| Boys like You |
Weil die Vergangenheit uns wenig interessiert, bis sie uns eingeholt hat.
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November dachte immer ihr Leben wäre grauenvoll. Doch als sie auf Cole trifft, beginnt sie zu zweifeln. Denn Cole bringt etwas Dunkles mit sich und ein...
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Sofort verschränke ich meine Arme und gehe neben Ray her, näher auf die Gruppe zu. Kim sieht meinen Bruder mit großen Augen an und ich muss lächeln. Ich mag sie wirklich gerne.
Da Neven und Mare anscheinend mit anderen Dingen, die nicht unbedingt dem zuschauerfreundliche Küssen ähneln beschäftigt sind, räuspere ich mich kurz.
Mare öffnet ihre Augen, lässt dann Neven los und steht schnell auf. Sie verzieht dem Mund zu einem schuldbewussten Grinsen und umarmt mich dann. Trotz der Schmerzen versuche ich meinen verletzten Arm unnachgiebig gegen ihren Rücken zu pressen.
Sie soll ruhig denken, dass alles okay ist und sie sich keine Sorgen machen muss. Doch über ihre Schulter hinweg blicke ich auf Cole hinab und begegne erneut seinem Blick.
„Hallo November", raunt er leise zu und ich bin für einen Moment erstarrt. Aus seinem Mund hört sich mein Name gar nicht mehr so schlimm an. „Hallo Cole", bringe ich bloß – nicht ganz so leise und sanft wie er – über meine Lippen.
Mare löst sich von mir und setzt sich wieder auf Nevens Schoß, der daraufhin sofort die Arme um sie schließt und sein Gesicht in ihrer Halsbeuge vergräbt. Woraufhin sie breit lächelt. Schrecklich schnulzig sind die beiden.
Ich lasse mich stöhnend auf eine der Decken fallen, die Neven noch vor ein paar Sekunden auf dem Boden ausgebreitet hat. „Hey", sagt er anklagend, „Das war die für Kim und mich. Deine ist da"
Er deutet auf eine Decke, genau identisch wie die unter mir. Männer... Augenverdrehend werfe ich die Hände in die Luft und stehe auf um mich einem Meter weiter wieder hinzusetzen. Diesmal auf meine Decke.
„Dankeschön", seufzt Ray und lässt sich auf seine Decke fallen und steckt die Hand nach Kim aus. „Komm her" Sie wird rot – was unglaublich süß an ihr aussieht – und ergreift grinsend seine Hand.
Verdammt, wenn die beiden gleich auch noch rummachen, dann bin ich weg. Ich schau doch nicht meinem Bruder beim Knutschen zu.
Ich lege mich auf den Rücken und genieße das Rauschen des Wassers und die Wärme der Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Doch die Ruhe wird jäh unterbrochen, als mein Gesicht plötzlich im Schatten liegt.
Als ich blinzelnd die Augen öffne, erkenne ich Cole, der neben mir hockt und sich über mich beugt. „Können wir reden?", seine Stimme ist leise und ich glaube keiner der andren hat seine Frage gehört, zumal sie – den Geräuschen nach – mit anderen Dingen beschäftigt sind.
„Nö", sage ich und schließe meine Augen wieder.
Doch plötzlich wird mein Körper hochgehoben und ich kreische laut auf vor Schreck. „Du beschissener Idiot lass mich runter!" Ich fange an um mich zu schlagen und werde panisch. Mein Vater hat mich, als ich noch kleiner war, immer so ins Bett getragen, nachdem er mich bestraft hat.
Doch Coles Arme sind sanfter, halten mich einfach nur, und schmerzen nicht, weil ihr Druck auf meiner Haut zu stark ist. Nach einigen Sekunden entspanne ich mich ein wenig und Cole lässt mich auf den Boden hinab. Ganz sanft und vorsichtig darauf bedacht meinen rechten Arm nicht zu sehr zu belasten.
Als ich mich umschaue sind wir ein gutes Stück entfernt von den anderen, die uns nicht weiter beachten, weil Kim und Ray eine sehr enthusiastische Unterhaltung führen und Neven und Mare sich nur auf den jeweils anderen konzentrieren. Keine Hilfe von einem der vier. War ja klar.
Cole berührt mich an der Schulter und als ich mich zu ihm umdrehe sieht er mich ernst an. „Ich wusste, dass etwas an deinem Arm ist.", murmelt er und lässt seine Hand meinen rechten Arm hinunterwandern, bis zu meinem Verband.
Ich schüttle seine Hand wütend ab und brach das kurze Schweigen sofort wieder. „Ich schätze Mare hat dir schon einiges über mich erzählt?" Ich seufze, als ich seinen überraschten Blick sehe. Nein, hat sie nicht, super hinbekommen November.
Er schüttelt langsam seinen Kopf. Ich will ihn nicht anlügen, das würde alles komplizierter machen. „Mare erzählt den meisten Leuten, bevor sie mich sehen schon, dass ich depressiv bin" Er hob eine Augenbraue. Warum rennt er nicht weg und schaut mich einfach nie wieder an? Vielleicht würde es das Ganze einfacher machen.
„Und? Bist dus?" Was? Vollkommen aus dem Konzept gebracht sehe ich ihn einfach nur an. Warum konnte er nicht einfach irgendeine Scheiße wie 'Tut mir leid, das wusste ich nicht' sagen wie die anderen Typen?
Warum konnte er sich nicht einfach abwenden und gehen wie die meisten andren Typen es getan hätten? Nein, er bleibt hier, genau vor mir sitzen und sieht mich weiter mit seinen Grünen Augen an, als will er mich wirklich sehen.
Kopfschüttelnd stehe ich auf. Das will er nicht, wirklich nicht. Unfähig noch ein Wort zu sagen laufe ich wieder zu den anderen. Ich packe mir Nevens Tasche und fange an die beiden leeren Decken, Mare hatte gar nicht daran gedacht sich auf ihre Decke zu setzen, hinein zu stopfen.
Dann wende ich mich an meinen Bruder. „Du fährst bitte mit einem der anderen zurück" Abwesend nickt er kurz und ich bezweifle, dass er wirklich verstanden hat, was ich gesagt habe.
Ich gehe zügig den kleinen Kiesweg zurück. Es war ein Fehler gewesen, hier hin zu kommen und als ich vor dem Parkplatz einen schwarzhaarigen Junge erblicke, stöhne ich genervt auf.
„Du hast nicht geantwortet", merkt er an, als ich an ihm vorbeilaufe ohne ihn anzusehen. Doch dann bleibe ich stehe und drehe mich langsam zu ihm um. „Okay wenn du es unbedingt hören willst: Ich bin depressiv. Jetzt zufrieden?"
Die letzten Worte schreie ich förmlich heraus und laufe zu meinem Auto. „Nein", höre ich ihn noch murmeln. „Ganz und gar nicht"
Dann setze ich mich in den Wagen, starte den Motor und verlasse den Parkplatz.
Warum konnte er kein durchschnittlicher Junge sein? Einen Typen, der nicht einen Kopf größer und zehnmal schlauer als ich ist, dem am besten noch Rotze aus der Nase läuft, kann ich deutlich besser anlügen, als jemanden wie Cole, der einem Model Konkurrenz machen würde.
Und unweigerlich werde ich ihn morgen wiedersehen und mir weiter dumme Fragen stellen lassen, die mich komplett aus dem Konzept bringen, während mich seine grünen Augen durchdringen, die mich immer näher an den Abgrund treiben.
Einen Abgrund, vor dem meine Mutter mich immer gewarnt hat. Die Aussicht ist wundervoll, doch der Fall unendlich tief und wenn du am Boden ankommst ist dein Herz unheilbar zersprungen.
Ja, sie war betrunken und voller Liebeskummer gewesen, doch diese Worte hallen immer in meinem Kopf nach, wenn ich Cole auch nur ansehe.