| Boys like You |
Weil die Vergangenheit uns wenig interessiert, bis sie uns eingeholt hat.
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November dachte immer ihr Leben wäre grauenvoll. Doch als sie auf Cole trifft, beginnt sie zu zweifeln. Denn Cole bringt etwas Dunkles mit sich und ein...
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Nachdem ich ein Doppelzimmer für eine Nacht gebucht habe, während Cole im Wagen gewartet hat, schließen wir unser Zimmer auf. Seufzend treten wir ein paar Schritte ins Zimmer. Cole lässt sich neben dem Bett nieder um die weiße Bettwäsche nicht mit seinem Blut zu beschmutzen.
Ich gehe sofort ins Badezimmer und suche die Schränke nach einem Erste-Hilfe-Koffer ab. Als ich einen finde – zusammen mit einer Flasche Desinfektionsspray daneben – greife ich schnell danach und nehme zusätzlich ein in Wasser getränktes Handtuch mit.
Als ich wieder den Raum betrete, starrt Cole gerade verträumt aus dem Fenster. Ich bleibe im Türrahmen stehen und beobachte ihn dabei. Als er sich eine Weile später zu mir umdreht, lächele ich. Ich komme näher zu ihm und setze mich neben ihn.
„Du weißt, dass es verdammt wehtun wird?" Er nickt. „Du meintest Glas. Hast du Splitter oder so nen Scheiß entfernt?" Wieder nickt er, allerdings ohne mich anzusehen. Ich greife nach dem nassen Handtuch und beginne ihm das trockene Blut vom Gesicht zu wischen. „Du musst es nicht so sanft machen", raunt er, doch ich ignoriere ihn.
Als ich das Gröbste entfernt habe stoppe ich kurz. „Nur im Gesicht?", frage ich zweifelnd. Beschämt blickt er mir in die Augen und ich ahne etwas. Er lehnt sich etwas zurück und zieht sich das schwarze Shirt über den Kopf.
Mir stockt der Atem. Aber hauptsächlich, weil sich auch auf seiner Brust rote Striemen abzeichnen. „Er hat nicht nur mit den Gläsern geworfen.", stelle ich leise fest. Die Tränen kehren sofort zurück. Meine Schuld. Direse Worte werden in Endlosschleife laut durch meinen Kopf gebrüllt.
Ich kannte die Schmerzen. Ich kannte den Schmerz, den eine kleine Schnittwunde macht, doch das hier ist etwas anderes.
Mit zitternden Händen greife ich nach dem Desinfektionsspray und sprühe es auf eine Mullbinde aus dem Koffer. Noch sanfter als zuvor reinige ich die Schnitte auf seiner Brust. Mit jedem Schnitt zittern meine Hände mehr und nach der Hälfte lasse ich meine Hände zu Boden gleiten.
Das Erste mal, seit wir angekommen sind, spricht Cole mit mir. Ganz leise. „Bitte, Kleine. Du kannst das, bitte, dann können wir schlafem gehen. Ich bin müde. So verdammt müde." Ich unterdrücke ein Schluchzen. „Alles meine Schuld", presse ich ganz leise hervor und bezweifle, dass er es gehört hat.
Ich hebe wieder die Hände um meine Arbeit zu beenden. Ich verbinde seine Brust anschließend sanft, aber fest und hoffe, dass das fürs Erste reichen würde. Hin und wieder keucht Cole vor Schmerzen auf, doch verstummt sofort wieder.
Meine Tränen versiegen nicht wieder. Sie tropfen ungehindert zu Boden und wir beide ignorieren sie. Vorsichtig sehe ich ihn an. Sein Gesicht ist vergleichsweise unverletzt gebleiben. Es tut so verdammt weh ihn so zu sehen und ich würde ihm ohne zu Zögern jeden Schmerz, den er gehabt haben und immer noch haben muss, nehmen.
Doch dann lächelt er mich an und für einen kurzen Moment scheint ihm alles egal zu sein, alles scheint in Ordnung zu sein. „Scheiße", murmelt er und wendet sich ab. Ich lege meine Hand auf seine Schulter. „Was ist los?" Er sieht mich aus den Augenwinkeln an. „Ich will nicht, dass du mich so siehst."
Ich bringe einen undefinierbaren Ton hervor, der am ehesten belustigt klingt. Dann schüttle ich den Kopf und murmle: „Wir sollten endlich schlafen gehen" Dann stehe ich schwerfällig auf, lasse alles am Boden liegen und ziehe die Schuhe aus, die ich mir zuhause ein aller Eile übergestreift habe.
Als Cole kurz wegsieht, um sich selbst zu erhebn, lasse ich die Jogginghose auf den Boden fallen und ziehe den Pullover sofort bis zu meinen Oberschenkeln. Doch es ist mir sofort wieder egal, als ich sehe wie schwer es Cole fällt auszustehen. Ich gehe sofort wieder zu ihm und stütze ihn.
Der Alkohol zeigt immer noch ein bisschen Wirkung, denke ich, als er stolpernd auf das Doppelbett zuhumpelt. Oder der Schmerz gibt ihm das Grefühl der Übelkeit, oder eine Blutvergiftung, oder andere Dinge, die ich mir gar nicht erst ausmalen möchte. Deshalb schiebe ich es lieber auf den Alkohol.
Als er sich auf der einen Seite aufs Laken fallen lässt, immer noch ohne Shirt, sehe ich ihm die Schmerzen an. Ich stehe noch einmal auf um das Licht auszuschalten, dann ziehe ich mein Handy aus der Tasche meiner Jogginghose am Boden und schreibe Ramon, dass alles okay ist, dass ich ihn morgen wieder sehe.
Doch hier, in diesem Zimmer, ist nichts okay. Nichteinmal ein Ansatz, der einmal zu einem 'Okay' werden könnte. Ich lege mich neben Cole und höre ihn neben mir atmen. Warum war er überhaupt trinken gewesen? Ich will die Antwort wissen, doch die Frage nicht stellen. Deshalb schweige ich.
Irgendwann beginne ich zu zittern und nehme mir die Decke vom Bettende und lege sie ganz sanft über Cole. Ich ziehe sie ihm bis zum Hals und dann lege ich mich wieder hin. Ganz langsam spüre ich eine Bewegung unter der Decke und einen Moment später legt er seine Hand auf meine und unsere Finger verschränken sich.
„Danke", flüstert er so leise, dass ich es mir auch nur hätte einbilden können. Und genauso leise antworte ich ihm, Angst habend, dass wenn ich es lauter sage, es seinen Sinn verlieren könnte. „Es tut mir leid"
Falls er es gehört hat, zeigt er keine Regung. Ich lausche seinem Atem, der immer langsamer wird, bis er schließlich einen konstanten Rhythmus findet. Beinahe automatisch verlangsamt sich meine Atmung ebenfalls und erst als ich bis 100 gezählt habe und mir sicher bin, dass er schläft, kann auch ich beruhigt die Augen schließen.
Mit den immerselben Wörtern im Kopf. Es ist meine Schuld. Meine Schuld. Wenn er das wüsste, würde er jetzt nicht neben dir liegen.