Kapitel 2:

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Am nächsten Tag, als ich mich fertig mache, um Nachhause zu fahren, verändert sich plötzlich alles. Ich stehe auf dem Gelände, wo Natascha noch vor einigen Tagen trübselig auf die Wand starrte. Es ist alles so still und ich will mich am liebsten im Schneidersitz auf den Boden sitzen und meditieren, als plötzlich ein Agent hineinstürmt und auf mich zu kommt. Er ist Mitte dreißig und ich habe ihn schon am Eingang der Basis beim Vorbeigehen gesehen. Er hat wahrscheinlich einen hohen Rang bei S.H.I.E.L.D, was man an seiner Uniform erblicken kann.

„Ein Sensor-Alarm auf dem Dach."

„Wieso? Ist etwas passiert?"

„Wir haben womöglich einen fremden Besuch. Wir wissen nicht genau, was los ist, deswegen sollen Sie da rauf und nachsehen."

Schlau erdacht. Wenn nichts ist, geht alles auch seinen normalen Weg weiter. Wenn etwas ist, kommen mir die Avengers zur Hilfe. Ich möchte natürlich aus keiner Mücke einen Elefanten machen.

„Gut, ich gehe hoch."

Ich glaube, dass dieser Agent, mit dem ich über Funk in Kontakt bleibe, mir diese Arbeit gegeben hat, weil ich sonst die letzten Tage nichts tat, außer Trübsal blasen und über alles nachzudenken. Und womöglich kommt er auch zu mir, weil ich zu dem Zeitpunkt in dem Raum bin, der direkt in Verbindung zum Dach steht.

Ich laufe ins Treppenhaus hoch, stoße die Tür auf und stehe auf dem Dach, das mit Kiesel übersäht ist.

„Was ist da oben los, Agent Nelson?", fragt der Agent.

„Mit dem Sensor-Alarm hatten Sie mal Recht. Aber ich sehe nichts. Einen Moment..."

Ich konzentriere mich auf den Alarm und, wie er ausgelöst wurde. Womöglich eine Störung der Satelliten oder dem Alarm. Das ist jedenfalls meine erste Theorie. Aber als ich den Moment, bevor der Sensor-Alarm ausgelöst wurde, das Dach erblicke, sehe ich eine Schar von Insekten, das auf das Dach landet und schließlich wegfliegt. Und da erblicke ich etwas völlig Seltsames. Ich erschrecke mich nicht, weil ich in dieser Welt schon zu viel gesehen habe, aber das ist wirklich nicht mehr normal. Ein Mensch, der in einem rot-schwarzem Anzug mit Helm und alles Drum und Dran, steht drei Meter vor mir. Aber so hätte ich ihn niemals erblickt, hätte meine Vision kein genaues Auge auf ihn geworfen. Denn er ist gerade mal so groß, wie mein Fingernagel.

„Schon gut, sie kann mich nicht sehen.", flüsterte die männliche Person in meiner Vision, der sich gegen sein Kieselsteinchen lehnt.

„Ich kann Sie sehen.", murmele ich sofort.

„Sie kann mich sehen."

In dem Moment entlarvt er sich nicht mehr als ein ganz kleiner Zwerg, sondern als einen ausgewachsenen Menschen, der sich wenige Meter vor mir erhebt. Seine Rüstung ähnelt die von Sam und ich mustere ihn wenige Sekunden, bis ich erst realisiere, was er tun kann. Er drückt einen Knopf über seinem Ohr und ich kann das Gesicht des Mannes erblicken. Braune Haare, hellgrüne Augen und bestimmt über dreißig Jahre alt.

„Hi, ich bin Scott."

„Was willst du hier?", frage ich trocken.

„Erst mal, ich bin ein riesen Fan."

„Danke. Also, wer bist du?"

„Ich bin Ant-Man."

Ich kann mir ein kurzes Lachen nicht verkneifen und schaue ihn mit erhobenen Augenbrauen an.

„Ant-Man?"

„Iron Man war schon vergeben, richtig? Noch nie von mir gehört?" Er lächelt und schüttelt kurz den Kopf. „Natürlich hast du noch nie von mir gehört."

„Sagst du mir auch, was du hier willst?"

„Ich wollt' nur ein technisches Gerät ausleihen." Er deutet auf die Lagerhallen neben der Basis. „Nur für ein paar Tage. Ich bring's auch wieder zurück. Ich brauch's um die... na ja, um Welt zu retten. Kennst du ja sicherlich."

„Ja, allerdings." Ich gehe auf ihn zu und drücke den Funkknopf. „Eindringling lokalisiert, ich bring' ihn rein."

Als ich seinem Oberarm ergreifen will, schließt er seinen Helm wieder und verkleinert sich wieder in Minigröße.

„Tut mir echt leid!"

Mit großen Augen greife ich ins Leere und starre zu Boden, wo er genau auf mein Gesicht zuspringt und ich einen festen Schlag gegen die Wange bekomme und nach hinten geschleudert werde. Jetzt erschrecke ich mich, weil so ein winziges Ding dennoch viel Mumm hat, einen solchen Schlag auszuüben. Sofort stehe ich wieder auf den Beinen und sehe durch eine Vision, dass er unten im Gras auf die Lagerhalle zuläuft. Schnell ist er auch noch, verdammt.

„Eindringling ist männlich mit einer Art... Schrumpf-Technik!"

Ich springe vom Dach herunter und renne über die Wiese zu Ant-Man, wo ich auf ihn treten will, als er wieder hochspringt und mir mehrere Schläge verpasst. Von weitem würde man glauben, dass die Luft mit mir einen Streich spielt, aber es ist tatsächlich ein Mann in einem Anzug, der ihn in die Größe einer Ameise schrumpfen lässt. Ich bilde einen Eiszapfen und wirbele ihn um meinen Körper herum, bis er mir mehrere Schläge verpasst.

„'Tschuldigung! Tut mir echt leid!"

„Das reicht jetzt!", schreie ich und, als ich sehe, dass er wieder auf mich zukommt, schlage ich mit der Faust genau auf den kleinen Mann, der dann wieder in seine normale Größe kommt und wir normal weiterkämpfen.

Doch dies dauert nicht für lange, als er sich wieder verkleinert und ich mich wie verrückt im Kreis drehe, um zu sehen wo er ist, aber ich kann ihn nirgends mehr erblicken. Plötzlich kommt er in seiner normalen Größe hinter mir, springt auf meinen Oberkörper und schleudert mich im Salto nach hinten, wobei ich ihm Schläge verpassen will und er mich dann nach oben hinweg schleudert, wobei ich vier Meter weiter auf das Gras aufpralle. Mit einer weiteren Vision erblicke ich ihn, wie er mit einer fliegenden Ameise in die Lagerhalle verschwindet ich dort ebenfalls hineintrete. Doch er ist verschwunden. Und ich gebe auf.

„Habe Sichtkontakt zum Eindringling verloren."

Freya: The Ant-ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt