~ We are what we believe we are. ~
- C. S. Lewis
»Ich geh' ja schon«, brummte Dean und erhob sich - er dachte, es war eine verdeckte Aufforderung gewesen, sich um unseren Sohn zu kümmern.
Erst jetzt verstand ich Sams und Jessicas Anspielungen darauf, dass ich sehr gut aussah. Ich war schwanger gewesen. Und mit der Alarmanlage meinte Jenna auch nicht wirklich eine Alarmanlage, sondern ein Babyfon.
»Ich hab' mich die ganze Nacht um Neil gekümmert, jetzt seid ihr wieder dran«, meinte Jeremy.
Dean hob die Hand. »Schon dabei.«
Er verschwand im Haus und sofort folgte ich ihm.
»Ich war schwanger?«, rief ich.
Der Winchester blieb stehen und wandte sich mir mit fragender Miene zu.
»Seid ihr vollkommen verrückt? Das Kind ... es ist ... ein Nephilim! Es wird gejagt und getötet! Oder vielleicht ist es noch schlimmer, vielleicht ist sogar ein -«
»Dad?«, erklang auf einmal eine kindliche Stimme.
Ich sah an Dean vorbei. Ein kleiner Junge mit lockigen Haaren und grünen Augen stand dort.
Oh Gott, es ist gewachsen, war das Erste, was mir durch den Kopf schoss.
»Falls du nicht mehr weißt, wer das ist«, sagte Jeremy, der in diesem Moment hinter mir erschienen war, »das ist dein zweiter Sohn - Jake.«
Dean musterte mich vollkommen verwirrt, dann wandte er sich ab und begrüßte seinen Sohn.
»Catherine«, sagte da auf einmal eine Frauenstimme, und erst da bemerkte ich die blonde Frau und den dunkelhaarigen Mann hinter meinem Sohn.
Ich stockte. Das waren John und Mary Winchester. Ich war mir sicher, dass sie es waren. Mary hatte ich damals in einer Vision gesehen, als ich Sam berührt hatte, und John als eine Art Geist.
»Hey«, sagte ich nur langgedehnt, und da kam auch schon meine Schwiegermutter auf mich zu und umarmte mich.
»Danke, dass ihr Jake uns für diese Woche überlassen habt«, bedankte Mary sich, als sie sich von mir löste. »Es war schön, unseren Enkel wieder mal zu sehen.«
Ich betrachtete Jake. Dieser Junge wirkte wie zwölf, was nicht sein konnte, denn dann müsste ich ihn in meiner High-School-Zeit bekommen haben.
»Kitty-Cat«, sagte John auf einmal, und bei diesem Namen zuckte ich zusammen. Ohne Vorwarnung fiel mir der Mann um den Hals. Ich war überrascht über diese ehrliche und offene Freundlichkeit, denn laut Sam und Dean war John nicht gerade der Vater des Jahres gewesen.
Aber Moment ... Mary war gestorben, als Azazel Sam sein Dämonenblut gegeben hatte, doch nun lebte sie. Das war vielleicht ein Grund für Johns weiterhin freundliches Verhalten; er wurde ja erst nach Marys Tod zu einem gefühllosen Idioten.
Und Sam? Er hatte augenscheinlich Jura studiert, und war nun mit Jessica verheiratet. Auch sie lebte, woraus ich schlussfolgerte, dass Azazel niemals existiert hatte. Genauso wenig wie Engel.
Das hieß ...
Ich bin ein Mensch.
Ich stockte, als mir dies klar wurde.
Ich bin ein ganz normaler Mensch, mit einem ganz normalen Leben.
Aber warum lebte meine Mutter nicht mehr? Sie war gestorben, weil Azazel sie getötet hatte.
Ich wusste es nicht.
»Mum?«, erklang auf einmal Jakes fragende Stimme, die mich zurück in das Hier und Jetzt riss.
Er stand vor mir. Seine grünen Augen, die er augenscheinlich von Dean hatte, starrten mich an.
»Hey, mein Großer«, sagte ich beinahe automatisch und fuhr ihm mit der Hand durch seine Haare. »War's schön bei Oma und Opa?«
Er nickte nur langsam, dann riss er sich von mir los. »Wo ist Neil?«
Wie aufs Stichwort kam Jenna mit meinem zweiten Kind die Treppe hinuntergelaufen.
Entzückt lief Mary auf ihn zu. »Du bist aber groß geworden«, sagte sie und streichelte sanft über Neils Wange.
Da klatschte David in die Hände. »Gut. Weil ja nun alle da sind, können wir mit dem Essen beginnen.«
Wir gingen nach draußen in den Garten, wo bereits Teller und Besteck aufgestellt worden waren. Die Leute ließen sich nieder, alle bis auf mir und David. Mein Vater servierte zu dem Gemüse, welches Jenna bereits aufgestellt hatte, das Fleisch.
Mein Blick blieb an den Versammelten hängen. Ich wusste nicht, was ich von diesem Bild halten sollte, von dieser Situation halten sollte. Es war nicht richtig, das hier war, konnte nicht real sein.
Es war eine Familie, alle lebten und schienen glücklich.
Und das hast du dir doch schon immer gewünscht.
Schweigend ließ ich mich am Tisch neben Dean nieder und zwang mich sogar zu einem Lächeln, als John einen Witz erzählte. Alle lachten, bis auf Jeremy, doch der schien sowieso nur die Hälfte der Leute zu mögen und die Situation um sich herum vollkommen zu hassen.
»Und, Cat, wie läuft's mit deinem Job?«, fragte John mich auf einmal.
Ich verschluckte mich vor Schreck an meinem Essen, und verwirrt sah ich auf. »Job?«, fragte ich. »Du meinst ... als ... Historikerin?«
»Professorin«, verbesserte der Mann stirnrunzelnd. »Ich dachte, du seist Professorin?«
Sofort nickte ich. »Ja, klar, Professorin für -«
»Geschichte«, beendete Jeremy mit finsterer Miene. »Müssen wir das jedes Mal aufs Neue durchgehen?«
John wandte sich ihm mit einem kalten Blick zu. Ich stockte und hielt unterbewusst den Atem an. Irgendwie befürchtete ich, dass die Situation nicht gut enden würde.
John legte langsam sein Besteck beiseite und straffte seine Haltung. »Das letzte Mal haben wir uns vor einem Jahr gesehen. Kannst du dich noch daran erinnern, was ich da zu dir gesagt habe?«
»John ...«, versuchte Mary ihren Mann zu besänftigen, und vorsichtig legte sie ihre Hand auf seinen Unterarm. Er ignorierte es.
»Meinst du das »Ich sollte dich verprügeln, bis du weißt, was Respekt bedeutet«?«, gab Jeremy provokant zurück, den starren Blick des älteren Mannes unbeeindruckt erwidernd.
»Davor sagte ich was anderes, bevor du dich im Ton vergriffen hast. »Du solltest dir was anständiges suchen, Junge, und dich nicht von deiner Mutter bewirten lassen«, das habe ich gesagt. Jetzt bist du 25 -«
»Und du bist nicht mein Vater«, unterbrach Jeremy John barsch. »Das habe ich dir gesagt. Was ich mit meinem Leben mache, geht dich 'n Scheißdreck an.« Der junge Mann richtete sich auf und warf das Besteck auf den Teller, so dass es laut klirrte und Jenna zusammenzuckte. »Und ich sag's dir nur noch einmal. Lass mich, verdammt noch mal, in Ruhe! Nur weil deine Söhne ja alles so ach-so-toll auf die Reihe kriegen, hast du noch lange nicht das Recht, anderen zu sagen, wie sie ihr Leben leben sollen.«
Jeremy lief an mir vorbei und auf die Tür nach drinnen zu.
»Wie ich diese Familientreffen hasse«, hörte ich ihn nur aufgebracht murmeln, bevor er verschwand.
Scharf sog ich die Luft ein und lachte leise auf. »Das wär' ja beinahe eskaliert. Ich hab' schon Blut gesehen.«
Erst nach einigen Lidschlägen bemerkte ich, dass mich die anderen fassungslos anstarrten.
»Ich meine, das wär' grauenvoll gewesen«, sagte ich schnell und schüttelte den Kopf, da ich bemerkte, dass alles, was ich sagte, nur vollkommener Mist war. »Ich werd' mit ihm reden.«
Mit diesen Worten schob ich den Stuhl nach hinten, erhob mich und folgte Jeremy ins Haus.1134 Wörter
Sie haben sogar zwei Kinder! Höhö 😂😂
Wie findet ihr die Beziehung zwischen John und Jeremy?
Ja, klar ist John freundlicher und herzlicher, weil seine Frau nicht tot ist, aber ich dachte mir, dass seine militärische Ader doch noch manchmal durchgreift, und dieses kalte Etwas existiert.
Wie findet ihr Cats Reaktionen auf alles?
Warum, glaubt ihr, hasst Jeremy diese Familientreffen so?
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Danke für die ganzen Besserungswünsche ❤ ich seh zwar aus wie ein Backenhörnchen, aber die Schmerzen sind auszuhalten.
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Lost || Supernatural Staffel 9
FanfictionBuch 7 »Die Engel fielen, und mein Herz setzte aus.« Cat erwacht an einem alt bekannten Ort. Doch das Leben ist nicht alt bekannt. Die Realität ist vollkommen verdreht: Sie trifft einige Leute zum ersten Mal, und doch scheinen sie sie zu kennen. And...