zu Hause steckte ich die alte Speicherkarte in mein neues Handy. Glücklicherweise hatte ich noch alle Kontakte und Fotos behalten. Dankbar wandte ich mich zu meiner Mutter und nahm sie einmal fest in den Arm.

,,Danke Mom."
,,Kein Problem Schätzchen."

Ich ging wieder nach oben in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Auch das wird erst einmal etwas Eingewöhnungszeit brauchen. Kurz danach gab es schließlich Abendessen. Meine Mom erzählte mir, dass sie einen Job als Ärztin im Krankenhaus gefunden hatte. Meiner Meinung nach, ging mir gerade alles viel zu schnell. Die neue Schule, die neue Arbeit, neue Bekanntschaften, neue Probleme. Ich war noch nicht im geringsten bereit für all diese neuen Herausforderungen. Neu war nicht immer gleich besser... Nach dem Abendessen skypte ich noch lange mit meinen alten Freundinnen. Mein Blick wanderte nach einer Weile zu meiner Uhr und verharrte einige Sekunden lang auf den Ziffern. 23:30 Uhr.
Seufzend schaltete ich meinen Laptop aus und zog mich halbherzig um. Ich legte mich in mein Bett und schlief auch relativ schnell ein. Am nächsten Morgen wachte ich auf und ging hinunter in die Küche, da mein Magenknurren mich von meiner Bettliegerei letztenendes abgebracht hatte. Auf dem Tisch vor mir lag ein kleiner Zettel.

,,Bin auf Arbeit, bin so aufgeregt wie die Leute da sind. Falls du etwas brauchst, Geld liegt auf dem Tisch. Dein Fahrrad steht im Schuppen und bis zur Stadt ist es nur eine halbe Stunde. Bis heute Abend, Kuss."

Ich konnte mir ein leichtes Augenrollen nicht verkneifen und  schüttelte leicht den Kopf, ehe ich zum Schrank ging. Meine Hand tastete nach einer großen Schale, ehe ich mir ein wenig Obstsalat machte, da ich verdammt Hunger auf etwas süßes hatte. Auch die halbe Tafel Schokolade im Kühlschrank lächelte mich so verlockend an, dass ich einfach nicht widerstehen konnte. Nach dem Frühstück beschloss ich, mich erst einmal so richtig hier in der Gegend umzusehen. Ich zog mir ein schwarzes Tanktok an, graue Shorts, und meine schwarz-weißen Sneakers. Anschließend kämmte ich meine Haare und machte mir einen unordentlichen Zopf. Mich kannte hier eh niemand. Ebenso hatte ich nicht wirklich das Verlangen, neue Freundschaften in meiner Nachbarschaft zu schließen. Mit wem auch? Vielleicht mit den alten Leuten, die dich mit ihren Laserblick aus ihren Fenstern beobachteten und ihren makellosen Rasen mit einer Nagelschere und einem Lineal schnitten? Langsam ging ich durch die Gegend und ließ meine Gedanken ein wenig schweifen. Ich lief ein Stück durch den kleinen Wald und schaltete vollenz ab, setzte mich an einen Teich, eher Tümpel und ließ meine Füße ins erstaunlich reine Wasser baumeln. Ich machte ein Bild für meinen Instagram Account und postete es. Sekunden später erhielt ich eine Nachricht.

_Txy.Jhnson_ möchte dir folgen.

Eine Vorahnung schlich sich in den Vordergrund. Von der unertragbaren Neugierde geleitet, klickte ich auf das dunkle Profilbild und ließ den Blick über die schlichte Biographie schweifen. Wirklich aufschlussreich war dies nicht. Trotz allem ließ ich die Anfrage unbeantwortet und packte mein Handy wieder in meine Tasche. Nach etwas Überlegung zog ich mir meine Schuhe von den Füßen und setzte meinen Weg fort. Das leicht feuchte Moos kitzelte angenehm unter meinen Füßen. Ich kam an einer Art Feuerstelle an und trat mir, eigentlich wie zu erwarten, etwas ein. Zischend stützte ich mich an einem Baum ab und hob meinen Fuß an, nur um eine Glasscherbe ausfindig zu machen, welche sich unglücklicherweise beim Laufen in meinen Fuß gebohrt hatte.

,,Verdammter Mist. So eine Schh-"
Ich spielte mit dem Gedanken, die Scherbe aus meinem Fuß zu ziehen, stoppte allerdings abrupt, da ich an den darauffolgenden Blutverlust denken musste. Ich musste also wohl oder übel zum Arzt. So viel zum Thema, Barfuß laufen ist gesund. Es ist mittlerweile gemein gefährlich, weil die Menschen überall ihren Müll liegen ließen. Man könnte meinen, es sei eine Art natürliche Veranlagung. Ich humpelte nach Hause, und schnappte mir weniger freiwillig das Fahrrad. Beim rechten Fuß passte ich besonders auf.  Dort angekommen, humpelte ich zur Rezeption und kam mir dabei zugegebenerweise, mehr als nur bescheuert vor. Sekunden später kam meine Mutter hinüber zu mir, welche sich wohl im Gang aufgehalten hatte. Vielleicht war das ihr Mutterinstinkt gewesen, von dem alle immer sprachen.

,,Hey Schätzchen, was ist denn passiert?"
,,Ich hab mir eine Scherbe eingetreten und bekomme sie nicht mehr raus."
,,Komm mit."

Ich setzte mich auf Anweisung in einen der Rollstühle und wurde von ihr zu einem Behandlungszimmer gebracht. Wenige Minuten später ging die Tür auf und ein großer Mann im Doktorkittel trat ein. Er stellte sich kurz vor und fragte mich, wo denn der Schuh drücke, was ich in diesem Moment nun wirklich extrem unlustig fand.

Mit größter Vorsicht schaute er sich im Anschluss meinen Fuß an.
Ich sollte mich auf eine Liege legen und so wie es aussah, war meine Mom seine Assistentin. Sie verstand sich recht gut mit dem Arzt. Etwas zu gut, meiner Meinung nach. Der Arzt entfernte die Scherbe und legte mir einen Verband um.

,,Kannst du laufen? Mach ganz vorsichtig... Den Fuß musst du trotzdem schonen.''
Ich stand auf und ging ein wenig. Natürlich tat es noch immer ziemlich weh. Logischerweise jedoch nicht mehr so sehr, wie davor.

,,Selbstverständlich, danke, dass Sie so schnell Zeit für mich hatten."
,,Kein Thema, das ist schließlich mein Job."
Er lächelte mich freundlich an, was ich automatisch erwiderte. Es konnte ruhig mehr Menschen wie ihn geben.
Ich wandte mich noch einmal an meine Mutter und umarmte sie, ehe ich mich verabschiedete und den Raum verließ.

Schließlich verließ ich das Krankenhaus und fuhr mit dem Rad zurück nach Hause. An mir fuhr ein schwarzer Mercedes in einem gemäßigten Tempo vorbei. Nervosität stieg in mir aus, da ich bei so etwas nie ein gutes Gefühl hatte. Mein Blick verdüsterte sich direkt, als die Scheibe des Fahrers herunter fuhr und ich geradewegs den Blick von  Taylor kreuzte. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, was mir in diesem Moment auch zugegebenerweise ziemlich gleich war. Trotz allem fiel mir ein merkwürdiger Schimmer in seinen Augen auf. Wo ich so darüber nachdachte, ist der mir schon einmal aufgefallen. Trotz allem schenkte ich ihm bloß einen herablassenden Blick und setzte meinen Weg ein wenig zügiger fort. Auf Stress hatte ich in meinen letzten freien Tagen nun wirklich keine Lust. Zu Hause angekommen stellte ich mein Fahrrad zurück in den Schuppen und setzte mich ins Wohnzimmer um mir dort etwas die Zeit zu vertreiben.
Am Abend stellte ich mich in die Küche und kochte Spaghetti Carbonara für meine Mutter und mich. Die mochte sie schon immer am liebsten. Eine weile später hörte ich auch schon ein Schlüsselklimpern, rührte die Nudeln und Carbonara noch ein wenig um, und schaltete anschließend den Herd aus.

,,Mhh, hast du gekocht?"

Meine Mom kam in die Küche, und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ein sanftes Lächeln umschlich meine Lippen, ehe ich auffüllte, mich mit meiner Mutter an den Tisch setzte und anfing zu essen.

,,Was macht dein Fuß?"
,,Weiß nicht. Kannst ihn ja fragen."
Sie verdrehte gespielt die Augen. Das hatte ich ganz eindeutig von ihr.
,,Nein, was ist mit den Schmerzen?"
,,Ist schon besser geworden."

Nach dem Abendessen ging ich in mein Zimmer, und schaute mir noch ein paar Folgen Stranger Things auf Netflix an. Eine Weile später überkam mich schließlich die Müdigkeit, weswegen ich meinen Laptop ausschaltete und ihn beiseite legte.
Meine Füße trugen mich ins Bad, wo ich mich bettfertig machte. Im Anschluss warf ich mich gähnend in mein Bett und schloss die Augen. Am Montag würde ich meine neue Schule kennenlernen. Wie meine neue Klasse wohl sein wird?
Nach einer Weile schlief ich schließlich ein. Traumlos.

Am nächsten Morgen wachte ich durch den Geruch von Pancakes auf. Ich streckte mich, und ging hinunter in die Küche.
,,Morgen Mom"
,,Guten Morgen Schatz."
Sie drückte mir einen Kuss auf den Kopf und füllte mir 3 Pancakes auf. Ich garnierte sie mit ein wenig Ahornsirup und schlang sie, fast schon in Rekordzeit herunter.

,,Bist du aufgeregt wegen morgen?"
,,Und wie, ich freue mich schon soooo unheimlich, wieder in eine Prügelei zu geraten..."
,,Das unterbleibt."
Ich lächelte amüsiert und räumte mein Geschirr in den Geschirrspüler. Mein Fuß tat kaum noch weh.

,,Hast du Lust eine Runde mit dem Fahrrad zu fahren?"
,,Wieso nicht."
Ich ging nach oben, und machte mich fertig für unsere kleine Radtour. Anschließend fuhren meine Mom und ich ein wenig durch die Gegend. Ich glaube, dass ich mich mit der Zeit vielleicht ein kleines bisschen daran gewöhnen könnte...

Mein Stiefbruder der Vampir (wird Überarbeitet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt