Das Recht des Klügeren

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Es war Mittwoch in der Frühe. Die Fenster waren von innen an den Rändern beschlagen und ein kühles Licht erfüllte das Wohnzimmer. Die kühle Morgenbrise ließ die weißen Gardinen leicht wehen. Der Tag der Konfrontation war gekommen. Petyr lag noch zusammen gekauert auf dem Sessel und Sansa lag mit der Kuscheldecke eingewickelt auf dem hellgrünen Sofakissen. Bran schlich schon leise durch die Wohnung um niemanden zu wecken, als Arya das Treppengeländer runter rutschte und mit einem Rums auf den Fliesen ausrutschte: „Or scheiß Socken." Somit waren wohl auch alle anderen Nachbarn in 300 Metern Entfernung wachgerüttelt worden. Von eine auf die andere Sekunden wurde das Haus der Starks somit zum Bienenstock. Es wurde geräumt, geschoben, gehämmert, geschrieen und viel Kaffee getrunken.
„Und?" Die Gruppe betrachtete ihr vollendetes Werk. Und Sansa sagte siegessicher: „Er wird es bereuen jemals Kaffee getrunken zu haben."

5 Minuten vor Joffreys großer Enthüllung
„Müssen wir das wirklich so machen?", erkundigte sich Bran, „Es ist so furchtbar ungerecht für den alten Baratheon." Natürlich würde es dreckig werden, aber Sansa hatte das alles nicht gewollt, Joffrey allerdings hatte es provoziert.
Es war unglaublich. Roter Tüll, Glanz und Prunk, Köstlichkeiten so weit das Auge blicken konnte. Die Lannister hatten ganze Arbeit geleistet. Sie hatten den großen Marktplatz in ein Gala-Gelände verwandelt, doch das würde ihnen auch nichts nützen.
Es wurde Zeit. Joffrey betrat die Bühne zur großen Enthüllung. Er trug einen grauenhaft teuren Anzug als er begann seine Rede zu halten. „... Und werde somit das Erbe meines Vaters antreten." Die große Leinwand hinter ihm zeigte seinen Vater. Nur anders als man es vielleicht gewohnt war. Halbnackend lag er mit etlichen jungen Damen im Bett. Es konnte nicht zu lange vor seinem Tode gewesen sein, doch das verwerfliche: keine der Schönen war seine Frau Cersei. Man sah wie erschrocken Joffrey über diese Situation war. Er versuchte zwanghaft die Folie zu wechseln, als just in diesem Moment Banner aus umliegenden Häusern gehängt wurden. „Verräter. Taugenichts. Schmarotzer." Und auf anderen war er in weitere höchstvertraulichen Sachen fotografiert worden. Es war eine Blamage. Zeitgleich rief ein rothaariges Mädchen: „Und du trägst sein Blut." Empörte Bürger äußerten sich: „Widerlich, dass solche 'Hygiene' in einem Café geduldet wird, urgh!" Das Publikum wurde lauter und Joffrey verstand die Welt nicht. Woher waren diese Fotos?! Und zu guter Letzt zeichnete sein Gesicht die gigantische Leinwand hinter ihm. Und ein kurzes Video startete:
Es zeigte ihn wie er Mitarbeiter schikanierte, das Stark Café sabotierte und welches Ungeheuer er doch sei. „Das bin ich nicht! Das will mich jemand reinlegen!" Und aus der Stereoanlage des Platzes ertönte eine süße Frauenstimme: „Wie wäre es, wenn solch ein Typ euer Boss wäre. So eine ... Ratte." Und Kisten öffneten sich, aus denen Mäuse in Massen strömten." Die Menge kreischte. „Blut ist dicker als Wasser.", ertönte die Stimme wieder und verstarb. Die ersten Reihen flüchteten während die letzten sich etwas langsamer, filmend vom Schauplatz entfernten.

„Und was hat Sansa nun Großes geschaffen, was neben Joffreys Ruin auch zählt?", Arya war schon gedanklich wieder ganz woanders. Petyr schritt etwas näher auf die jüngere Schwester zu: „Ihr habt keine Konkurrenz. Wahrscheinlich nie wieder. Ohne zu übertreiben ist Mockingbird in einer ziemlich guten Position im Business. Und außerdem-", er ließ Sansa den Vortritt: „Wir können unsere Eltern suchen. Wir haben eine echte Chance, dass sie zurück kommen!" Und doch war es nicht wirklich Freude, die durch die Herzen der Starks schoss. Eher Angst, wie wohl diese Zukunft aussehen würde.

Petyr und Sansa liefen die alte Hauptstraße entlang. Die Fenster waren vom Sonnenuntergang rosig getönt und irgendwo duftete es rauchig nach einer Grillparty. Die beiden sagten kaum etwas. Doch Petyr ergriff letztendlich das Wort: „Ich weiß zum ersten Mal nicht wirklich weiter. Es ist nicht ganz so einfach, einfach hier zubleiben. Ich war eigentlich auf die Lannister beinahe angewiesen, die mir Haus und Hof stellten zu eurer Vernichtung. Doch hat sich das Blatt gewendet. Ich möchte nicht, dasd du das falsch verstehst, Sweetling, aber ich muss gehen. Ich würde bleiben, so könnte ich nur." Sie nahm seine kühle Hand in ihre warme während sie weiter liefen. „Für mich ist es auch an der Zeit selber die Zügel in die Hand zu nehmen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich durch dich die Chance auf meine Eltern bekomme." Sie hielt an, trat vor ihn und beide blickten sich so tief in die Augen, dass ein jedes weitere gesprochene Wort in Tränen enden wollte.
„Heißt das nun Lebewohl... ?"

A Girl to GoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt