10 || Ein Engel bei der Arbeit

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Kapitel 10: Ein Engel bei der Arbeit

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Vielleicht gab es ja wirklich so etwas wie Glück und Freude in meinem Leben.

Zumindest jetzt gerade schien es so. Ich wusste, dass es keine Garantie gab, dass es immer so gut bleiben würde, aber das spielte keine Rolle, denn gerade jetzt war es wunderbar. Gerade jetzt, wo ich es geschafft hatte, meine eigene Meinung zu sagen, wollte ich wissen, wie es war, durch und durch frei zu sein. Wie es war zu leben.

Niall und ich waren, nachdem wir meine Mutter getroffen hatten, schweigend nach Hause gegangen, seine Hand noch immer schützend auf meinem Arm. Jetzt saßen wir auf dem Sofa und genossen die Stille.

"Du bist viel zu gut für diese Welt.", sagte Niall auf einmal und ich schaute ihn fragend an. Was meinte er denn bitte damit?

Er schien zu begreifen, dass ich nicht verstand, drehte seinen Kopf zu mir, si dass sich seine blauen Augen in meine bohrten und fing an zu erklären.
"Deine Mutter hat dich jahrelang wie Dreck behandelt und du verzeihst ihr. Ich kenne niemanden sonst, der so selbstlos ist, vielleicht ein bisschen naïv, aber so selbstlos. Du würdest sogar jetzt noch dein Leben für deine Mutter aufs Spiel setzen, obwohl sie nichts für dich tut. Ich bewundere das. Ich bewundere dich."

Verblüfft starrte ich ihn an. Noch nie hatte irgendjemand so etwas berührendes zu mir gesagt. Für mich war es fast selbstverständlich anderen zu helfen, aber es hatte noch kaum wer anerkannt, geschweige denn sich bei mir bedankt.
Ich wusste nicht einmal, wann ich damit angefangen hatte, vielleicht war es auch nur eine Schutzreaktion auf das Verhalten, das mir von meiner Familie entgegen gebracht worden war.

Ich bewundere dich.
Hatte er das wirklich gesagt?

"Ahm.. danke.", murmelte ich leise. Ich wusste nicht wirklich, was ich machen sollte und begann nervös meine Finger zu kneten. Niall bekam das natürlich sofort mit, er war ein sehr aufmerksame Mensch wie es schien, und er legte vorsichtig eine Hand auf meine, um sie ruhig zu stellen. Als seine Haut auf meine traf, konnte ich ein Kribbeln durch meinen Körper laufen spüren und Wärme breitete sich in mir aus.

Was war das für ein Gefühl? Noch nie zuvor hatte ich so etwas gespürt. Aber mir war sofort klar, dass es eines dieser Gefühle war, die man nie wieder vergessen wollte.

"Bitte", sagte Niall leise und lächelte mich nachdenklich an. Er sah aus, als würde er aus einer anderen Welt sein, denn mir war noch nie etwas Schöneres unter die Augen gekommen.

Ich war im Gegensatz zu ihm doch gar nichts. Und obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte, endlich frei zu sein und machen was ich wollte, konnte ich diese selbstzweifelnden Gedanken einfach nicht aufhalten. Zu lange hatte ich mir immer wieder eingeredet, dass es einen offensichtlichen Grund gab, so schlecht von meiner Familie behandelt zu werden: mein Aussehen, mein Verhalten, einfach alles an mir stimmte nicht. Und jetzt, wo ich endlich wusste, was wirklich los war, hatten sich diese Gedanken so stark in mein Gehirn eingeprägt, dass es fast unmöglich war sie wieder los zu werden.
Wenn ich abgelenkt war, ging es, aber nun, während wir schweigend auf dem Sofa saßen und unseren Gedanken nachhingen, brachen sie wie eine Sturzflut auf mich ein.

Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich zu zittern angefangen hatte und erst als Niall mich fest umarmte, realisierte ich dass ich wie in meiner eigenen Alptraumwelt gefangen gewesen war. Eine Träne lief über meine Wange, als ich mich fragte, wie ich es jemals schaffen sollte, diese schlechten Gedanken über mich aus meinem Hirn zu verbannen.

Sanft strich Niall die Träne weg und hielt mich einfach fest. Er wusste immer genau, was er tun musste, um mich besser fühlen zu lassen.

"Alles okay, das wird schon.", beruhigte er mich.

"W-was, wenn mein V-vater re-recht gehabt hat und i-ich einfach nicht hier sein sollte?", wisperte ich leise, fast unhörbar. Meine Stimme brach weg und ich vergrub meinen Kopf an Nialls Schulter. Wo wäre ich nur, wenn es ihn nicht gäbe.
Niall schaute mich kurz entgeistert an, bis er merkte, dass ich meine Frage ernst gemeint hatte. Dann riss er seine Augen auf und drückte mich nur noch fester an sich.

"Denk das niemals. Es ist nicht falsch, Jungs zu mögen und dein Vater hat sich völlig bescheuert verhalten. Es ist nicht deine Schuld! Harry, du darfst dir nicht die Schuld geben. Du bist viel zu gut und engelsgleich.", redete er mir zu. Da hatte er wahrscheinlich uns beide verwechselt. Er war der Engel, nicht ich.

Es war schön, jemanden zu haben, der mich nicht für wertlos hielt und in dem "Danke", das ich ihm schickte, schwang meine ganze Dankbarkeit und Hoffnung mit. Er hatte es doch tatsächlich geschafft, dass ich mich nicht mehr wie das Allerletzte fühlte.

Es war schwer den alten Gewohnheiten zu entfliehen, doch so lange ich ihn an meiner Seite hatte, würde ich das schaffen.

Langsam beruhigte ich mich, doch ich wollte trotzdem nicht von meinem Platz nahe bei Niall weggehen. Er war wie mein persönlicher Magnet. Und Niall schien das auch nicht zu stören, denn er machte es sich einfach auf der Couch, mit mir praktisch auf dem Schoß und seine Arme noch immer im mich geschlungen, gemütlich.

Ohne viel zu tun verstrich der Tag und bald wurde es dunkler. Die Sonne sank und tauchte die Welt in ein strahlend oranges Licht. Niall und ich lagen inzwischen mehr auf dem Sofa, als dass wir saßen.

Das Wort, das diese Situation am besten beschrieb war eindeutig: Friede.

Doch die angenehme Stille wurde von meinem Magen unterbrochen, der sich gerade jetzt einbilden musste, Hunger zu haben. Meine Wangen zierte ein leichter Rosaschimmer und Niall lachte laut auf.

"Hungrig?", fragte er unnötigerweise und ich nickte.

Bevor ich es mir versah, war Niall aufgestanden, mich noch immer im Arm. Ich quieckte erschrocken auf und krallte mich an seinem T-Shirt fest. Er stapfte zur Küche und setzte mich dann vorsichtig auf einem Sessel ab. Mein Gesicht war inzwischen noch heißer geworden und ich verwettete mein Leben drauf, dass es schon fast einer Tomate glich.

"Nudeln okay? Oder willst du lieber was anderes?", fragte Niall mich mit prüfendem Blick. Ich musste lächeln und meinte nur: "Nudeln sind super."

Während Niall kochte, schaute ich ihm zu und half, wenn er Hilfe brauchte.

Es war schön.

'Wenn es doch immer so bleiben könnte.', schoss es mir durch den Kopf.

Niall drehte sich kurz zu mir um und lächelte mich breit an, dann wandte er sich schnell wieder den Nudeln zu, so dass sie ja nicht überlaufen konnten. Dieser eine kurze Blick reichte um diese eigenartige, wunderschöne Wärme in mir hoch steigen zu lassen.

Und dann wurde mir klar: Vielleicht konnte es das ja.

*****

Hey :) hier ist mal wieder ein neues Kapitel..

Vorausichtlich nur mehr zwei Kapitel (möglicherweise drei).. ich hab überlegt, ob ich die Story länger machen sollte, aber irgendwie finde ich, dass es sich dann zu sehr in die Länge ziehen und gekünstelt ausschauen würde..

Danke für alle Reads, Votes und Kommentare!! :*

I don't believe you (Narry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt