Sie hatte ganz vergessen sich selbst einen Wecker zu stellen. Es war bereits nach acht Uhr. Eigentlich hätte sie seit zwei Stunden arbeiten müssen. Ob ihre Geschwister daran gedacht hatten? Oh verdammt. Ihre Bissspuren ließen sie nicht vergessen, was sie stattdessen gemacht hatte. Mehrerer Male. Sie streifte sich schnell ihr Kleid vom Vortag über und hastete nach Hause.
"Wo zur Hölle warst du? Sansa! Du weißt doch wie schlecht es um uns steht und Bran hat Montag seine Prüfung er hätte eigentlich lernen können." Arya sah sie mit einem strafenden Blick an. "Immerhin hast du es geschafft unseren Kram noch abzuwaschen. Wenigstens das." Ihre Schwester drehte sich auf der Stelle um und stapfte Richtung Küche. Kram? Sie blickte sich um. Das gesamte Geschirr, was sie am Stand hatte stehen lassen war fein säuberlich geputzt und stand sortiert auf den Tischen. Arya vermutete, dass es Sansa war, aber sie hatte doch alles stehen lassen? Ob es vielleicht Ramsay war, der heute früh deshalb so schnell los wollte? Er war wirklich ein guter Fang. Ihre Geschwister hatten hart gearbeitet und die letzte Fuhre Blaubeermuffins warteten im Ofen. Die junge Cafebesitzerin ergriff die Chance, um sich frisch zu machen. Sie hüpfte kurz unter die Dusche und zog sich schnell Jeans und T-Shirt über. Während ihre Haare trockneten blickte sie sich selbst im Spiegel an. Ihre Erinnerungen an die Nacht liefen vor ihr nochmal ab. Und dann heute morgen. Ihr Traum. Man verarbeitet in Träumen, den Tag, so heißt es. Sie dachte an Petyrs Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit. Ganz anders als Ramsay. Er war wild und unartig. Nicht, dass das Sansa nicht gefallen hätte... Wahrscheinlich wünschte sie sich wie alle Leute, immer das, was man nicht hat. Sie bürstete ihre feurigen Haare sorgfältig und half ihren Geschwistern alles für den Aufbruch bereit zu machen. Hoffentlich könnte sie heute das nötige Geld wett machen und trotzdem noch das Fest genießen. Für Außenstehende klang es vielleicht unmöglich, dass Sansa das Fest vor ihr Familienunternehmen stellen würde, aber es war kein gewöhnliches Stadtfest. Natürlich hatte es auch die schönen Seiten einer Veranstaltung, die ganze Stadt war auf den Beinen überall Leckereien und viele adrenalinsteigernde Fahrgeschäfte. Doch was Sansa besonders liebte, war es das ganze von ihrem Lieblingsplatz aus zu beobachten. Vielleicht kannten noch viele andere den versteckten Platz auf der großen Eiche in Mitten aller Zelte, doch für sie war er trotzdem besonders. Seit sie denken kann ist sie immer in diese Baumkrone geklettert und hatte gezeichnet. Nur skizzenhaft, aber es war einfach ein unglaubliches Gefühl mittendrin zu sein, und doch irgendwie weit weg. Deshalb wollte sie die freie Zeit.
Gegen Mittag hatte die Rothaarige schon das Gefühl, das neben den Stadtbewohnern auch das gesamte Umland auf Trapp war. Viele Kaffees wurden ausgeschenkt und noch mehr Geld eingenommen. Sansa war noch völlig ausgelaugt von dem wenigen Schlaf, ließ es sich aber wegen ihren Geschwister nicht anmerken. "Hey Sansa. So früh schon wieder raus?" Warum musste sie Petyr immer so erschrecken? "Ja, natürlich. Muss helfen wo ich kann." Das pinke Hemd, dass er trug, würde viele Männer vielleicht weiblicher aussehen lassen, er allerdings mit seinen dunklen Haaren sah einfach nur umwerfend gut aus. "Übrigens schönes Hemd." Hatte er sie gerade gemustert? "Danke, Schöne." Sie stützte sich mit ihren Armen auf dem Tisch ab und mit einem langsamen Wimpernschlag fragte die Schöne mit den langen Beinen: "Wie kann ich dich heute glücklich machen?" Das hatte gewirkt. Er schien nicht darauf gefasst gewesen zu sein. "Wir haben extra frische Muffins." Und ein Schmunzeln machte sich auf Petyrs Gesicht breit. Sich der Situation bewusst kam er einen Schritt näher auf den Tisch zu und richtete seinen Hemdkragen. "Dann nehme ich den Leckerbissen mit zu mir. Und natürlich deinen besten Kaffee." Sie drehte sich auf der Stelle um und bückte sich um einen besonders schönen heraus zu suchen. Vielleicht brauchte sie dabei mehr Zeit als notwendig. "Hab dank dafür Sansa." Er bezahlte und ihre Wege trennten sich wieder. Während sie eine Familie und alte Bekannte bediente musste sie die ganze Zeit an Petyr denken. Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er mit seinem Bart weiter... "Ach, hier versucht ihr also auch eure Brühe zu verkaufen. Widerlich." Zu gern hätte sie diesem Typen kochenden Kaffee über seine goldenen Haare geschüttet. Wäre aber schade um den Kaffee. "Hey Joffrey. Kann ich dir trotzdem was anbieten?" Lachend wank er ab: "Keineswegs. Ich hab gerade einen von dem Neuen um der Ecke getrunken. Köstlich. Wieder zum Geschäft. Ich möchte deine Familie bloß dran erinnern, dass morgen die Miete fällig wird. Wie freundlich von mir." Ihr kalter Blick entglitt ihr und sie strahlte pure Verzweiflung aus. Morgen? Aber es war doch normalerweise erst Monatsende Zeit? "Bringt mir das doch bitte vorbei. Oder überweisen, was ihr könnt. Nun entschuldige mich, ich habe mein Fest zu genießen." So sah sie den Blonden nur noch von hinten in seinem roten Hemd mit goldenen Akzenten. Wenn sie nun doch nicht genug Geld übrig hatten, würde er wirklich ihr Café schließen? Er musste denken sie sein neu im Business, aber sie würde einen Weg finden. Egal wie.
"Hey Ramsay, du warst heute früh doch so schnell, jetzt weiß ich wieso." Sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig, als er ihr ins Gesicht blickte. "Vielen Dank dafür." Sie fiel ihm um den Hals und fügte hinzu: "Ich hätte jetzt Pause, wie wärs." Ihr verführerischer Blick schien unbeachtet zu bleiben, denn Ramsays nahm nur vorsichtig ihre Hand in seine: "Sansa. Wir müssen ernsthaft reden.""Wie? Wie lange läuft das schon? WIR laufen ja nicht einmal lange! Was hat sie was ich nicht habe..." Es war einfach zu viel. Myranda! Ihre ehemalige Klassenkameradin. Was fand er an ihr, sie war fies und unausstehlich. Unzählige Tränen rannen ihr übers Gesicht. Sie hatte ihm alles anvertraut. Er schien so perfekt. Er hatte ihr Trost gespendet seit der ersten Begegnung. Alles eine Lüge. "Versteh doch. Es liegt nicht an dir, sie ist nur eher... mein Typ... und hat nicht so viele Probleme. Ich bin jung. Ich will leben nicht verzweifeln." Das reichte ihr. Sie holte schon aus und wollte ihm eine verpassen, doch er fing ihre Hand ab und zog sie näher zu sich ran. Bedrohlich raunte er ihr zu: "Ich habe es wirklich versucht dir schonend beizubringen, aber du verstehst einfach nichts. Sansa ich will dich nicht. Noch nie. Du bist hübsch. Mehr nicht. Du bist eine Last gewesen, hättest du nicht gleich dich ausziehen können?" Sie wollte sich wehren, doch er hielt nur ihre Handgelenke fest und drückte sie auf den Boden. Sie wimmerte. Aus Angst. Vor Schmerz. Wegen allem.
"Halt dich von mir fern, Sansa."
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A Girl to Go
FanfictionDer Name 'Stark' ist in ganz Kingslanding bekannt. Er ist in jeglicher Hinsicht ein Rätsel: Wieso verschwinden viele von ihnen von der Bildfläche und warum kann niemand so köstlichen Kaffee, wie sie machen? Sansa ist nun die nächste Erbin dieses Geh...