Der nächste Morgen war nicht sonderlich angenehm. Dean war sauer auf mich, ebenso wie Jake. Zudem musste ich mich um ein schreiendes, einjähriges Baby kümmern, und ich hatte wirklich keine Ahnung, wie man das anging.
Hilflos wickelte ich das weinende Kind, dann trug ich es herunter in die Küche, wo Dean Jake etwas zu essen machte. Mein ältester Sohn funkelte mich finster an, dann wandte er sich seinen Pfannkuchen zu. Schweigend setzte ich Neil in den Hochstuhl. Ich nahm eines der Gläser mit dem Babybrei und begann den Kleinen zu füttern. Zumindest versuchte ich es, doch er wich jedes Mal den Löffeln aus.
»Bitte, Neil«, flehte ich und zwang ihm den Brei energischer auf, bis er schließlich anfing, zu weinen. Ich stöhnte genervt auf und wollte ihn aus dem Hochstuhl heben, als auf einmal das Telefon klingelte.
Dean nahm ab, meldete sich mit »Familie Winchester« und wartete ab, was der andere am Hörer sagte. Neil im Arm haltend beobachtete ich ihn. Dean zog seine Stirn verwundert in Falten, dann wandte er sich an mich.
»Hier ist jemand, der behauptet, deine Mutter zu sein«, sagte er.
Ich hielt in der Wippbewegung inne, und Neil wimmerte leise, während ich meinen Mann entsetzt anstarrte. Mit zittrigen Händen ließ ich mir von ihm das Telefon geben.
»Hallo?«, fragte ich zögernd.
»Catherine ...?«
Kurz schloss ich die Augen und ich atmete tief durch. »Hören Sie mal, meine Mutter ist tot. Sie ist bei einem Hausbrand gestorben. Wenn Sie noch mal hier anrufen, rufe ich die Polizei wegen Betrug ... oder so ...« Ohne eine Antwort abzuwarten, legte ich auf.
»Ich dachte, deine Mutter ist bei einem Autounfall gestorben?«, fragte Dean verwirrt.
Ich antwortete nicht, sondern reichte ihm das Telefon. Ich war vollkommen abwesend. Meine Mutter lebte? In dieser Welt? War das möglich?
»Mein Bus kommt gleich«, sagte Jake auf einmal und erhob sich. »Tschüss, Dad ...« Er nahm seinen Ranzen und stürmte aus dem Haus.
»Ist alles in Ordnung, Cat?«, fragte Dean mich besorgt, da ich geistesabwesend irgendwo hinstarrte.
Benommen schüttelte ich den Kopf, und sah ihn mit einem festen Blick an. »Alles bestens.«Dean fuhr zur Arbeit und ließ mich mit Neil allein. Augenscheinlich hatte ich mir für mehrere Wochen frei genommen.
Ich setzte mich mit meinem Sohn ins Wohnzimmer und spielte in der Spielecke mit ihm. Bauklötze, Stifte, Kuscheltiere - halt mit allem, was ich finden konnte. Es machte sogar Spaß und es lenkte mich von dem Anruf ab, und das war die Hauptsache.
Kurz vor Mittag klingelte es plötzlich. Ich hob Neil hoch und ging zur Tür, doch als ich sie öffnete, stand dort niemand. Verwundert sah ich mich um und mein Blick fiel auf die Fußmatte, auf der ein Zettel lag. Ich hob ihn auf und las ihn mir durch. Eine Adresse. Auch wenn kein Name darauf stand, wusste ich, von wem sie war. Noch einmal sah ich mich um, bevor ich den Zettel in der Hosentasche verschwinden ließ und zurück ins Haus ging.
Ich versuchte die nächsten Stunden das Stück Papier zu ignorieren, doch war das schwerer, als gedacht. Letztendlich zog ich Neil wärmere Sachen an, setzte ihn in das zweite Auto von uns in einem Kindersitz auf dem Rücksitz und fuhr zu der entsprechenden Adresse.Ich hielt vor dem kleinen Haus, welches auf mich einen friedlichen Eindruck machte. Ich stieg aus, Neil ließ ich im Wagen. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich spürte, wie ich leicht zu zittern begann - ich hatte Angst. Angst, enttäuscht zu werden, und Angst, sie zu sehen. Meine Mutter.
Langsam ging ich die Stufen zur Veranda hinauf und lief dann auf die Tür zu. Ich hob die Hand zum Klopfen, doch stockte ich. Etwas in mir ließ es nicht zu, verhinderte eine Bewegung. Ich starrte das Holz an. Alles zog an mir, doch zu klopfen oder zu klingeln. Aber was wenn ... was wenn wirklich die Frau öffnete, die meine Mutter war? Wie würde sie reagieren? Wie würde sie mich empfangen? Und vor allem - wie würde ich damit umgehen können?
Verzweifelung, Angst, Hilflosigkeit erfüllte mich und brachte mich schließlich dazu, umzudrehen und zurück zum Auto zu gehen. Zitternd setzte ich mich hinein, Neil ließ ein leises Geräusch von sich. Ich blickte starr nach vorn, mit den Gedanken noch bei dem Anruf, dem Zettel und dem Haus zu meiner rechten.
Das Klingeln meines Handys riss mich zurück, und vor Schreck zuckte ich zusammen. Mit pochendem Herzen fischte ich es aus meiner Tasche und nahm ab.
»Cat, hast du Zeit?«, erklang Jennas zittrige Stimme. Es hörte sich an, als hätte sie geweint.
Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht, als könnte dies alle schlechten Gefühle davonwischen. »Ja, klar. Ich komm' vorbei.«Mit Neil im Arm betrat ich das Haus meiner Eltern. Jenna sah ziemlich fertig aus. Ihre Augen waren gerötet vom vielen Weinen, ihre Haare vollkommen zerzaust. Zudem trug sie ein weites Shirt und eine Jogginghose, und sofort fiel mir auf, dass der Ehering an der Hand fehlte. Das passte nicht zu ihr. Sie war von Beruf Geschäftsfrau gewesen und hatte stets auf ein gepflegtes Aussehen geachtet; und ich bezweifelte, dass sich dies in diesem Universum geändert hatte.
Jeremy warf mir einen schweigenden Blick zu, nahm mir Neil ab und verschwand mit ihm im Garten.
»Was ist los?«, wandte ich mich an Jenna.
Abrupt trat sie einen Schritt auf mich zu und ergriff meine Hände, die sie fest und unsanft drückte. »Weißt du, von einer Affäre deines Vater?«, fragte sie mich, ohne den eindringlich Blickkontakt zu unterbrechen.
»Was?«, fragte ich perplex.
Die Frau antwortete nicht, sondern riss sich von mir los und lief die Treppe nach oben. Ich folgte ihr in Davids Arbeitszimmer.
»Ich bin mir sicher, dass er eine hat«, meinte sie nur. »Seit Wochen verheimlicht er etwas vor uns, vor mir. Ich bin mir sicher, dass da eine andere Frau ist.« Sie riss eine Kommode auf und kramte darin herum. »Er war so distanziert, kam spät nach Hause.« Sie sah mich an. »Ich sag' dir, da ist eine andere Frau!«
Verzweifelt durchsuchte sie weiter die Schubladen.
»Jenna ...«, seufzte ich, und langsam ließ ich mich auf dem Sessel nieder. »David würde dich niemals betrügen.«
»Oh, doch, das würde er. Weil ich versagt habe. Ich bin eine Versagerin!«
»Du hast nicht versagt, Mum«, sagte ich, und erst als ich es ausgesprochen hatte, wurde mir bewusst, wie ich sie soeben genannt hatte.
Das letzte Mal ist Jahre her ...
Sie sah mich an. »Doch. Und weißt du, wieso? Weil ich nicht sie bin. Bei ihr war alles so einfach. High-School, Ehe, dich zu bekommen.«
Ich ließ langsam den Blick sinken, denn ich wusste, von wem sie sprach - meiner Mutter.
Anscheinend werde ich sie nicht mehr los.
Meine Mutter und Jenna waren High-School-Freundinnen gewesen. Sie waren wie Schwestern, weswegen Jenna und David auch meine Patenschaft übernommen hatten.
Langsam erhob ich mich und trat auf die blonde Frau zu. »Du hast nur Angst, das ist alles«, versuchte ich sie zu beruhigen, und da wurde mir etwas klar. »Das haben wir alle.«
Sie ergriff meine Hände und drückte sie sanft.
»Ich muss was erledigen«, sagte ich entschlossen. »Es wird alles gut werden. David ist nicht der Mensch, der jemanden betrügt. Er hält zu seiner Familie. Immer.« Ich löste mich aus ihrem Griff. »Ich lass Neil heute bei euch, wenn's kein Problem ist. Ich brauche etwas Zeit.«1214 Wörter
It's friday! Muss heute noch den 30-Minuten-Lauf machen -.-
Das vorletzte Kapi, bevor herauskommt, wo Cat ist.
Was, denkt ihr, wird geschehen?
Ich wollte etwas "Drama" mit reinbringen, weswegen Jenna die Sache mit David anspricht.
Denkt ihr, das stimmt? Ich werde nicht weiter darauf eingehen, würde aber gerne eure Meinung wissen xD
Und der Anruf der Mutter: Glaubt ihr, das ist sie?
Eigentlich müsste jemand mal eine AU-Ff zu der Ff schreiben. Wär lustig xD
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Lost || Supernatural Staffel 9
FanfictionBuch 7 »Die Engel fielen, und mein Herz setzte aus.« Cat erwacht an einem alt bekannten Ort. Doch das Leben ist nicht alt bekannt. Die Realität ist vollkommen verdreht: Sie trifft einige Leute zum ersten Mal, und doch scheinen sie sie zu kennen. And...