Die ganze Welt fühlte sich immer schon falsch für mich an. Viel zu laut, unsensibel und rücksichtslos. Es ist, als ob ich auf Zehenspitzen versuche, über frisch gefallenen Schnee zu laufen, ohne Abdrücke zu hinterlassen. Das Bild nicht zerstören.
Ich muss ganz leicht sein dafür, unscheinbar. Von keinem Licht der Welt erfasst, bahne ich mir einen Weg, den die anderen nicht erkennen. Ich habe das Gefühl, nicht das Recht zu haben, die guten Dinge zu zerstören und ich habe auch keinen Grund dafür. Ich schaue auf die unberührte glitzernde Schneedecke und bin glücklich.Dann kommen sie. In Massen, laut rufend, schreiend. Alle sind schnell, wollen als Erster da sein, ganz weit vorne, ganz nah dran an allem, nur nicht an sich selbst.
Das Funkeln des Schnees nimmt niemand von ihnen wahr. Es spielt keine Rolle in ihrem eigenen Bild vom Leben. Und so dauert es nur ein paar Augenblicke, bis der Erste von der Menge in den Schnee geschubst wird und diese ihn einfach überrennt. Alle wollen voran, egal wie. Aufrappeln, weiter laufen. Keiner schaut zurück. Außer mir.
Im Schnee sind tausend dreckige Fußspuren zu erkennen. Ich versuche, mich von dem Chaos hinter mir abzuwenden und es nicht an mich heranzulassen. Stattdessen will ich mich der Masse zuwenden, der Lautstärke, der Norm. Alles sorglos niedertrampeln und nicht darüber nachdenken. Aber die ist wieder 50 Lichtjahre entfernt. Niemand wartet auf mich. Wozu auch?Die Fußabdrücke im zerstörten Bild brennen sich in meinen Kopf und hinterlassen Flecken, Narben und Einsamkeit. Und ich weiß nicht, ob es jemals wieder neuen Schnee für mich geben wird. Unberührt. Perfekt. Leicht. Am Ende erfriere ich im Dreck der anderen. Ohne, dass sie jemals davon erfahren werden. An einem Ort, der versuchte, den Frieden zu bewahren und dafür alles von sich hergeben musste. Jetzt ist da nur noch ein dunkles, flackerndes Licht, das alles verschluckt, was sich ihm nähert. Und ich liege mitten darin, unfähig zu sprechen oder auch nur zu blinzeln. Die Kälte nimmt mich ein und lässt mich nie wieder los, mit dem Versprechen auf mich aufzupassen.

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Thoughts.
PoetryMein Kopf quillt über vor Geschichten, Gedichten und zusammenhangslosen Sätzen , die mich nachts nicht schlafen lassen, weil sie mich nachdenken lassen. Meine Notizbücher sind überfüllt. Und vielleicht ist genau das der Grund dafür, dass ich mich en...