Kapitel 19

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Ohne zu überlegen renne ich darauf zu.
Die Leiter kommt näher, doch meine Verfolger auch.
Ich springe dran, nehme gleich am Anfang drei Sprünge, und hetze hoch.

Werde ich hier weiterkommen oder ist es wieder nur ein schlechter Scherz?

"Bleib...bleib stehen!" höre ich immer wieder hinter mir, doch natürlich höre ich nicht.

Die Leiter knarzt unter meinem Gewicht, und der Platz zwischen der Wand und mir reicht gerade so aus.
Die beiden erwachsenen Männer dagegen scheinen starke Probleme zu haben, was für mich mehr als praktisch ist.
Es könnte meine Rettung sein.

Ich schaue hoch, und sehe den langen Weg vor mir.
Es ist meine einzige Chance, ich muss schauen wo ich hinkomme.
Ich erklimme die nächsten Schritte, immer wieder hinter mich schauend.
Der Abstand wird zum Glück größer, aber ich werde trotzdem nicht langsamer.
Vielleicht brauche ich die Zeit noch für später.

Die Männer brüllen etwas in ihre Geräte, und die Stimmen klingen furchteinflößend.
Ich muss da jetzt durch, es gibt kein zurück mehr!
Ich beiße mir auf die Zähne, und denke an meine Motivation, nämlich Jiyong.

Der dünne Schacht leuchtet rot auf, dann startet eine Sirene.
Immerwieder leuchtet alles auf, das Geräusch wiederholt sich, und ich erstarre doch tatsächlich für ein paar Sekunden.

Ein fluchen hinter mir erinnert mich wo ich bin, und ich krabble benommen weiter.
Jetzt sind wohl alle informiert dass ich auf der Flucht sind.
Wer auch immer alle sind, und ich hoffe inständig dass es nicht viele sind.

Mit doppelter Geschwindigkeit krieche ich hoch, und die letzten Stufen springe ich.
Dann ziehe ich mich an dem modernen Metall Boden hoch, und werfe kurz einen Blick nach unten.

Irgendwo im dunkeln bewegen sich meine Verfolger, viel zu weit weg um mich zu bekommen.

Immerhin etwas, ich atme erleichtert auf.

Dann drehe ich mich um, und renne einen komplett grauen Flur entlang.

Es scheint als wäre das da unten der Keller, das Verlies oder die geheime
Räume...
Und das hier ist das normale Etage...
Die...

Ich bleibe ein weiteres Mal geschockt stehen.

Die somit auch belebt ist.

"Verdammt!" ich fluche auf.

Was ist wenn ich jemanden begegene, hier sind doch alle informiert...

Ich muss vorsichtig sein, und um jeden Preis leise sein.
Ich schleiche auf Zehenspitzen weiter, doch der Boden gibt bei jedem Schritt ein nicht definierbares Geräusch von sich.
Dementsprechend bin ich jetzt auch nicht so schnell, praktisch also dass ich vorhin ein bisschen Zeit rausbringen konnte.

Doch die Männer kommen nach wie vor näher, ich höre sie schnaufen.
Ich brauche irgendwas, ein Versteck das gut genug ist damit sie mich nicht finden.

Ich höre Schritte, der Boden beginnt zu vibrieren und es kommt schnell näher.
Es hört sich an als würde ein Elefant auf mich zu steuern, so wackelt alles, und ich bekomme einen halben Herzinfakt.
Wohin? Wohin?!

Hektisch sucht mein Blick nach einer Lösung, doch ich sehe nur die grauen Wände.
Kein Eingang, dafür müsste ich wahrscheinlich alles runter laufen.
Und ich weiß ja nicht von welcher Seite das kommt, am Schluss renne ich direkt rein! 

Ich kann nicht abwarten, es kommt, und ich habe tierische Angst.
Mir wird warm, und mein Herz springt ohne Kontrolle wild auf und ab.
Sowas hatte ich bis jetzt nur bei Präsentationen, und ich hasse dieses Gefühl.
Mir wird total schlecht und mulmig davon...

In meiner Verzweiflung hämmere ich gegen die Wände, und jede einzelne antwortet voll zurück.
Nur eine nicht.
Sie klingt seltsam hohl, und zum Test wiederhole ich das Schlagen.
Immerwieder, bis ich mir sicher bin das sie meine Rettung ist.
Mein ganzes Gewicht stemme ich dagegen, erst auf die eine, und als es nicht klappt, auf die andere.

Bei dieser fliege ich plötzlich ohne Vorwarnung hinter die Wand, weil sie nachgegeben hat.
Es ist ein Mechanismus, der ähnlich wie bei den Bibliothek Labyrinthen funktioniert.
Während dort ein Buch herausgezogen wird, ist es hier Gewicht auf einer bestimmten Seite.

Es ist tükisch, das muss man ihnen lassen, doch ich bin reingekommen.
Glücklich richte ich mich auf, und lausche.
Man hört nicht viel, aber das Trommeln auf dem Boden ist immernoch da, wenn ich mich nicht täusche sogar in diesem Flur.

Neben der Wand hängt ein Gerät, und ich schnappe es mir.
Es ähnelt einem Fernrohr, oder Periskop, und als ich rein schaue erkenne ich klar und deutlich den Flur auf dem ich vor ein paar Minuten noch stand.
Es ist wie eine Überwachungskamera, und ich starre gespannt hin.

Vielleicht stand hier auch schon davor jemand, und hat mich beobachtet, und bei dem Gedanken wird mir schonwieder komisch.
Ein unangenehmes Gefühl.

Stattdessen gucke ich erwartungsvoll raus, denn das Trommeln ist abnormal nah.
Ein Fuß erscheint zuerst, und hunderte folgen.
Dann erscheinen die Körper, es sind tausende von Menschen in Uniformen.
Alle haben eine soldatenartige Gangart, und mir läuft es kalt den Rücken runter.

Ich versuche zu erkennen was das für Aufkleber und Manschetten sind, doch es klappt nicht.
Zum ranzoomen kenne ich mich zu wenig mit dem Teil aus, und außerdem habe ich Angst dass ich dann irgendwas auslöse und somit zeige dass ich hier bin.
Die Flagge von Süd Korea, das sehe ich von hier, aber das wars auch schon.
Nur Männer...

Nun kommen meine Verfolger, und halten den ersten Mann von der Truppe an.
Und das direkt vor der Wand!

Ich schwitze, hatte noch nie so Angst, weil ich hier so gerne raus will.

"Hey! Du! Hast du ein Mädchen gesehen? Äh...bisschen größer, hat offene Haare..." beginnt der Typ der mich getragen hat.

Er macht einen verpeilten Eindruck, aber ich vemute dass er noch von der Hochkraxelei erschöpft ist.
Auch der mit den Schlüsseln schnauft schwer, und ich grinse schadenfroh.
Jetzt können sie mal abnehmen!

"Sir, Nein Sir!" brüllt der gefragte Typ, und ich begreife endgültig dass das irgendwelche Soldaten oder Offiziere sind.
Den wollte ich nicht begegnen, gut dass ich hier nebendran bin...

Der eine gibt ein Zeichen zum weiterlaufen, dann verschwindet die Masse wieder.
Zu meiner Erleichterung, sie waren echt beängstigend.

Die zwei Männer bleiben alleine auf dem Flur, und sehen ziemlich ratlos aus.
Der eine zuckt mit den Schultern als er den fragenden Blick des anderen sieht, was mich beruhigt.
Sie haben glaube ich keine Ahnung wo ich bin, und das ist auch gut so.

"Egal!" brüllt der Mann.

"Wir werden sie finden, und wenn wir die ganze Nacht suchen!"

Ich lehne mich zurück und seufze.
Das kann ja eine lange Nacht werden...

𝐃𝐢𝐟𝐟𝐢𝐜𝐮𝐥𝐭 𝐋𝐢𝐟𝐞┃┃𝐺-𝐷𝑟𝑎𝑔𝑜𝑛 𝐹𝐹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt