4 || Ich will dir nur helfen

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Kapitel 4: Ich will dir nur helfen

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Er schaute mich nur an und schloss dabei vorsichtig die Tür hinter sich.

Als ich sie zugehen hörte, zuckte ich leicht zusammen und zischte leise: "Was machst du hier?"

Niall sah mich noch immer an und antwortete dann: "Ich wollte dich unbedingt wieder sehen. Ich konnte nicht aufhören an dich zu denken und daran, was deine Mutter gesagt hat. Ich habe sie reden gehört. Was machen deine Eltern denn mit dir? Warum kommst du nie raus aus deinem Zimmer?"

Ich war sprachlos. Hatte Niall, der blonde Engel, der da vor mir stand, gerade zugegeben, dass er an mich gedacht hatte? An eine Person, die nicht mehr hässlicher und humorloser sein konnte?

"I-Ich gehe d-doch aus meinem Zimmer raus." Mit jedem Wort wurde meine Stimme leiser, bis man sie am Ende kaum mehr vernehmen konnte.

"Und wann?", fragte Niall nach.

'Wenn niemand sonst da ist und ich nicht so sehr aufpassen muss, fertig gemacht zu werden.', schoss es mir durch den Kopf, doch ich hielt meinen Mund.

Niall zog die Augenbrauen hoch und sah mich abwartend an.

"Naja, man-manchmal w-wenn.. niemand da ist.", sagte ich leise und senkte meinen Kopf. Er würde mich sicher für erbärmlich halten und nie wieder etwas mit mir zu tun haben wollen - nicht, dass er das tat.

Ich hörte nichts und hob dann vorsichtig meinen Blick vom Boden, um ihn auf den Engel vor mir zu richten. Seine Gesichtszüge waren weicher geworden, aber ich konnte keinen logischen Grund dafür erkennen.

"Warum nur dann?", fragte Niall ebenso leise und ich bildete mir ein Besorgnis aus seiner Stimme herauszuhören, aber das konnte natürlich nicht sein.

Ich seufzte kurz und beschloss ihm alles zu sagen. Ich hatte ja schon angefangen zu reden, also konnte ich ihm einfach alles erzählen. Ich brauchte sowieso wen zum Reden. Anders würde ich es nicht mehr lange aushalten.

"Weil meine Eltern und mein Bruder mich hassen und wenn ich nicht mache was sie von mir verlangen, dann sperren sie mich in meinem Zimmer ein oder schreien mich an, was für eine Missgeburt ich nicht bin und dass ich mich einfach verkriechen und am besten nie wieder sehen lassen soll.", antwortete ich ihm mit gebrochener Stimme.

Er sah mich ungläubig an und kam etwas näher zu mir. Vorsichtig streckte er eine Hand in meine Richtung aus und ich zuckte zurück in der Annahme, dass er mich schlagen wollte, weil er glaubte, ich hätte ihn belogen.

In seinen Augen konnte ich Verletzung, Resignation und Mitgefühl erkennen. Warum war er den verletzt? Er wollte mich doch schlagen, oder etwa nicht?

Vorsichtig ging ich den kleinen Schritt, den ich zurück gemacht hatte wieder nach vorne.

Niall hob seinen Kopf etwas höher und sah mir in die Augen, offensichtlich verwirrt von meinen Aktionen.

Ein weiteres Mal streckte er die Hand nach mir aus und als ich nicht zurück wich, schien er zu verstehen.

Langsam, um mich nicht noch einmal einzuschüchtern legte er seine Hand auf meiner Schulter ab und drückte sie leicht und aufmunternd.

Zuerst stand ich wie erstarrt da, doch als ich mir sicher war, dass er mir nichts Böses wollte, atmete ich tief durch und entspannte mich merklich. Er ließ seine Hand zaghaft über meinen Arm streichen, darauf bedacht keine hastigen und ruckartigen Bewegungen zu machen, als wäre ich ein verschrecktes Tier, das er zu beruhigen versuchte.

Ich schloss meine Augen ganz kurz und öffnete sie sogleich wieder. Ich durfte sie nicht zu machen! Was wäre wenn er nur den Unschuldigen spielt und sobald ich ihm vertraue, würde er mir weh tun?

Niall schien meine inneren Kämpfe zu bemerken und wollte mich vorsichtig zu sich ziehen.

Was machte er da?

Ich riss mich von ihm los und ging wieder ein paar Schritte zurück, brachte Sicherheitsabstand zwischen uns. Mit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an, wie ein Reh im Scheinwerferlicht.

Er schluckte und kam einen kleinen Schritt näher.

"Ich will dir doch nichts tun, Harry!", sagte er leise.

Wie schön mein Name nur klingen konnte, wenn man ihn nicht wie einen Fluch auf den Lippen aussprach.

Zögerlich kam ich wieder näher und dieses Mal sprach ich mir selbst in Gedanken gut zu.

Ich musste meine Angst überwinden, vielleicht war er wirklich so nett.

Zum dritten Mal streckte er seine Hand zu mir und legte sie wieder auf meiner Schulter ab. Ich gab mir einen Ruck, hob meinen Blick und sah Niall in die Augen.

In diese wunderschönen blauen Augen.

Und dieses Mal zuckte ich nicht zurück.

Nicht, als er mit seiner Hand über meinen Arm strich.

Nicht, als er weiter in Richtung meines Gesichts fuhr und dann sanft seine Hand auf meine Wange legte.

Und auch nicht, als er mich näher zu sich und in eine Umarmung zog.

Obwohl ich größer war als er schaffte ich es meinen Kopf an seiner Schulter zu vergraben und ich schloss langsam meine Augen. Gab mich dem Gefühl der Zufriedenheit und Sicherheit hin.

Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so geborgen gefühlt - wie machte Niall das nur?

Der blonde Engel drückte mich etwas fester an ihn und mit einem tiefen Ausatmen ließ ich die ganze Angespanntheit von mir fallen, drängte mich an ihn, suchte fast verzweifelt nach der schützenden Wärme.

Und Niall wieß mich nicht zurück. Er stieß mich nicht von sich weg. Nein, im Gegenteil, er verstärkte seinen Griff um mich noch und fuhr mir mit einer Hand beschützend über den Rücken.

Er war da. Für mich.

Er war die Person, die ich mir schon immer gewünscht hatte zu haben.

Jemand, der auf mich aufpasste und mich beschützen konnte.

Jemand, der mit mir sprach und mich nicht voreilig verurteilte.

Jemand, der mich so nahm, wie ich war.

Während mir Niall so über den Rücken und durch die Haare strich, beugte er sich weiter zu mir vor und flüsterte mir ins Ohr:

"Ich will dir nur helfen, Harry. Aber du musst mich lassen."

I don't believe you (Narry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt