slow down II ÷ 7

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Mittlerweile waren einige Tage vergangen, seitdem Carlo und ich zusammen in seinem Haus auf den Tischen gestanden und gesungen hatten. Es waren wenige Tage vergangen, nachdem sich bei unserer kleinen Singerei mehrere Menschen angeschlossen hatten und wir plötzlich nicht mehr alleine gewesen waren. Überall waren Menschen gewesen, recht, links, vorne, hinten, einfach überall. Nur Carlo war irgendwie irgendwann nicht mehr da, zwischen all den Personen war er verschwunden und hatte mich ganz alleine gelassen. Warum er das getan hatte, wusste ich nicht, ich wusste nur, dass das alles plötzlich zu viel für mich geworden war. Jeder Mensch kam mir viel zu nahe, die Luft blieb von mir fern und ohne eine Sekunde nachzudenken verließ ich das Haus, den Alkohol, den Typen, der mir meinen Verstand immer mehr stahl, hatte die Türe hinter mir geschlossen und sah plötzlich in zwei wiederum braune Augen. Nicht so schön wie Carlo seine. Trotzdem sie waren braun. Ungläubig sah er mir nach, wie ich im alkoholisierten Zustand versuchte mit meinem Fahrrad zu fahren. Mit jedem weiterem Fehlversuch wurde sein Grinsen größer und meine Motivation kleiner. Bis wir ins Gespräch kamen.

Er war einer der letzten Gäste, die zu der Party kam, dessen Augen mich von oben bis unten musterten. Er war der Mensch, der mich ohne weiteres heim fuhr, nachdem ich ihm meinen Namen gesagt hatte und mir belustigt zusah, wie ich schwankend von meinem Fahrrad herunter steigen wollte. "Für die Kleine von Carlo mach ich das gerne." Zwar hatte ich diesen Namen bestritten, Danju hingegen war das egal. Seine Infos kamen höchstpersönlich vom Panda und ich war nach ihm nur zu schüchtern, um zuzugeben, dass ich Carlo mochte. Wenn er das denken wollte, dann sollte er das von mir aus auch. Ich wollte nur heim.

Seither hatten Carlo und ich nurmehr geschrieben, Danju hatte gegenüber ihm weder mich noch ich ihn erwähnt.

Es war besser so. Die Gespräche mit ihm waren sehr seltsam gewesen. Einigermaßen ließen sie mich noch mehr über das alles nachdenken, mehr als ich je wollte. So vieles ratterte nunmehr in meinem Kopf, ich verstand Carlo nicht. Nicht warum er mir sagte, dass er nicht mehr lange leben würde. Noch warum er mich nicht einfach gehen ließ. Er kannte genug Menschen, er brauchte nicht mich als seine letzte Liebesgeschichte, er hätte jede nehmen können. Warum gerade mich? Genug Frauen hatten sich bei der Party in seine Nähe begeben, solang ich ihn sah, war er aber nur bei mir gewesen.

Außerdem wusste Danju allen Anschein nichts von seiner Krankheit. Nur dass sich der liebe Carlo immer mehr zurückzog, war ihm in den letzten Monaten aufgefallen. Dabei kannten sie sich ewig lange.

Mein alkoholisierter Kopf hatte nach einer Antwort gesucht und fand einfach keine.

Die Worte des Fahrers hatten über Cro gehandelt, über seinen eigenen Weg, wie er die Welt sah und wie sein Leben zu Ende gehen sollte. "Mit ganz viel Güz, n' paar Mädchen. Das wäre schön." Mehr wollte er nicht und ich fragte mich, ob er genauso gedacht hätte, wenn er in Carlos Haut gesteckt hätte. Hätte er sich dann wirklich nicht mehr erhofft, als Drogen und Frauen?

Verträumt hatte er nach vorne geblickt, die Bremse gedrückt und war mitten auf der Straße stehen geblieben. Mein ganzer Körper hatte sich in Richtung der Glasscheibe bewegt, bis ich später wieder in meinen Sitz gedrückt wurde. Hätte ich gewusst, dass er so schnell dem Tod begegnen wollte, wäre ich nie eingestiegen.

Mein Atem war schnell gewesen, schockiert sah ich zu dem Mann neben mir, der sich endspannt eine Zigarette zwischen die Lippe gesteckt hatte. Dabei hatte er sich verhalten, als wäre es normal einfach so stehen zu bleiben.

Fairerweise muss ich zugeben, dass nur unser Auto auf der Straße gestanden hatte. Meine empörten Worte hatten durch das alte Auto gehallt. Ich war wütend auf ihn gewesen und zu betrunken, um zu bemerken, dass sich die Welt nicht wirklich spürbar gedreht hatte. Verwundert hatte er seine Augenbrauen nach oben gezogen und sich kurz darauf noch tiefer in den Sitz fallen lassen. Mir war kotz schlecht gewesen, während er mir eine Zigarette gereichte hatte und darauf wartete, dass ich mich beruhigte. "Wo müssen wir denn hin?" Unsere Augen hatten sich getroffen und plötzlich lachten wir, mit dem Blick nach hinten wo man immer noch Carlos Haus sehen konnte. Tatsächlich waren wir eine Stunde im Kreis gefahren und niemand hatte es bemerkt.

Carlo, please stay tru. |Cro Ff|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt