it's my life ÷ 8

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Die Tür fiel ins Schloss, Carlos Schritte halten in der Luft nach. Das Treppenhaus war zwei Türen entfernt, die Haustüre zwei Stockwerke und trotzdem hörte man wie die Tür ins Schloss fiel. Leons Blick war auf die Tür gerichtet, schwiff langsam zu mir ab. Besorgnis lag in ihm, seine Stimme war kratzig. "Er ist nicht gut für dich."
Unser Blickkontakt blieb konstant. Langsam ließ ich mich aufs Bett fallen, saß Kerzengerade da und bemerkte wie alles vor meinen Augen verschwamm. Alles war unklar. Gedanken konnten sich nicht halten, in meinem Kopf drehte sich alles. Seine Meinung bedeutete mir so viel. Dieses Mal wollte ich sie aber nicht hören. Der Mensch, der zuvor unsere Wohnung verlassen hatte, trug mehr Bedeutung als alle anderen Worte von meinem besten Freund. Diese Gefühle, die ich wenn er da war spürte, konnten doch nicht alle falsch sein. Irgendwas musste an ihnen stimmen. Lag ich denn so verkehrt mit dieser Ansicht?
"Und das weißt du weil?" Leon kam mir nicht näher, er hätte sich neben mich setzen können, mich in eine Umarmung schließen, mir sagen, dass ich meinem Herzen folgen sollte. Stattdessen setzte er sich auf den Boden, senkte seinen Blick, schien peinlich berührt von der Frage zu sein. "Wir sind Freunde, ich kenne ihn. Er ist nicht der, für den du ihn hälst. Ich weiß es, wei..." Das war dieser Moment, in dem kapierte, dass er meine Illusionen zerstören konnte. Das wollte ich aber nicht. Er durfte mir das nicht antun. Ich hatte endlich irgendwo halt gefunden. Warum wollte er mir den Boden unten den Füßen wegziehen ?
"Weißt du, ich wills erst gar nicht wissen. Ich mag ihn, ich mag ihn wirklich und ich werde ihn weiterhin treffen." Zaghaft fuhr ich mit meinen Fingern über meine Lippen, war verwundert über dieses Kribbeln, welches immer noch da war. Verdammt, ich brauchte ihn. Carlo, komm wieder zurück.
"Dieser Mensch wird dir weh tun. Du solltest keinen Kontakt zu ihm haben." Er meinte es nur gut. Dieses gut war aber zu gut. Manchmal verhielt er sich wie mein großer Bruder. Wenn man es so sagen konnte, war er der Bruder, den ich immer wollte, nie hatte und jetzt nicht gebrauchen konnte.
"Werde ich aber. Immerhin ist es mein Leben. Du hast kein Recht, ihn weg zu schicken. Er war mein Besuch.
Er war wegen mir hier." Während die Worte meinen Mund verließen, wurde das Fenster von einem Windstoß aufgeschlagen. Regentropfen prasselten ins Zimmer und die Kälte füllte den Raum.
Das alte Fenster hatte noch nie richtig gehalten, darum war dieser Raum kälter als die anderen. Mir machte das aber nichts aus. In mir herrschte eine solche Leere, dass mir die Kälte nicht weiter auffiel. Jedenfalls war es oft so. Beinahe nie bemerkte ich sie, in diesem Moment allerdings war sie da und ich freute mich darüber. Ich freute mich über die Gänsehaut auf meiner Haut, über die Tatsache dass es mir nicht egal war, das dieses Fenster offen war. Plötzlich war mir nicht mehr alles egal. Ich fühlte etwas und das hatte ich so selten getan.

"Klar. Es ist dein Leben, aber dieser Typ lügt dich an. Egal was er sagt, er meint es nicht ernst. Es ist..." Die Depression hatte mich als Teenager an sich gerissen und auch wenn sie nicht mehr da war, ließ sie mich trotzdem nicht ganz los.
Wut sammelte sich in mir. Klar, Leon wusste nicht, dass Carlo mir das Gefühl der Geborgenheit gab. Allerdings war mir das nicht klar. Das einzige was ich wollte war Carlo.
"Was? Ha? Was ist es. Nur weil er nicht Schwul ist und mich mag. Du weißt, wie lange ich nach einem Gefühl gesucht habe. Wenn Carlo da ist gibt es mehr als nur ein Gefühl. Du hast deinen Luk, ich will das auch haben." Mit schnellen Schritten, lief ich auf das Fenster zu schloss es, hörte seine Stimme hinter mir und atmete tief aus. Muss Liebe denn so kompliziert sein?
"Das wirst du, aber nicht mit ihm. Du hast ein falsches Bild von ihm."
Groß, dünn, braunes Haar, wunderschöne Augen, einen völlig verrückten Style, eine andere Ansicht der Welt, auf der Suche nach der Freiheit. "Ach, hab ich das?" Wusste er denn, was ich über Carlo wusste?
"Warum bist du nur so naiv." Inzwischen war er aufgestanden, stand direkt hinter mir. Hätte ich mich umgedreht, hätte er sich über mich gebeugt, deshalb blieb ich mit dem Rücken zu ihm gewand. Es war besser so. "Ich bin nicht naiv."

Carlo, please stay tru. |Cro Ff|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt