Zucker und Sahne

246 13 1
                                    

Seit diesem Tag kam Mister Baelish jeden Tag in das Stübchen, sobald es geöffnet wurde. Ob Sonne, Wolken oder Regen. Stets einen Kaffee und manchmal den Kuchen des Tages. Er hatte jedes Mal liebe Worte für das Café übrig. Insgesamt lief es momentan ziemlich gut für das Café und, dass sie noch nichts von den Lannisters gehört hatten betrübte auch niemanden. Grinsend ging sie zum Tisch 13. "Und wieder das übliche?" Sagte zu ihrem Stammkunden mit einem Zwinkern. Er fuhr sich durch sein perfekt frisiertes Haar es hatte schon gräuliche Stellen nahe der Schläfe, obwohl er gar nicht so alt sein konnte dachte sich Sansa. "Du kennst mich halt am besten meine Schöne." Seine grau-grünen Augen blitzten auf. Freudig notierte sie sich alles und holte noch die letzten Bestellungen von der Terrasse. Viele verstanden nicht, was Sansa in ihrem Café hielt. Sie hatte einen guten Abschluss, keine Frage, aber sie liebte dieses alte Haus mit allen seinen Ecken und Kanten. Unten im Geschäft war es das pure Leben, jeden Tag neue Gesichter. Und oben, in ihrem Heim hatte Sansa wohl das beste Zimmer überhaupt. Sie konnte, wenn sie wollte, direkt auf den großen Festplatz der Stadt sehen inmitten diese riesige Eiche. Es war einfach märchenhaft. Mal abgesehen, dass es ihr Heim war. Hier wurde sie groß. Sansas erstes Wort, ihre erste Liebe, erster Herzschmerz, und vieles mehr an Erinnerungen beherbergte dieses alte Haus der Starks. Niemand konnte ihr das je nehmen, dachte sie. Gerade als sie einer Familie Kaffee, Kakao und Kuchen bringen wollte sah sie schon von weitem dieses Abzocker-Grinsen. Der Blonde kam zielgerichtet auf sie zu. Sie brachte noch schnell der Familie ihre Bestellung und lief ihm dann entgegen. "Was willst du Joffrey." So viel zu erster Liebe. Er war jetzt noch abgehobener als vorher, seitdem er wusste er würde das große Unternehmen seiner Eltern erben. Lannister. Vetternwirtschaft und mehr. "Ach Sansa hey. Wenn du alle Kunden so begrüßt, kein Wunder, dass der Schuppen den Bach runter geht. Ich bin hier, um dir mitzuteilen, dass die Mieten steigen. Du weißt, nächsten Monat unser Stadtfest und wir sind wieder die besten Sponsoren. Dieses Jahr hab ich mir aber mehr Glanz für unsere Stadt gewünscht und irgendwo muss ja das Geld herkommen. Eure Scheune hier zahlt bis jetzt am wenigsten für den super Standort. Also müsst ihr jetzt genauso viel zahlen wie die anderen." Sansa konnte ihren Ohren nicht trauen. Sie hatte gedacht eine 'winzige' Steigerung wäre auch... zu bewältigen. "Aber wie könnt ihr das einfach? Unsere Väter haben doch vereinbart-" "Das ist Geschichte, genau wie unsere Väter." Wie konnte er so etwas sagen? Über seinen Vater! "Sansa? Hier ist der neue Vertrag. Ha fast wie friss oder stirb. Bei euch wohl eher stirb." Er drückte ihr ein paar Blätter in die Hand und verließ lachend das Lokal. Wie sollten sie das schaffen? Immerhin wurden sie nicht nur von den Lannisters unter Druck gesetzt, sondern auch dieser Laden um die Ecke. Vielleicht besaß er mehr Kapazitäten, aber was war das gegen wirklichen Geschmack? Sie lief in die Abstellkammer und verzweifelte. Sie wusste sie hatte nicht viel Zeit zu verlieren, deshalb ließ sie sich 5 Minuten intensiv fallen um danach mit neuer Kraft auf zustehen und das Problem an zupacken. Exakt fünf Minuten später verließ sie die Kammer auch Richtig Terrasse. Vorher brachte sie der Nummer 13 noch ihren brühendheißen Kaffee. Dann ging es zur Nummer 6. Dort saß ein dunkelhaariger junger Mann, wahrscheinlich im selben Alter wie Sansa. Seine Haare waren leicht gewellt und er hatte strahlend blaue Augen. "Tut mir leid, dass es ein bisschen länger gedauert hat." "Ach kein Problem. Der Kaffee soll hier alles Warten wert sein hab ich gehört." Er zwinkerte ihr zu. "Ich bin übrigens Ramsay. Und wie heißt die schönste Kellnerin, die ich je gesehen hab?" Ihre Wangen erglühten. Das war was sie jetzt brauchte, auch wenn es nicht ihre Rechnungen zahlte. "Sansa."

Nach diesem anstrengenden Tag ließ sie sich heute einfach ins Bett fallen. Kurz bevor sie eingeschlafen wäre klopfte es an der Tür. Arya öffnete sie vorsichtig: "Hey Sans, guck mal, das hat Rickon zwischen dem Abwasch gefunden." Still schweigend verließ ihre Schwester das Zimmer. Die Nachricht um den Anstieg der Miete hatte sich verbreitet wie Buschfeuer.
Ein Brief. Er war in einem hellgelben Umschlag verpackt:
An die Schönste,
Die schienst heute so traurig. Obwohl wir nicht viele Worte gewechselt haben fiel mir das neben deinen wunderschönen Augen als erstes auf. Augen lügen nicht.
Ich hoffe dir geht es bald besser, vielleicht sollte ich dich mal zu einem Kaffee einladen? Hab gehört die Starks machen den Besten, denn es hier gibt.
Unterzeichnet wurde mit einem Fingerabdruck. Es hätte also jeder sein können. Sie las ihn wieder und wieder um vielleicht einen übersehenden Hinweis zu entdecken. Doch nichts, was ihn verraten hätte können. Eigentlich machte diese Tatsache es gerade spannend. Sie hatte sich aber trotzdem etwas überlegt um ihn zu enttarnen, falls er morgen auch wieder kommen würde.
Offen oder zusammen ... was würde ihm wohl besser gefallen ... "Sansa? Flirtest du mit dem Spiegel?" Sansa schreckte fürchterlich zusammen "Arya! Man! Raus hier!" Arya verließ schleunigst das Zimmer. Sie hörte nur wie Ary ihre Mappe in die Ecke feuerte. Schule war noch nie ihr Ding gewesen. Offen. Und eine blaue Latzhose mit gelben T-Shirt. Sie drehte sich noch einmal. Sah sie in der Hose vielleicht dick aus? "Sans kommst du?!" Ary würde es doch 2 Minuten schaffen, dass der Laden nicht abfackeln würde. Sansa verdrehte ihre Augen und stieg die Stufen hinab.
"Was soll dieses Speed-Dating eigentlich?" Ary sah sie fragend an. "Du wirst es schon wissen..." Die Notwendigkeit war doch unübersehbar! Durch die vielen Gespräche lernten sich alle besser kennen. Und der Anreiz, dass das Paar was danach zusammen ausgeht einen Kaffee nicht bezahlen muss, war doch für alle greifbar. Die ersten Besucher ließen sich auf das Experiment ein. Sansa hatte ihre Freundinnen Shae und Margery eingeladen um etwas frischen Wind rein zubringen. Nach einer halben Stunde konnte die erste Runde beginnen. Natürlich machte Sansa mit. Vielleicht war das eigentlich eher als eigennütziger Zweck missbraucht worden, aber sie redete sich ein, dass man doch mit der Zeit gehen müsste. Veränderungen waren gut. Und Kommunikation erst. Also? Perfekt!
Runde 1
"Hey ich bin Sansa."
"Tag Sansa, nun zwischen uns ... ist doch der Altersunterschied zu groß nicht war?"
"Gut. Sie könnten mein Vater sein. Aber nichts spricht gegen liebe Worte und guten Kaffee."
...
Runde 2
"Hey ich bin Sansa."
Er nahm ihre Hand und küsste sie.
"Meine Lady, ich sagte doch ich komme wieder!"
"Weiß denn ihre Frau, dass sie mitmachen??"
"Natürlich," er lachte "Sie sitzt dort drüben ich freu mich schon auf sie..."
...
Runde 10
"Hey Sansa."
"Und zu einer Erkenntnis gekommen?"
"Wie?"
"Ob wir nächsten Monat zusammen zum Stadtfest gehen?"
"Aber ich kenn dich doch kaum."
Er nahm ihre kühlen Hände in seine.
"Dann müssen wir das ändern..."
...
Runde 13
"Oh sie machen auch mit?"
"Man ist niemals zu alt, für neue Bekanntschaften, nicht wahr liebes?"
"Da haben sie wohl recht."
"Nicht 'Sie'... kann ich dich nun auf einen Kaffee einladen?"

A Girl to GoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt