Present

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Liebe Sansa,
Es tut mir wirklich schrecklich leid, wie das gestern sich angehört haben muss, und doch habe ich den schmerzlichsten Teil dir verschwiegen. Ich bitte dich nur um einen letzten Gefallen, denn mehr als Und Bitten kann ich nicht:
Triff mich morgen Abend 8:00 am Hafen, dann werde ich ehrlich mit dir sein.

Hoffnungsvoll P.

In den anderen kleinen Schachteln waren einzelne Pralinen. Jede hatte zu ihrem Geschmack eine passende Verpackung. Und unten auf dem Grund war noch ein weiterer, diesmal schwarzer, Zettel.

Die Pralinen sind für dich. Als Anfang einer großen Entschuldigung.

Sollte sie mit guten Gewissen dorthin gehen? Auf der einen Seite war sie immer noch furchtbar erbost, auf der anderen: was hatte sie zu verlieren?

Es war kurz vor acht und das Mädchen stand am vereinbarten Treffpunkt, als sie eine ihr gut bekannte Silhouette im Nebel sah. „Danke Sansa, dass du gekommen bist. Ich kann aber nicht lange bleiben, wir werden beobachtet." Beobachtet? „Gut.  Also du musst eins wissen, halte dich von den Lannisters fern. Sonst passiert dir das gleiche wie deine Eltern." „Was weißt du über meine Elt-.." „Pssh.", zischte er sie an, „sie wollen dein Grundstück, soviel habe ich vor gut einer Woche mitbekommen. Irgendwas ist unter eurem oder gar in eurem Haus. Die Lannister haben mich nämlich arrangiert um euch die Stirn zu bieten, um euch unauffällig zu vernichten. Doch dann traf ich dich persönlich. Gut Sansa, ich melde mich bald wieder aber wir können uns wahrscheinlich nie mehr sehen. Deshalb... es gab da noch eine Sache, die ich gestern vergas dir zu geben." Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und drückte seine warmen Lippen sanft auf ihre, und verschwand sogleich im dichten Nebel. Selbst ganz benebelt machte sich Sansa auf den Weg Heim. Was hatte das alles zu bedeuten? Was war mit ihren Eltern und was wollten die Lannister so unbedingt haben? Sie leckte sich über ihre Lippen und schmeckte den leichten Minzgeschmack von Petyr. Sollte es das gewesen sein? Vielleicht hatte sie doch voreilig gehandelt...
Wieder zu Hause ließ sie sich in den weichen purpurnen Sessel im Wohnzimmer fallen. Plötzlich kam ihr der Gedanke, sie könne doch selbst nach dem geheimnisvollen etwas im Keller suchen. Ihre Familie ging nicht oft dorthin, denn es war kalt und unheimlich dort im Dunkeln. Mit einer Taschenlampe bewaffnet ging sie um die Ecke und öffnete die hellblaue Tür zum Keller. Ein Knarren. Sofort kam ihr eine Duftwolke entgegen aus alten vermoderten Lumpen. „Puh, ist das eklig." Schritt für Schritt näherte sie sich der Finsternis. Ihre Lampe großzügig schwenkend, versuchte sie etwas abnormales in diesen Gerümpel zu identifizieren. Hier lagerten sie die alten Sachen ihrer Eltern, seitdem diese auf mysteriöse Weise verschwunden waren. Vielleicht waren siedoch gar nich so verschwunden? Sie kramte zwischen alten Büchern und staubigen Kisten, doch es war mehr, als gedacht, und ehe sie sich versah war es später Abend geworden. Müde underschöpft legte sie sich in ihr ungemachtes Bett. Bevor sie einschlief kreisten ihre Gedanken um den Keller, ihre Eltern und um Petyr.
Sie wachte pünktlich auf und voller Tatendrang eilte sie ins Bad unter die Dusche und anschließend die Treppe herunter Richtung Küche. Während sie ihr Toast mit Marmelade aß machte, machte sie sich schon ein Plan wo sie zuerst suchen könnte. Doch sie hatte heute nur Zeit in ihren Pausen, doch würde sie deshalb umso eifriger arbeiten.
Heute ging es still im Kaffee zu. Nur ein paar Rentner und einige Mütter, die sich hier regelmäßig zu Klatsch,Tratsch und Kaffee trafen. Doch die Nummer 13 blieb leer. Sie war plötzlich sehr betrübt, sie würde nie mehr Petyr sehen... nun gut nie mehr war übertrieben, aber sie wusste nicht wann sie ihn je wieder sehen würde. Gedankenversunken strich sie sich mit ihren Fingern über ihre rosa Lippen. Minzig. So Kurz. So flüchtig. Liebte er sie? Oder liebte sie ihn überhaupt? War das Gefühl echt oder spielte Petyr mit ihr ein Spiel?
Es war Ihre Mittagspause, und wie vom Blitz getroffen, eilte sie zum Keller. Sie musste durch viele Spinnweben fassen und viele modrige alte Bücher beiseite räumen, als sie auf eine vom staubbedeckte hellblaue Schatulle stieß. In den Klappdeckel war mit silbernen Ornamenten verziert, dich sich um einen großen mächtigen Wolfshaupt rankten. Sansa pustete kräftig. Husten. Der Staub wirbelte in Flocken um sie herum wie ein erster Schneefall in grau. Als sie den Deckel anhob fielen ihr einige schwarz-weiß Fotos entgegen. Vater und Mutter. Hastig schloss sie denn Deckel und trug ihre Entdeckung nach oben. Nicht das, was sie gesucht hatte, aber ein Schatz ohne Zweifel.

A Girl to GoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt