Kapitel 13

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Mino war hier schonmal, genauso wie ich, das steht fest.
Nach und nach bekomme ich kleinere Lösungen auf meine Fragen.
Kleine aber immerhin.
Ich war hier schonmal, Mino war hier schonmal, vielleicht waren hier auch schon meine Eltern.
Vielleicht ist es praktisch dass ich festgenommen wurde...
Vielleicht, vielleicht auch nicht, ich weiß es nicht genau, nur nervige Vermutung.
Aber sie sind das einzige an das ich mich festklammern kann...

Anders wird es nicht gehen, und es wird gar nichts gehen wenn ich hier unötig runsitze.
Informationen, Informationen, Informationen.
Ich kann auch hier Detektiv spielen.

Bei dem Gedanken wandern meine Lippen nach oben, und mittlerweile klappt es mit dem bewegen schon besser als vor ein paar Minuten.
In Minutentakt wird es besser, ich glaube ich bin soweit.

Mutig rutsche ich ein wenig von der Kiste mit den Indizien weg, und beginne dann meine Beine zu richten.
Als sie gut liegen, ziehe ich mich an einem Regal hoch, und stehe ein paar Sekunden später wackelig im Raum.
Ich schaue mich um, von hier oben ist der Überblick nochmal besser.

Ich werde jetzt für die deren Leben ich zerstört habe, kämpfen.
Entschlossen mache ich eine Schritt nach links, auf die Tür zu, und halte nenenbei nach Überwachungskameras Auschau.
Diese hätte ich vermutet, aber nein, keine einzige.

Als ich bei der Tür ankomme lehne ich mich dankbar an ihr.
Schwer atmend wird mir klar, das meine Beine immernoch gefühlt Zementschwer sind.
Ist jetzt egal, das muss gehen!

Also wende ich den alten Trick an.
Wenn der Schlüssel noch auf der anderen Seite drinne steckt, kann ich ihn durch diese Seite durchs Schloss durchdrücken.
Dann fällt er runter, ich schiebe zwischen Boden und Tür ein Papierstück, er fällt drauf, und ich kann ihn auf meine Seite schieben.

Einfach gesagt als getan, hoffentlich steht auf der anderen Seite keine Wache oder sonstiges.
Und hoffentlich steckt der Schlüssel noch.
Ein viel größeres Problem stellt glaube ich das Papier da, wo finde ich das hier...?
Dann fällt mir der Block wieder ein, ich wackele also wieder zurück, ziehe den Block aus der Kiste heraus, und reiße ein Blatt heraus.
Nicht das bemalte von Mino, dass ist zu wichtig.
Anschließend geht es wieder zurück, dann hole ich noch einen Stift mit dem ich den Schlüssel rausschieben will.
Zurest schiebe ich das Blatt hindurch, leise, und als es auf der anderen Seite ist halte ich die Luft an.
Nichts regt sich.
Soweit so gut.
Ich setze mich vor die Tür, wovon  mein Knie beginnt zu schmerzen, doch ich beiße auf die Zähne und beginne den Stift in das Schloss zu fummeln.
Bald höre ich ein metallisches, schweres Geräusch, und ziehe das Blatt erwartungsvoll zurück. 
Jackpot, er liegt drauf!

Hastig stehe ich auf, kann mich kaum halten, und als ich den Schlüssel in das Loch stecke zittern meine Finger.
Vor Aufregung, ich habe den Trick tatsächlich geschafft!
Ich schnappe mir den Schlüssel, und das Stück Papier knistert unter meinem Knie als ich draufstehe.
Langsam lasse ich es in das Schloss reingleiten, und bin erfreut als er reibungslos reingeht.
Ich drehe erwartungsvoll herum, halte den Griff schon in der Hand, und als ich die Tür öffne quietscht sie laut.
Sie müsste mal wieder geölt werden.

Ich lasse den Schlüssel fallen, und stürze in den Flur hinaus.
Es ist kühler, und eisige Luft umfasst meinen kompletten Körper ans ich nach vorne stürze.
Ich bin frei!

Meine Freude ist groß, doch der Gedanke dass jeden Moment so ein Obelix um die Ecke biegen könnte, löscht sie wieder.
Ich muss mich beeilen.
Also schließe ich die Tür hinter mir gefasst, und sie fällt mit einem 'Rums!' ins Schloss.
Bei dem lauten Geräusch zucke ich augenblicklich wieder zusammen, und fast rutsche ich auf dem glatten Boden aus.
Hoffentlich hat das keiner mitbekommen, so wie das hier schallt.
Schnell weg hier...

Aus dem Raum brauche ich nichts, selbst die Zeichnung von Mino bleibt da wo sie ist.
Ich will nicht dass die wissen dass ich das entdeckt habe.

Ich laufe ein paar unsichere Schritte den Flur entlang, mich verstohlen umschauend, doch als ich keinen sehe gehe ich hastig ein paar Schritte schneller.
Nach und nach flüchte ich in diesem...Ja, was ist das ?
Ein Haus? Ein Etwas?

Ich schleiche den Flur entlang, dabei will ich so schnell wie möglich von ihm runter.
Ein paar Wege gibt es die ich
eingschlagen könnte, doch für keinen entscheide ich mich.
Irgendwann kommt eine Treppe, und weil es mal was anderes, und eine Herausforderung für mich ist, gehe ich sie Stufe für Stufe hoch.

Ich weiß nicht, jetzt wo ich draußen bin, was ich machen soll.
Am liebsten würde ich wieder zurück, einfach nur um den Streit wenn ich erwischt werde zu umgehen.
Doch zurückgehen kann, und werde ich nicht.
Ich gebe mich nicht einfach geschlagen!

Also erklimme ich mit entschlossenen Gesichtsausdruck die letzten Stufen, und bin ganz außer Atem als ich oben ankomme.
Viele weiße Türen erwarten mich, sonst gibt es keinen Unterschied, alles weiß und leer.
Und kalt.
Fröstelnd schlinge ich die Arme um meinen Oberkörper.
Wäre doch bloß Jiyong hier...

Ich seufze, und für einen Moment fühle ich mich hilflos.
Dann gehe ich mit bedrückten Blicken auf die erste Tür zu, die nur angelehnt ist.
Natürlich langsam, könnte ja jemand drinne sein.
Doch zu meiner Überraschung ist, als ich rein gucke, der Raum leer.
Leer was Menschen angeht, Bücher gibt es hier genug.
Ich schlüpfe ohne nach zu denken in diese riesige Bibliothek, und staune nicht schlecht.

Es ist so gemütlich hier, ganz anders als in den anderen tristen weißen Zimmern.
Dieses hier ist mit Teppich ausgelegt, mit Regalen ausgefüllt, die die schönsten Schätze auf sich tragen.
Bücher.
Hier tummeln sich Biografien, Gedichte, Kinderbücher, Klassiker, Lexika, Bestseller, Bildbände, Chroniken und bestimmt auch Drehbücher!

Sie greifen nahezu nach mir, weil sie wissen wie sehr ich Wissen liebe,
Die Geschichten liebe, die sie sind.

Grün, Rot, Grau, Blau, Rosa, Pink, Lila, Gelb, Orange, Schwarz und sogar Weiße Bände blinken den lieben Tag, und bitten darum ein zwei Sätze zu lesen.

Ich will am liebesten alle Sätze lesen, doch ich glaube kaum dass ich das sollte.
Trotzdem laufe ich durch die Reihen, und schaue nach oben zu den einzigartigen Dingen.
Ich könnte sie Stunden anschauen, doch hätte ich das getan hätte ich vielleicht nicht die kleine Nische entdeckt, mit dem Sessel.

Erschöpft lasse ich mich fallen, schließe kurz die Augen, und genieße die Ruhe.
Die angenehme Ruhe.

Dann öffne ich sie wieder, und schaue mich sitzend um.
Neben mir ist ein uraltes Telefon, und ich muss grinsen.
Was würde ich tun damit es noch geht...
Zum Spaß widme ich meine Aufmerksamkeit ganz dem kaputten Ding, und wähle lächelnd die Nummer von Jiyong.
Es wäre so schön wenn ich jetzt seine Stimme höre.
Es tutet, und schlagartig reiße ich meine Augen auf.
Es funktioniert! Es funktioniert!

"Hallo?" kommt es von der anderen Seite, und hektisch richte ich mich auf.

"Hallo?" wiederhole ich seine Worte.

"Wer ist da?" fragt er und ich höre Misstrauen raus.

"Nyu!"

"Nyu?! Wo bist du, wir suchen die überall!" sagt er, und nun ist er genauso hektisch wie ich.

"Vielleicht glaubst du mir das jetzt nicht, und erlich gesagt dachte ich auch nie dass ich das mal sagen muss, aber ich wurde entführt, so lächerlich dass jetzt auch klingt!" meine Stimme überschlägt sich vor Aufregung ein paar mal.

"Entführt? Nyu, weißt du überhaupt was das he-"

Was!Was weiß ich?

"Hallo? Jiyong?"

Das tuten in meinem Ohr gibt sofort das Zeichnen dass er weg ist.
Meine Augen brennen, und die Hoffnung die ich kurzeitig hatte löst sich in Luft auf.
Es war so schön endlich mal wieder eine Stille zu hören, die ich kenne, und die ich so vermisst habe.

Und jetzt...
Und jetzt ist sie weg, so schnell wie sie gekommen ist.

𝐃𝐢𝐟𝐟𝐢𝐜𝐮𝐥𝐭 𝐋𝐢𝐟𝐞┃┃𝐺-𝐷𝑟𝑎𝑔𝑜𝑛 𝐹𝐹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt