Chapter 36

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„He, Josh!“, raunte plötzlich Aron, der hinter uns aufgetaucht war. „Dennis sagt, wir sollen hier unauffällig raus. Wir treffen uns beim Nordflügel. Und lasst euch nicht von den Verbrechern dabei sehen.“

Zwar tanzte Aron mit dem fremden Mädchen, das vorhin auf ihn zugerannt war, aber er redete so leise, dass sie kein Wort verstehen konnte.

„Geht klar. Wir informieren noch Sophie“, sagte Josh. Dann tanzten wir weiter.

Kurz vor dem nächsten Partnerwechsel erreichten wir Sophie, sodass Josh mit ihr weitertanzte und ihr die Nachricht überbrachte, während ich einen anderen suchte.

Zuerst hoffte ich jemanden wie Marvin zu finden, aber das war schier aussichtslos. Ich sah nur Dennis, aber der hatte bereits wieder eine Partnerin.

Schließlich fand ich einen Mann, der immerhin keine Labertasche und auch keiner unserer Ex-Nachbarn war, von denen inzwischen fünf auf dem Ball herumgeisterten. Noch waren wir zwei in der Überzahl. Blieb nur zu hoffen, dass unsere Feinde so schnell keine Verstärkung erhalten würden.

Wenn ich eins aus den diversen Büchern, die ich bereits gelesen hatte, gelernt hatte, dann war das folgendes: Die Gefahr lauert hinter jeder Ecke.

Die nächste Gefahr lauerte jedoch nicht hinter einer Ecke, sondern hinter einer Gruppe Männer und Frauen beim Partnerwechsel, und zwar in Form eines unserer Ex-Nachbarn.

Wenn ich mich nicht irrte, war es einer der Männer, die zur Verstärkung gekommen waren, und er schien es auf mich abgesehen zu haben.

So schnell ich konnte, eilte ich in die entgegengesetzte Richtung, wurde jedoch keine drei Schritte weiter von einem weiteren Verbrecher gepackt.

„Da bist du ja endlich. Besser, du machst dich langsam mal nützlich, sonst kommt einer von uns noch auf die Idee, dich zu beseitigen“, raunzte der Mann und schleifte mich zu seinen Kollegen.

„Hey!“, fluchte ich. „Lasst mich gefälligst gehen!“ Wütend schlug und trat ich um mich, aber es half nichts. Unbarmherzig wurde ich in ihre Mitte gestoßen.

„Hör uns jetzt gut zu“, sagte der Mann, der von Anfang an hier gewesen war. „Denn wenn du diesen Auftrag versaust, kannst du mit deinem Leben abschließen, verstanden?“

„Ich bin schließlich nicht so hohl wie ihr“, knurrte ich, nicht ganz sicher, ob das eine gute Antwort war. Wohl eher nicht.

Finster spähte ich Richtung Nordflügel. Viel zu weit weg, um ihn zu erreichen. Verdammt.

Aber … Moment. Alle waren versammelt – und zwar auch meine Doppelgängerin! Das durfte doch nicht wahr sein! Wenigstens Aron musste doch erkennen, dass das nicht ich war!

„Tja, da hinten sind die armen Schlucker“, grinste einer der Männer, der meinem Blick gefolgt war. „Denken wohl, wir bemerken sie nicht.“

„Moment“, sagte ein anderer. Langsam trat er vor und packte mich so fest, dass es wehtat. „Täusche ich mich, oder haben wir den falschen Vogel gefangen?“

„Lass mal sehen.“ Mein Kinn wurde hochgehoben, aber da ich noch allzu gut wusste, wie die letzten Finger geschmeckt hatten, in die ich gebissen hatte, ließ ich es mir gefallen.

„Ach, verdammt, es ist die Falsche!“, schimpfte ein Mann und stieß mich wütend weg. Aber noch bevor ich mich aus dem Staub machen konnte, wurde ich von einem weiteren Verbrecher gepackt und zurückgezogen.

„Welch ein Glück, würde ich sagen.“ Ein gemeines Lächeln schlich auf sein Gesicht. „Ich liebe es, Geisel und Köder zugleich zu haben.“

Ich nicht!, dachte ich und sah, wie Aron wild fuchtelnd umdrehte und gerade zwischen die Tanzenden stürzten wollte, als Dennis ihn zurückhielt. Für einen Moment sahen sie mir direkt in die Augen, dann wandte ich mich ab.

Das letzte Tor - Kein ZurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt